: Ich bin dann mal nicht dabei

KÖLN/MZ. - Gespielt hilflos reichte Meister Tommy in Leipzig seine Wett-Show im Prominentensitzkreis herum. Bekanntlich will Thomas Gottschalk „den schönsten Job der Welt“ los werden. Doch keiner will ihn, auch Hape Kerkeling nicht. Kaum einer kann ihn, auch der schauspielernde Sänger Justin Timberlake nicht. Der bot sich zwar an. Aber mit seinen sich in dem Satz „Ich habe einen Schraubenschlüssel“ erschöpfenden Deutschkenntnissen dürfte der Beau aus Hollywood in deutschen Messehallen nicht weit kommen.
Falscher Biss
Es darf also weiter gerätselt werden. Das Hochamt des deutschen Unterhaltungsfernsehens bleibt bis auf weiteres vakant. Das ist ärgerlich wie raffiniert. Ärgerlich, weil das ZDF die Top-Personalie weiter hochkochen lässt, als wäre sie die griechische Staatskrise. Raffiniert, weil Hape Kerkeling als Gast in Thomas Gottschalks vorletzter „Wetten, dass…?“-Sendung ein perfekter Quoten-Hebel war. 9,93 Millionen Menschen wollten wissen, ob Kerkeling an diesem Abend tatsächlich endlich einwilligt, die Familienshow in die Post-Gottschalk-Zeit fortzuführen. Das macht fast 900 000 Zuschauer mehr als in der Oktober-Ausgabe. Dieter Bohlens „Supertalente“ auf dem Privatkanal nebenan dürften sich trotzdem nicht furchtbar grämen. Die Jungen schauen im ZDF noch immer vorwiegend weg.Dabei war der Auftakt zum Leipziger Allerlei furios.
Multitalent Kerkeling kramte den einst für RTL entwickelten Schmierlappen Horst Schlämmer aus seinem Repertoire. Weil Gottschalk „ganz schlimm Steiß“ habe und backstage von einer Thailänderin noch fit gemacht werden müsse, sprang der Herrenhandtaschenträger ein, um „dat Ding hier heute Abend einfach mal so weg zu moderieren“. Das ging sieben Minuten lang gut, keine Frage. Schlämmer („Wenn die Zähne erst mal raus sind, hat die Zunge freies Spiel“) versteht es ebenso wie Gottschalk, in Altherrenart, die nun mal zu „Wetten, dass…?“ gehört wie das Haar in der Suppe, schönen Frauen schöne Augen zu machen. Ob Hape Kerkeling zum Vergleich ohne Perücke und falschem Gebiss das auch könnte?
Nach dieser schönen Ouvertüre übernahm der angestammte Gastgeber die Show, rüstig und schlagfertig wie eh und je, nur einen Ticken schusseliger als sonst, wenn es darum ging, die zarten Anweisungen seiner Assistentin Michelle Hunziker korrekt zu befolgen. Die besorgte ihm unter anderem ein genuscheltes Ständchen von Udo Lindenberg als Abschiedsgeschenk mit dem Refrain: „Tommy, mach dein Ding, egal was die anderen labern, was die Schwachmaten einem so raten, das ist egal.“ Und Gottschalk lobte das schöne Kleid von Schauspielerin Andrea Sawatzki und meinte wohl eher ihr dralles Dekolleté. Er witzelte über das MDR-Fernsehballett, es sei leider verhindert, weil es auf Gaddafis Gedenkfeier tanzen müsse. Und er schlug die Zeit tot mit Hunden mit Mundgeruch.
Rätseln bis zum Schluss
Es war halt wie immer bei Wetten, dass…?“: Bunt, bumsfidel und doch etwas bieder - bis Kerkeling, nun ganz in zivil, offiziell Gottschalk und dem ZDF einen Korb gab. Dann war Flaute total. Die Luft war raus und kam nur noch mal für fünf Minuten wieder, als Wettkandidat Stefan Pochmann beim Versuch, einen Zauberwürfel unter Wasser blind zu ordnen, beinahe ertrunken wäre, ohne es zu merken. So sah es jedenfalls aus. Obwohl die Zeit überschritten war, legte Gottschalk fest: „Solange ich noch Herr in diesem Hause bin, ist die Wette gewonnen.“In vier Wochen wird der Show-Veteran noch ein letztes, das 151. Mal Herr sein, in Friedrichshafen. Dann sind wir schlauer, wer nach Gottschalk kommt. Vielleicht.