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Hugo Strasser Tanzorchester Hugo Strasser Tanzorchester: Swing als Lebensanschauung

Von Jan Brinkhus 25.01.2005, 07:45
Mit seiner Klarinette spielt Hugo Strasser auf dem Chrysanthemenball in München (Archivfoto vom 12.02.2004). Der heute 82-Jährige steht nun seit 50 Jahren mit seinem Tanzorchester auf der Bühne. Am 30. Januar 2005 wird er im Deutschen Theater in München, wo er seinen ersten Auftritt als Bandleader hatte, mit einer großen Ballnacht gefeiert. (Foto: dpa)
Mit seiner Klarinette spielt Hugo Strasser auf dem Chrysanthemenball in München (Archivfoto vom 12.02.2004). Der heute 82-Jährige steht nun seit 50 Jahren mit seinem Tanzorchester auf der Bühne. Am 30. Januar 2005 wird er im Deutschen Theater in München, wo er seinen ersten Auftritt als Bandleader hatte, mit einer großen Ballnacht gefeiert. (Foto: dpa) dpa

München/dpa. - «Der Swing ist eine Lebensanschauung.» BandleaderHugo Strasser weiß, wovon er spricht. Seit 50 Jahren bringt der 82-Jährige mit seinem Tanzorchester jedes Jahr unzählige Menschen auf Bällen und Tanzgalas zum «Swingen». Das Jubiläum feiert derVollblutmusiker mit seiner fünfzehnköpfigen Big-Band jetzt an demOrt, wo die Combo 1955 zum ersten Mal aufgetreten war: Das DeutscheTheater in München würdigt Strasser und sein Tanzorchester am Sonntag(30. Januar) mit einer großen Ballnacht.

Auch heute noch absolviert er mehr als 130 Auftritte im Jahr. DieKraft dafür schöpft der 82-Jährige vor allem aus einer Quelle: «DerErfolg des Publikums ist Medizin für mich.» Fit hält sich Strassermit Schwimmen und Spazierengehen. Zudem meidet der Künstlere Alkohol,«weil er mir absolut nicht schmeckt».

1954 erhielt Strasser das Angebot des Deutschen Theaters inMünchen, mit einem eigenen Orchester bei den Ball-Veranstaltungenaufzuspielen. Zuvor war er fünf Jahre lang in der Band seinesKollegen und Freundes Max Greger durch die Lande getourt. «Das warschon ein erhebendes Gefühl», erzählt der Bandleader vom erstenAuftritt, bei dem er sehr aufgeregt gewesen sei.

Verändert hat sich seither neben der Technik vor allem dieBesetzung der Band: Aus der Anfangszeit ist heute nur nochKonzertmeister Hans Wolf dabei. «Die Reaktion des Publikums ist imGrunde gleich geblieben», betont Strasser. Geblieben ist auch derErfolg, den Strasser vor allem auf den hohen Wiedererkennungseffektseiner Melodien zurückführt. Bei manchen Bällen spiele er seit mehrals 40 Jahren. «Es hieß immer: Wir wollen den Hugo und keinenanderen», sagt der 82-Jährige.

Strasser wurde 1922 in München als fünftes von sechs Kindern einesSchulhausmeisters geboren. Früh lernte er das Mundharmonika-Spielenund hatte damit 1929 sogar einen Auftritt im Bayerischen Rundfunk.Mit 16 studierte er dann an der Akademie für Tonkunst in München undschulte dabei auf die Klarinette um. Schon bald entdeckte er seineBegeisterung für den «Swing», die er aber zunächst im Verborgenenausleben musste. Denn im Nationalsozialismus war Swing-Musikverboten. Die begehrten Schallplatten besorgte er sich auf Umwegen,etwa aus dem besetzten Frankreich.

Das Kriegsende empfand er deshalb in jeder Beziehung alsErleichterung. «In den amerikanischen Soldatenclubs konnten wirendlich hemmungslos die Musik machen, die vorher verboten war»,erinnert sich Strasser. Oft seien die GIs «völlig perplex» über dieleidenschaftlich «swingenden» Deutschen gewesen. Eine Leidenschaft,die sich Hugo Strasser bis heute erhalten hat.