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"Ich bin rundum glücklich" "Ich bin rundum glücklich": Roland Kaiser über Bescheidenheit James Bond und Fasten

07.03.2019, 07:00
„Ich glaub’, es geht schon wieder los“: Roland Kaiser ist am Sonntag gemeinsam mit seiner Band in der Arena Magdeburg zu erleben.
„Ich glaub’, es geht schon wieder los“: Roland Kaiser ist am Sonntag gemeinsam mit seiner Band in der Arena Magdeburg zu erleben. Sandra Ludewig

Halle (Saale) - Roland Kaiser ist Kult. Nur zu gern lassen sich Jung und Alt darauf ein, wenn der Sänger sie bei Konzerten mit „Joana“ verbotene Träume erleben lässt. Zu seiner Arena-Tour, die ihn am 10. März auch nach Magdeburg führt, pilgern Tausende, und neue Termine für 2020 stehen bereits fest.

In wenigen Tagen kommt zudem das neue Album „Alles oder Dich“ in die Läden. Was das mit dem 007-Helden zu tun hat und warum der erfolgsverwöhnte Sänger nicht jedem Trend folgt, darüber sprach MZ-Redakteurin Kornelia Noack mit Roland Kaiser.

Herr Kaiser, haben Sie eigentlich einen Lieblings-James-Bond-Darsteller?
Roland Kaiser: (lacht) Nein. Ich denke, jede Zeit hat ihre Helden. Ich bin ein sehr großer 007-Fan und bisher fand ich alle Schauspieler sehr gut.

Gemeint ist natürlich der Titelsong Ihres neuen Albums „Alles oder Dich“ …
Kaiser: .. da eine Ähnlichkeit zu James Bond herzustellen, ist ja nicht schwer. Ich habe mich bei dem Lied stark vom Soundtrack des „Skyfall“-Streifens inspirieren lassen und spiele auch mit ein paar Zitaten.

Was ist mit der Figur James Bond - sehen Sie da auch Parallelen zu Ihnen? Etwa: Er hat ein Herz für Schwächere und setzt sich für das Gute ein.
Kaiser: Das klingt jetzt aber eher nach Robin Hood. Es handelt sich um eine Filmfigur, die deutlich überzeichnet wird, was gerade das Unterhaltsame daran ist. Es wird nicht der Anspruch gestellt, das alles könnte wirklich so passieren, es ist ein Märchen für Erwachsene mit einem Superhelden. Ich persönlich habe damit nichts zu tun, außer dass ich die Filme gern anschaue. Parallelen zu suchen, macht da wenig Sinn.

Sie singen in dem Titel auch: „Helden weinen nur im Geheimen“. Ist dem so?
Kaiser: Der Text stammt nicht von mir. Udo Brinkmann hat mir den Titel angeboten, und er hat mir sofort gefallen. Den Text interpretiere ich lediglich, so wie Schauspieler das auch tun. Das hat nichts mit meinen Ansichten zu tun.

Sie sind gut beschäftigt: Live-Tournee, Moderation des Semperopernballs, neues Album, TV-Shows, Open-Air-Konzerte im Sommer. Sind Sie eigentlich ein rastloser Mensch?
Kaiser: Nein, aber ich bin ein sehr zielgerichteter Mensch. Alles was ich mir vornehme, möchte ich tun, weil es mir Spaß bringt. Rastlos würde bedeuten, dass ich zwei Dinge gleichzeitig mache und mich dabei womöglich verzettele. Das tue ich aber nicht. Ich beende eine Sache und dann kommt die nächste.

Sie haben alles erreicht, was ein Sänger erreichen kann. Was treibt Sie weiter an?
Kaiser: Die Freude am Tun und das Wissen: Ich muss nichts, aber ich kann. Wenn man etwas kann und nicht muss, fällt einem alles leichter, man ist entspannter und hat einfach Spaß. Vieles begegnet einem, ohne dass man auf der Suche danach ist. Gerade im beruflichen Bereich. Mir werden viele tolle Sachen angeboten, und ich weiß, dass ich nichts machen muss, was ich nicht möchte.

Wie schaffen Sie sich bei dem vollen Terminplan Auszeiten?
Kaiser: Ich fahre gern mit meiner Frau nach Sylt. Wir gehen mit unserem kleinen Dackel an die frische Luft und entspannen uns.

Sie leben in Münster und haben sich eine neue Wohnung in Berlin gekauft. Die Dresdner fragen sich nun, wann Sie sich eine Bleibe in ihrer Stadt suchen, die Sie so mögen?
Kaiser: Ich habe die Wohnung in Berlin gekauft, weil ich sehr viel in der Stadt arbeite und nicht ständig im Hotel leben möchte. Außerdem bin ich ein geborener Berliner. Der Stadt Dresden habe ich sehr viel zu verdanken, aber uns dort eine Wohnung zuzulegen, planen wir derzeit nicht.

Das Leben fängt mit 66 Jahren bekanntermaßen erst an. Sie haben das Lied von Udo Jürgens bei Ihren Konzerten gesungen. Kann Ihnen das Alter tatsächlich nichts anhaben?
Kaiser: Ich habe das Lied nur gesungen, weil ich im vergangenen Jahr gerade 66 Jahre alt geworden bin und weil es gut ins Programm gepasst hat. Ich wollte damit kein Statement abgeben nach dem Motto: Ich bin jetzt 66 und nun fängt mein Leben an. Mein Leben fängt jeden Tag neu an. Ich bin ein rundum glücklicher Mensch, habe keine unerfüllten Träume, insofern ist für mich jeder Tag ein Gewinn in meinem Leben. Ganz egal, ob ich 66, 63 oder 69 bin.

Mit Verlaub: Vor allem bei Ihren Open-Air-Konzerten sind Sie oft der älteste auf dem Platz. Macht es Sie stolz, so viele jüngere Fans zu haben?
Kaiser: Stolz wäre übertrieben, aber es macht mich sehr dankbar. Es ist eine große Sympathiebekundung der jungen Menschen. Und wenn es mir gelingt, sie mitzunehmen, ist das auch ein Vertrag mit der Zukunft.

Was glauben Sie, warum die Jungen ausgerechnet Sie als Künstler so feiern?
Kaiser: Ich glaube, ich bin mit der Zeit gegangen, ohne mich dabei zu verlieren. Das ist enorm wichtig. Natürlich gibt es immer wieder Trends, aber man muss nicht jedem folgen. Und vor allem geht es darum, dass die Musik zeitgemäß klingt.

Das schaffen Sie. Ihre Musik klingt modern, ist aber immer noch unverkennbar Roland Kaiser. Fällt es denn schwer, nicht jedem Trend hinterherzulaufen?
Kaiser: Im Moment folge ich dem Trend nicht unbedingt. Diesen sogenannten Popschlager machen wir eigentlich kaum. Wir bearbeiten verschiedene Lieder auch mal anders. Ich glaube, gerade das macht es aus. Wir haben Tonmeister dabei, die überhaupt keine Schlageraffinität haben. Michael Ilbert zum Beispiel hat schon für Adele, Katy Perry und Herbert Grönemeyer gearbeitet. Peter Schmidt hat bereits Songs für Depeche Mode gemischt. Ich habe sie angefragt, sie haben sich unsere Titel angehört und zugesagt. Die Mischung ist großartig gelungen. Das neue Album klingt nach Roland Kaiser.

Ihr neues Werk „Alles oder Dich“ haben Sie vor zwei Wochen in Berlin bei einem Release-Konzert vorgestellt. Wie kamen Ihre neuen Lieder denn beim Publikum an?
Kaiser: Sehr gut. Auch die Reaktionen in den sozialen Medien waren hervorragend, wie mir berichtet wurde. Also haben wir den Geschmack der Menschen, zumindest von denen, die dort waren, wohl nicht verfehlt (lacht).

Sie haben selbst einmal von sich gesagt, dass Sie in Ihren Erfolgsjahren in den 80ern den Anflug hatten, arrogant zu werden …
Kaiser: Das stimmt, aber diese Phase ist lange her und kann sich nicht mehr wiederholen, einfach aufgrund meiner gewachsenen Erfahrung. Wenn einem zu Beginn seiner Karriere nahezu alles gelingt, glaubt man schon mal, dass man der Nabel der Welt sei. Irgendwann erkennt man jedoch, dass das der falsche Weg ist und wird, wenn es gut läuft, wieder bescheidener und vernünftiger.

Was bewahrt Sie heute, in diesen Erfolgszeiten, davor wieder abzuheben?
Kaiser: Das Alter, die Reife und meine eigene Historie. Ich bin heute geprägt von Dankbarkeit und Demut, dass mir in meinem Leben so ein Glück widerfahren ist. Da bin ich ungefährdet.

Vor zwei Jahren noch spielten sie in Stadthallen, seit vergangenem Jahr touren Sie durch die großen Arenen der Republik. Was kommt als nächstes?
Kaiser: Das weiß ich nicht, man sollte auch bescheiden bleiben. Im nächsten Jahr wird auf jeden Fall die Tournee durch die großen Arenen fortgesetzt, bei der ich mein neues Album vorstelle.

Nach der Karnevalssaison beginnt nun die Fastenzeit: Was meinen Sie, worauf könnten Sie einige Wochen lang verzichten?
Kaiser: Eine schwierige Frage. Ich lebe vernünftig und genieße in Maßen, esse weder exzessiv Schokolade oder trinke Alkohol. Selbst das Handy nutze ich nicht im Übermaß. Vielleicht könnte ich auf Latte Macchiato verzichten und stattdessen einen Tee trinken, das würde schon mal gehen.  (mz)