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Howard Hughes Howard Hughes: Legendärer Flieger und verstörter Milliardär

14.01.2005, 18:09

Hamburg/dpa. - Howard Hughes, dem in «Aviator» mit LeonardoDiCaprio ein filmisches Denkmal gesetzt wird, ist eine Legende. Wiekaum ein anderer verkörpert er zugleich den amerikanischen Traum undeine amerikanische Tragödie. Ein Ingenieur, der das schnellste unddas größte Flugzeug seiner Zeit baute, ein passionierter Pilot, derschneller als jemand vor ihm quer durch Amerika und um die Welt flog,ein Hollywood-Eroberer, der den teuersten und den skandalträchtigstenFilm seiner Epoche drehte und Leinwand-Stars wie Katharine Hepburnoder Ava Gardner ins Bett bekam. Ein zügelloser Egomane, der einmalkurzerhand ein Hotel in Las Vegas kaufte, das ihn rauswerfen wollte.

Und dann war Hughes der Herrscher über ein Milliarden-Imperium,der seine letzten Jahre als verlotterter Einsiedler verbrachte,getrieben von Phobien und einer Drogensucht, die ihn nicht mehrlosließ, seit er 1946 nach einem Flugzeugabsturz mitten in BeverlyHills schwerstens verletzt mit Codein voll gepumpt wurde. Als Hughes1976 starb, wurde er an seinen Fingerabdrücken identifiziert @ fast20 Jahre lang hatte den geheimnisvollen Tycoon kaum jemand gesehen.Aus Angst vor Bakterien schottete er sich von der Welt ab undberührte Gegenstände nur über Papiertaschentücher.

In «Aviator» erspart Regisseur Martin Scorcese Hughes dieseDemütigung. Der Film hört auf in einem Moment des Triumphs @ dem Baudes gigantischen Flugbootes H-4 im Jahre 1947, dessen Flügel-Spannweite von 97 Metern bis heute von keinem Flugzeug übertroffenwurde. Der Riese für 750 Insassen war hauptsächlich aus Holz gebaut @Aluminium war für den Prototypen im Krieg verweigert worden. Dashandelte der achtmotorigen Propeller-Maschine den Spitznamen «SpruceGoose», «Fichtengans», ein, auch wenn es in Wirklichkeit Birke war.

Die «Hercules», wie Hughes sie nannte, flog nur ein Mal @ und dasauch nur, um die Ungläubigen zu überzeugen. Die US-Regierung hatteden Truppentransporter 1942 bestellt und Hughes' Perfektionismus warGift für das Projekt: Während er über jedes Detail selbst bestimmenwollte, ging der Zweite Weltkrieg zu Ende und die Order warhinfällig.

Es war nicht das erste Mal, dass Hughes auf der Jagd nachPerfektion die Kosten aus dem Ruder laufen ließ. Seinen Film «Hell'sAngels» über Piloten des Ersten Weltkriegs drehte er von 1927 an fastdrei Jahre lang. Für die Luftkampf-Aufnahmen stieg eine Flotte aus 87Flugzeugen in den Himmel. Drei Piloten starben, er selbst wurde beieinem Absturz verletzt. Dafür erfand Hughes mit «Hell's Angels»gewissermaßen den Actionfilm und gab riesige Summen aus.

Doch Geld war nie ein Hindernis für Hughes. Sein Vater hatte einenrevolutionären Öl-Bohrer erfunden, der sich selbst durch hartesGestein durchfraß. Im wachsenden Öl-Durst der Welt war das wie eineLizenz zum Gelddrucken. Als Hughes 16 war, starb seine Mutter, mit 18war er Vollwaise und Millionenerbe.