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Horst Tappert Horst Tappert: «Derrick» - Deutscher Fernsehstar mit Weltruhm

Von Cordula Dieckmann 25.05.2008, 19:17
Schauspieler Horst Tappert (Foto: ddp)
Schauspieler Horst Tappert (Foto: ddp) ddp

München/dpa. - Als Kommissar «Derrick» starteteder Schauspieler 1974 eine Weltkarriere. Nicht nur in seiner Heimatzog der Gentleman-Kommissar die Zuschauer 23 Jahre lang in seinenBann. In mehr als 100 Ländern flimmerte die ZDF-Krimi-Serie ausMünchen über die Bildschirme, darunter Italien, Holland, Frankreich,Australien und sogar Japan. Seine Fans himmelten ihn wie einenPopstar an. Sogar Papst Johannes Paul II. schaltete gerne ein, wennTappert als Stephan Derrick Mörder und andere Bösewichte dingfestmachte. Doch die öffentlichen Auftritte des Fernseh- undTheaterschauspielers, der seit 1957 mit seiner Frau Ursulaverheiratet ist, sind selten geworden. Seinen 85. Geburtstag am 26.Mai feiert er deshalb auch zurückgezogen.

«In Italien haben sie Horst die Füße geküsst. Dort haben sie denPapst, und gleich danach kommt Derrick», sagte Fritz Wepper, der inder Serie Tapperts Partner Harry Klein spielte, einmal in einemInterview. «Harry, hol schon mal den Wagen!» wurde zum geflügeltenWort, auch wenn dieser Satz in der Serie nie fiel. In Deutschland warman glücklich, dass der Schauspieler das nach dem Krieg starkbeschädigte Image der Deutschen in aller Welt gewaltig aufpolierte.Und so durfte er sich 1988 das Bundesverdienstkreuz ans Reversheften, 1997 folgte der Verdienstorden der Bundesrepublik. «Er istspäter dann der einzige Schauspieler gewesen, der Fanclubs im Auslandhatte», sagt der Münchner Derrick-Produzent Helmut Ringelmann, derTappert von der Rolle überzeugt hatte. «Ein Fanclub im Ausland füreinen Deutschen war damals etwas erstaunliches.»

Dass er einmal berühmt werden würde, war anfangs wenigwahrscheinlich. Geboren wurde Tappert 1923 in Wuppertal-Elberfeld alsSohn eines preußisch gesonnenen Postbeamten und einer Mutter, die ihmund seiner jüngeren Schwester nicht viel durchgehen ließ. Tappertentschied sich für eine kaufmännische Lehre - ein Leben mit trockenenZahlenkolonnen und peinlichster Korrektheit, wie er es einmalformulierte. 1945, kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges, bewarb ersich als Buchhalter am Theater in Stendal. Doch Theaterdirektor KurtMühlhardt engagierte den dünnen jungen Mann als Schauspieler. Und erbehielt recht, denn bald schloss das Publikum Tappert ins Herz.

Von Stendal aus führte ihn sein Weg an Theater in Köthen,Göttingen, Kassel, Bonn und Wuppertal bis nach München und Zürich. Ab1958 war er in Kino-Filmen wie «Die Trapp-Familie in Amerika», «DerHund von Blackwood Castle» oder «Und Jimmy ging zum Regenbogen» zusehen. Eine seiner Paraderollen war der englische Chef-Posträuber indem TV-Dreiteiler «Die Gentlemen bitten zur Kasse». Tappert liebtedie komischen Rollen, konnte sie aber zu seinem Bedauern vor allem imFernsehen nicht so ausleben. Wenn es Schauspieler-Gene gäbe, würdebei ihm nur ein ganz kleiner Teil für die Rolle des MünchnerKommissars reserviert, etwas mehr für Charakterrollen und der größteTeil für alles, was komisch ist, schrieb er in seiner 1998veröffentlichten Autobiografie «Derrick und Ich. Meine zwei Leben».

Doch komisch oder nicht - das Publikum liebte Tappert. Als er 1998als Kommissar aufhörte, war die Enttäuschung groß. 2004 kehrteDerrick zurück - in einem Zeichentrickfilm fürs Kino mit den Stimmenvon Tappert und Wepper. Doch zu großen Auftritten hatte derlanggediente TV-Kommissar keine Lust mehr. «Ich habe wahnsinnig vielgearbeitet und freue mich darauf, endlich einmal ausspannen zukönnen», erklärte er seinen Rückzug. Auch das Alter machte ihmzunehmend zu schaffen: «Ich schimpfe mit mir selbst, wenn ich etwasnicht mehr so gut hinbekomme wie früher, beispielsweise das Schuhe-Anziehen», bekannte er 2003 in einem Interview zu seinem 80.Geburtstag. «Der Teufel will, dass ich so alt werde.»