In Extremo In Extremo: Troubadour-Rock von der Ritterburg
Halle/MZ. - In Extremo waren wie Rammstein von der Ritterburg. Angetan mit Lederwams und Silberschmuck dirigierte Bandchef Michael Rhein, der sich zu DDR-Zeiten als Straßenmusiker durchschlug, seine Mannen durch eine Mischung aus donnerndem Rock und Mittelalterklängen. Auf seltsamen Instrumenten wie Drehleier, Cister, Trumscheit und Klangbaum vertonte das Septett uralte Gedichte in Mittelhochdeutsch und Latein. Dazu spielte eine Musik, die vor lauter Energie zu explodieren schien. Schon mit dem ersten Album "Weckt die Toten" hatten die selbsternannten Spielleute Kultstatus. Mit den folgenden CDs schafften sie dann auch den Sprung in die Verkaufscharts.
Ein Platz, den auch das achte Album "Mein rasend Herz" zielsicher ansteuert. Die zwölf Stücke zeigen die sieben Ex-Folkloristen als orkanisch tosende Rockband, die es mit traumwandlerischem Instinkt versteht, Heavy Metal und Minnesang zu vermählen. Songs wie "Raue See" klingen, als seien die Pogues und Metallica gemeinsam im Studio gewesen. Messerscharfe Gitarren duellieren sich mit quäkenden Dudelsäcken, dazu singt Michael Rhein, im thüringischen Leinefelde geboren, Grabesreime wie "Ich bin der ausgestoßene Sohn / Euer Spott ist mein Judaslohn".
Mehr Finsternis war nie bei In Extremo, zu gut deutsch "In Vollendung". Ob Bänkel-Blues oder bretonisches Märchen - in ihren Texten sind die sieben Spielleute immer unglücklich verliebt, mittellos vertrieben oder hoffnungslos verloren. "Mein rasend Herz" aber ist nicht mehr nur verrockte Vergangenheit, sondern vollendete Gegenwart: Von Mittelalter-Metal bis zum Pathos-Pop von Queen, von Walther von der Vogelweide bis zu den Balladen einer Loreena McKennitt klingen Jahrhunderte nach. Und kein Riss dazwischen.
Im Gegenteil. Gemeinsam mit Die-Happy-Frontfrau Marta Jandová krächzt Michael Rhein das traurige "Horizont" genau so überzeugend wie er zusammen mit Robert Beckmann (Ex-Inchtabokatables) "Poc Vecem" singt - Geigenpunk, im 13. Jahrhundert komponiert vom Troubadour Pierre Vidal.
In Extremo live: Freitag Weißensee, Runneburg; Samstag Chemnitz, Schloss Klaffenbach