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Ingeborg-Bachmann-Preis Ingeborg-Bachmann-Preis: Radisch erwartet Wettbewerb mit mehr Qualität

24.06.2003, 09:30
Iris Radisch (43), die für «Die Zeit» arbeitet und Sendungen im Fernsehen moderiert, hat bereits in den Vorjahren als Jurorin in Klagenfurt die Diskussionen mit geprägt. (Foto: dpa)
Iris Radisch (43), die für «Die Zeit» arbeitet und Sendungen im Fernsehen moderiert, hat bereits in den Vorjahren als Jurorin in Klagenfurt die Diskussionen mit geprägt. (Foto: dpa) dpa

Klagenfurt/dpa. - Die neue Jury-Vorsitzende Iris Radisch erwartet von dem am Mittwoch beginnenden Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann- Preis mehr literarische Qualität als in den Vorjahren. In einem dpa- Gespräch verwies sie am Dienstag auf die neue Zusammensetzung der Jury. Es sei ein Fehler gewesen, dass in den vergangenen Jahren in dem Gremium mehr Schriftsteller vertreten gewesen seien als Kritiker: «Es ist nicht allzu spannend, wenn in der Hauptsache Autoren mit Autoren über andere Autoren sprechen. Ich glaube, dass der Blick von außen, den die Kritik einbringt, sehr wichtig ist». In der neuen Jury sehe sie die Ausgewogenheit gewährleistet. Die Literaturkritikerin fügte hinzu: «So weiblich war die Jury noch nie.» Radisch ist die erste Jury-Vorsitzende in der Geschichte des Wettbewerbs.

Bei den 27. Tagen der deutschsprachigen Literatur stellen 18 Autorinnen und Autoren vor neun Kritikern bisher unveröffentlichte Texte vor. 14 der Teilnehmer kommen aus Deutschland, je zwei aus Österreich und der Schweiz. Der österreichische Schriftsteller Gert Jonke wird mit der «Klagenfurter Rede zur Literatur» in der Kärntener Hauptstadt den Wettbewerb eröffnen.

Stimmen aus den vergangenen Jahren, die das Wettlesen als «akademisch» und «langweilig» werteten, trat Radisch entschieden entgegen. Der Bachmann-Preis sei im literarischen Leben im deutschsprachigen Raum unersetzlich: «Es gibt keine Alternative zu diesem Wettbewerb. Literatur und Kritik treffen unmittelbar aufeinander. Es ist ein Ort, an dem man die Kritik in ihrem Entstehen erlebt. Es gibt sonst keine Institution, wo so lebendig und spannend über Literatur diskutiert wird.»

Neben dem mit 22 500 Euro dotierten Hauptpreis werden am Sonntag (29. Juni) vier weitere Preise in der Gesamtsumme von 27 500 Euro vergeben.

Wenn das «Wettlesen» in den vergangenen Jahren vom Publikum und von den Beteiligten selbst phasenweise als langweilig empfunden worden sei, so habe das an der Auswahl der Texte gelegen, meinte Radisch. «Man kann nicht ausschließen, dass einmal ein mittelmäßiger Text vorgeschlagen wird. Aber darunter leiden dann alle, die Juroren genauso wie das Publikum. Eine halbe Stunde lang einem schlechten Text zuzuhören, und dann darüber diskutieren zu müssen, das kann schon quälend werden». Dies liege aber in der Verantwortung der Juroren, die die Auswahl der Texte treffen: «Ein bestimmtes Mittelmaß darf einfach nicht unterschritten werden».

Von der neuen Zusammensetzung der Jury verspricht sich Radisch auch eine Steigerung der Qualität der Texte. «Ich bin zuversichtlich, dass die Jury in dieser Form professionell genug ist, um genügend hohe Maßstäbe anzusetzen.» Dennoch betont Radisch die Unabhängigkeit der einzelnen Juroren: «Man kann sich nicht auf gemeinsame Kriterien im Vorfeld einigen. Das wäre kontraproduktiv. Das Spannende an dieser Form ist ja, dass die Diskussionen nicht vorbestimmbar sind».