Horst Drinda Horst Drinda: Junkers-Mann zur See
Halle/MZ. - Springer und Allende
Tiefer als viele seiner einst im DDR-Fernseh-Ensemble fest angestellten Kollegen wurde Drinda von den "Wende"-Folgen getroffen; seinen Unmut darüber verbarg er nicht. "Ich habe Theater und Fernsehen in so vollendeter Weise erlebt, dass man das Nachher nur als Niedergang empfinden kann", erklärte er. Und: "Warum sollte ich mir so viel Niveauverlust in meinem Alter noch antun?" Letzteres war eine Übertreibung. Seine Dienste hatte Drinda in der DDR nicht allein in künstlerisch, sondern auch in ideologisch "vollendeter Weise" geliefert. Propaganda-Rollen waren darunter, von denen nicht mehr so oft die Rede ist: "Ich, Axel Cäsar Springer" (1968) zum Beispiel, Auftritte als Dimitroff, Allende und Marx, als Scharnhorst auch. Im DDR-Rückblick grüßt Horst Drinda also besser als der weißhaarig backenbärtige Kapitän Karsten aus der neunteiligen TV-Serie "Zur See".
Tatsächlich ist der Vater von zwei Söhnen - die beide Ärzte geworden sind - ein Schauspieler von stattlichem Stadttheater-Format gewesen: Parade-Fach "Junger Held"; übrigens mit einer musikalischen Sprechstimme ausgestattet. Drindas 63er Schallplatten-Fassung des "Kleinen und Großen Testaments" von Villon ist ein Hörvergnügen.
Dabei galt dem Sohn eines Angestellten das Theater nicht als Jugendtraum. 1927 in Berlin-Wedding geboren, besucht Horst Eckhart Drinda die Fliegertechnische Vorschule in Köthen, wo er in den Junkers-Werken Köthen und Dessau eine Flugzeugbau-Lehre beginnt: Berufsziel Flugzeugingenieur. 1944 Kriegsschule Gotenhafen (heute Gdynia), um die technische Offizierslaufbahn einzuschlagen. Im Januar 1945 wird er als Infanterist in Berlins Mitte befohlen.
Von Halle nach Berlin
Spätsommer 1945 dann die Wende: Drinda spricht Gustav von Wangenheim vor und wird als erster Stipendiat der Schauspielschule des Deutschen Theaters angenommen; mit Ausnahme der Spielzeit 1948-50, die Drinda am Landestheater Halle verbringt, gehört er bis 1971 zum Ensemble der Ostberliner Vorzeigebühne. Große Rollen füllt er u. a. in Langhoffs "Wallenstein" und Bessons "Der Drache". Seit 1948 auch für die Defa tätig, wechselt er 1971 zum Fernsehen, das ihn zu einem DDR-Star macht. Am Montag ist Horst Drinda 77-jährig in Berlin gestorben.