Interview Interview: Alfred Molina: Für «Spider-Man» zum Knecht werden
New York/dpa. - Alfred Molina spielt in «Spider-Man 2» denBösewicht Dr. Otto Octavius. Als «Doc Ock» nach einem missglücktenExperiment mit tödlichen Tentakeln macht er Peter Parker aliasSpider-Man (Tobey Maguire) das Leben schwer. Der vielseitige BriteMolina (51) schlüpft gerne in extrem unterschiedliche undanspruchsvolle Rollen. Er spielte einen Iraner in «Nicht ohne meineTochter» (1991), einen Russen in «Brief an Breschnew» (1985), einenFranzosen in «Chocolat» (2000) und den mexikanischer Maler DiegoRivera in «Frida» (2002). Zuletzt war er als Ablasshändler Tetzel in«Luther» (2003) zu sehen. Zurzeit steht er als Milchmann Tevje in«Anatevka - The Fiddler on the Roof» auf einer New Yorker Broadway-Bühne.
Frage: «Was dachten Sie von dem Drehbuch zu «Spider-Man 2» als Siees zum ersten Mal lasen?»
Molina: «Mir hat es sehr gefallen. Diese Drehbücher sind auf daswesentliche reduziert: Handlung und Entwicklung der Figuren. Wenn mansolche Filme macht, dann weiß man von vorneherein, dass es nichtShakespeare ist. Es geht nicht um einen komplexen Text, sondern umeine vielschichtige Story. Dieser Film ist ein ganz großartigesBeispiel für eine brillante Erzählweise. Als Schauspieler muss ichmich der Story einfach unterordnen und auf eine gewisse Weise ihrKnecht werden. Dann ist man am Ende auch nicht enttäuscht. Hier gehtes im Spezialeffekte, perfekte Action, schnelle Handlung, deshalbgeht man ja auch in den Film. Keiner schaut sich Spider-Man an, weilihn die Feinheiten in der Ehe des Nebendarstellers interessieren.»
Frage: «Sie werden gerne als der Typ beschrieben, den jeder vonirgendwo her kennt, aber an dessen Name sich keiner erinnert. FühlenSie sich wohl in der Rolle?»
Molina: «Natürlich, das schmeichelt mir sogar. Wenn das Publikumdie Rolle begreift, aber den Schauspieler nicht erkennt, dann ist dasein Kompliment für meine Arbeit. Mein Ego wird dadurch nichtangekratzt, im Gegenteil. Es bedeutet, dass ich, Alfred Molina,genügend mit dem Charakter verschmolzen bin. Wenn die Leute sagenwürden: War ganz okay, aber ich konnte die ganze Zeit nichtvergessen, dass es Fred Molina war, dann wäre ich weniger zufrieden.Ich war nie der Typ für den schönen Hauptdarsteller. Dafür sehe icheinfach zu schrullig aus, ich bin zu groß, mein Gesicht ist zuflächig. Ich werde nie den Romeo spielen, aber ich kann Romeos Freundspielen - oder den Typen, der Romeo umbringen will.»
Frage: «Haben Sie sich jemals geschworen, nie kommerzielle Filmezu drehen?»
Molina: «Meine Freunde fragen mich schon: Das ist doch dieHollywood-Maschine. Warum machst du solche Filme? Aber ich habeniemals irgendwas geschworen. Ich wollte Schauspieler sein und ichwollte arbeiten und davon leben können. Ich habe Werbefilme gedreht,künstlerische Filme, schlechte Filme, TV-Shows, Soaps, alles. Inmeiner Karriere ging es immer darum, den nächsten Auftrag zubekommen. Es macht Spaß, oft hin und her zu springen. Und um ganzehrlich zu sein: Einen Film wie "Spider-Man" zu drehen, zahlt sichaus. Dafür kann ich wieder neun Monate für einen Hungerlohn auf derBühne stehen. Das könnte ich mir ohne "Spider-Man" nicht leisten. Ichwürde nie auf kommerzielle Filme herabschauen, einfach weil ich damitsehr viel Geld machen kann.»