Voller Nostalgie statt Ostalgie Inka Bause zwischen Musik und Bauer sucht Frau

Halle (Saale) - Inka singt wieder. Und erzählt. Zehn Jahre nach der Veröffentlichung ihres letzten Albums gönnt sich die Sängerin und Moderatorin („Bauer sucht Frau“) eine eigene Tournee. Ihre ganz persönlichen „Lebenslieder“ will sie dabei singen und sich gemeinsam mit dem Publikum an längst vergangene Zeiten erinnern. Über den Konzertabend, den sie sich zum 50. Geburtstag schenkt, ihre zwei Leben nach der Wende, ihre Vorbildrolle und ihren Lieblingsbauern hat Inka mit MZ-Redakteurin Kornelia Noack gesprochen.
Inka, andere gehen zu ihrem 50. Geburtstag nett essen - Sie gönnen sich eine Konzerttournee. Gar nicht so schlecht!
Inka Bause: (lacht) Ich glaube, nett essen gehen werde ich trotzdem. Man wird schließlich nur einmal 50. Wobei meine Mutter sagen würde: Du weißt doch noch gar nicht, ob du 50 wirst, das ist doch erst im November. Ich liebe ihren staubtrockenen Humor.
Warum gerade jetzt eine Tour?
Für eine Frau ist die 50 ja doch eine ganz schöne Zahl, und ich habe schon lange überlegt, was ich mache. Ich bin manchmal wie ein Eselchen, das nur läuft, wenn es eine Möhre vor der Nase hat. Also habe ich mir meine Möhre quasi selbst vor die Nase gehängt. Ich komme gerade überhaupt nicht zum Nachdenken und freue mich so diebisch auf alles, was in den nächsten Monaten vor mir liegt. Genau so habe ich mir das gewünscht.
Das letzte Album liegt zehn Jahre zurück. Wie kommt es, dass es Sie jetzt wieder zur Musik zieht?
Da ist irgendwie die 50 schuld. Ich möchte ja nicht anderen Sängern Konkurrenz machen und das ganze Ding jetzt richtig ankurbeln. Eigentlich sollte auch gar kein Album herauskommen, sondern nur eine Tournee.
Aber es hatte sich herumgesprochen, eine große Plattenfirma kam auf mich zu und dann hieß es: Wir wollen unbedingt dabei sein. Daraus ist nun doch ein wunderbares Album entstanden, begleitend zur Tour. Es nimmt auf einmal mächtig Fahrt auf, was ich ursprünglich gar nicht vorhatte.
Ihre Tournee heißt „Lebenslieder“. Welche sind Ihre?
Es sind Lieder, die mich begleitet haben, Lieder von meinem Papa, von anderen Künstlern, Lieder, die wir in der Schule gesungen haben. Es soll kein ostalgisches, aber ein nostalgisches Programm werden. Mal ehrlich, es gibt doch nichts besseres, als eine schöne Kindheit zu haben.
Inka Bause singt in Halle Lebenslieder
Und ich glaube, dieses Erlebnis teile ich mit ganz vielen Menschen überall auf der Welt. Das lasse ich mir auch nicht nehmen, selbst wenn manche behaupten, sie hätten im Osten keine schöne Kindheit gehabt. Ich wünsche mir, dass der Saal voll sein wird mit Menschen, die sich gern mit mir an unsere Jugendzeit erinnern.
Das klingt nach einem sehr persönlichen Abend.
Ja, und deswegen wird das Programm so in der Form später auch nicht noch einmal zu sehen sein. Es wird sehr persönlich und eine kleine, unterhaltsame Retrospektive. Ich werde nicht nur meine eigenen Lieder singen, sondern auch Titel meines Vaters und von Künstlern, die ich selbst gerne mag, außerdem Pionierlieder, Kinderlieder … Ich erzähle private Anekdoten, Geschichten aus meinem Leben und dazu gibt es die passende Musik. Wer sich für mich als Mensch interessiert, der wird sich nicht langweilen.
Sind Sie gespannt, was für ein Publikum Sie erwartet?
Und wie! Ich habe wirklich keine Ahnung, wer kommen wird. Das ist unglaublich spannend. Ich bin ja seit zehn Jahren nicht mehr aufgetreten. Früher war ich dagegen überall, auf Marktplätzen, in Bettenabteilungen, ganz früher habe ich an jeder Tankstelle gesungen.
Ich muss das kurz erklären mit der Zeit nach der Wende. Direkt danach bin ich im Osten bei Veranstaltungen als Topact aufgetreten. Die Zuschauer riefen Zugabe. Einen Tag später bin ich in den Westen gefahren und hatte ein völlig anderes Musikprogramm dabei, meine Lieder kannte dort ja keiner. Das war so ein verrücktes Leben, eigentlich waren es zwei Leben.
Inka Bause in Halle - Lied Spielverderber gibts auf jeden Fall
Und jetzt ist es ähnlich. Es gibt Menschen, die mich als Moderatorin kennen, als „Bauern-Bause“. Und dann gibt es Menschen etwa in meinem Alter, die Tränen in den Augen haben werden, wenn ich „Spielverderber“ singe. Das weiß ich.
Das darf nicht fehlen, oder?
Selbstverständlich werde ich „Spielverderber“ singen! Ich wäre ja blöd, wenn ich es nicht machen würde. Ich bin wahnsinnig dankbar für diesen Erfolg.
Sie werden auch Lieder Ihres Vaters singen. Wonach haben Sie diese ausgewählt?
Ursprünglich wollte ich Lieder wählen, die zu mir passen. Aber es passt nichts, denn mein Vater hat Lieder immer für ganz bestimmte Personen geschrieben. Mein Vater hat so nicht gearbeitet: Helga Hahnemann hat das Lied abgelehnt, also kann es Wolfgang Lippert singen. Das hätte hinten und vorne nicht gepasst. Aber ich habe mich jetzt einfach entschlossen, seine größten Hits zu singen, die ich selbst spaßig finde. Es soll ein unterhaltsamer Abend werden. Den ruhigen Chanson-Abend nehme ich mir dann zum 60. vor (lacht).
Woher nehmen Sie diese viele positive Energie, die Sie vor der Kamera ausstrahlen?
Wenn ich immer nur strahlend lächeln würde, wäre ich ja blöd. Und das bin ich nicht. Ich liebe es, Menschen zu unterhalten. Und warum sollte ich miese Laune haben? Natürlich hatte ich meine schlechten Zeiten, auch privat. Das ist bekannt. Aber im Moment habe ich ein ganz wunderbares Leben, auch wenn natürlich wie bei allen Menschen nicht jeder Tag ein guter Tag ist.
Inka Bause singt in Halle - Tour als persönlicher Luxus
Das ist normal, aber ich falle ja weich. Ich habe eine wunderbare Tochter, ein wunderbares Zuhause mit Garten. Mir geht es gut, warum soll ich mich also bitte beklagen. Ich hatte so viel Glück mit dem Format „Bauer sucht Frau“. Es ist wirklich Luxus, dass ich mir die Tour schenken kann.
Als moderne Frau, die ihren Weg geht, sind Sie für viele Frauen ein Vorbild. Ist es manchmal eine Bürde, dieser Rolle gerecht zu werden?
Ich weiß nicht, ob es an der 50 liegt. Es gibt gerade einige Problemfälle im Freundeskreis und ich merke, wie sie bei mir Rat suchen. Ich kenne das bisher nicht, weil ich oft nur die blonde Schlagersängerin war, die kleine Tochter von Arndt Bause. Auf einmal merke ich, dass ich in so ein Alter komme, und die Leute wissen ja, dass ich teilweise durch das Leben segeln musste.
Wenn ich dann spüre, dass ich den Menschen was geben kann, ist das toll für mich. Wir alle werden ja manchmal dazu gedrängt, etwas zu leben, was wir so gar nicht vorhatten. Ich war eine etwas verwöhnte, junge Frau, habe mit 16 meinen Mann kennengelernt, hatte immer meine Eltern im Rücken. Ich dachte, ich habe alles im Griff. Und dann hat das Leben auf einmal gesagt: Weißt du was, du planst hier gar nichts, wir haben noch andere Sachen mit dir vor.
Zurück zu den Bauern. Im Herbst kommt die 14. Staffel. Es ist kein Ende in Sicht, oder?
Ich hoffe nicht! Aber ich sage Ihnen auch nichts Neues: Viele Menschen schauen weniger Fernsehen. Im vergangenen Jahr haben wir es tatsächlich noch einmal geschafft, die Quote zu erhöhen. Dieses Jahr haben wir wieder fantastische Bauern. Ich bin jedes Mal erstaunt, was sich für Menschen bei uns melden, die wirklich Bock darauf haben. Aus meiner Sicht kann es gerne noch weitere 15 Jahre laufen.
Hatten Sie in all den Jahren einen Lieblingsbauern?
Natürlich liegt mir mein Schäfer Heinrich noch schwer im Magen, weil ich für den immer noch keine Frau gefunden habe (lacht). Er ist aber auch ein kleines Problemfällchen. Chaotisch, aber ich hänge ein bisschen an ihm. Denn was viele nicht wissen: Heinrich ist ein wunderbarer, ganz sensibler, lieber Mensch. Wenn wir uns mal treffen, nehmen wir uns meist ein paar Minuten. Ich war auch einmal mit ihm am Grab seiner Mutter. In solchen Momenten, ohne Kameras, lerne ich die Bauern ganz anders kennen. (mz)