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Hollywood am Flughafen Leipzig/Halle Hollywood am Flughafen Leipzig/Halle: Captain America am Airport

Von Ralf Böhme 15.08.2015, 15:22
Chris Evans, unterstützt von Scarlett Johansson, während der Dreharbeiten zu Captain America 3 „Civil War“
Chris Evans, unterstützt von Scarlett Johansson, während der Dreharbeiten zu Captain America 3 „Civil War“ dpa Lizenz

Leipzig/Halle (Saale) - Der unbesiegbare Captain America hat auch die härtesten Fans. Bei knapp 40 Grad sitzen sie - ohne Sonnenschirm - auf einer ausgedörrten Wiese am Flughafen Leipzig/Halle und warten auf - Chris Evans. Ihre Hoffnung: Irgendwann einmal muss der US-Filmliebling aus der klimatisierten Deckung seines riesigen Pullman-Wohnwagens herauskommen. Für diesen Fall liegen die Fotoapparate schon „schussbereit“.

Dass der 34-Jährige am Set ist, wissen die beiden Leipziger Schülerinnen Laura und Yvonne - wie sie sagen, zu 1 000 Prozent. Der Grund: ein kleines silbergraues Propellerflugzeug am anderen Ende des Flugfeldes. Das soll die Privatmaschine des Schauspielers sein. Gerüchteweise lässt sich der Star nach den Aufnahmen nach Hamburg fliegen, wo er während seiner Zeit in Deutschland logieren soll.

So viel steht fest: Im Flughafengebäude und auf dem Freigelände sollen einige Szenen für Captain America 3 „Civil War“ entstehen. Wie immer trägt der Hauptheld dabei sein unverwechselbares Filmkostüm mit Sternenbanner und Schutzschild. Er ist der Gute, der das Böse besiegt und letztlich die Welt rettet.

Beeindruckende Zeltstadt

So kennen ihn auch Denis Krivitzki und Mark Werner, junge Leute aus Helmstedt in Niedersachsen auf dem Weg zum Badeurlaub in der Türkei. Sie sind beeindruckt von der Zeltstadt mit mehr als 150 Mitarbeitern, die mitten auf dem Flughafengelände nur für den Film entstanden ist. „Das ist ziemlich gigantisch“, sagt Denis, der seinem Freund zustimmt, als er sagt: „Ich bin gespannt auf die neue Geschichte, bislang war mir das Strickmuster aber zu simpel.“

An dieser Stelle gibt es jedoch heftigen Widerspruch von Johann Schneider, einem Mechaniker-Lehrling aus Dessau-Roßlau. „In den letzten 100 Jahren waren es doch tatsächlich immer die Amerikaner, die die Konflikte in der Welt gelöst haben.“ Damit beschreibt der 23-Jährige zugleich den roten Faden einer Endlos-Geschichte um Captain America.

Story und Vermarktung beginnen bereits im Zweiten Weltkrieg. Captain America als Comicfigur besiegt Nazis, Saboteure und andere damalige Kriegsgegner. Später in den 1960 Jahren erlebt die Figur als „Der Rächer“ ein Comeback und geleitet seine Fans als der Super-Patriot durch die Zeiten - vom Kalten Krieg mit der Sowjetunion bis zum 11. September, dem Tag des Attentats auf der World Trade Center in New York.

Geldgeber wittern gute Rendite

Fernsehserien in den USA und seit 2010 auch in Hollywood greifen die Motive immer wieder mit riesigem Erfolg bei Millionen von Zuschauern auf. Geldgeber wittern gute Rendite. Eine Milliarde Dollar, so kursiert in der Branche, sollen für den neuen Streifen in der Regie von Anthony und Joe Russo zur Verfügung stehen. Ein Drehtag, das ist eine Faustformel bei derartigen Welt-Produktionen, kostet im Schnitt ein bis zwei Millionen Dollar. Auch die Filmförderung Mitteldeutschland unterstützt die Arbeit.

Drehorte in Deutschland sind der Potsdamer Platz in Berlin, die Filmstudios in Potsdam-Babelsberg und eben der Flughafen Leipzig/Halle mit seinen freien Kapazitäten. Ein Crew-Sprecher, der sich Bill nennt, verweist vor dem Basis-Camp am Flughafen-Parkhaus auf den guten Ruf des Airports in den USA. Der Grund: Weil der Flughafen Leipzig/Halle sich als Drehkreuz bei Auslandseinsätzen der US-Army oft bewährt habe. Diese gute Zusammenarbeit setze sich jetzt auf einer anderen, künstlerischen Ebene fort. Der Flughafen stellt gegen eine Miete Teile seines Geländes zur Verfügung, leistet logistische Unterstützung - und hüllt sich ansonsten in Schweigen.

Höchste Geheimhaltung

„Beim Dreh gelten die Gesetze von Hollywood“, heißt es. Das bedeutet bis zum Filmstart im Mai 2016 höchste Geheimhaltung. Daher schlüpft der Hauptheld wie zuletzt in Berlin, wenn die Kameras aus sind, sogleich in ein unauffälliges ziviles Outfit.

Seine in der Hitze ausharrenden Fans stehen dann, wenn sie nicht ganz genau aufpassen, vor einem fast unlösbaren Rätsel. Denn sie dürften ihr Idol in Jeans und T-Shirt, mit Basecap und Sonnenbrille kaum wieder erkennen. Der Mann aus dem US-Staat Massachusetts sieht in dieser Aufmachung nämlich aus wie ein ganz gewöhnlicher Beleuchter oder Regie-Assistent. Anders als Daniel Brühl („Jeder stirbt für sich allein“) und Scarlett Johansson („Lost in Translation“), die im neuen Film wohl die attraktivsten Mit- und Gegenspieler Chris Evans sind, meidet Captain America die Gourmet-Offerten des exklusiven Dinner-Services am Set. Evans, dessen Spiritualität sich am Buddhismus orientiert, verzichtet wie sein religiöses Vorbild auf üppiges Essen. Von ihm heißt es, dass ihm eine Schale Curry-Reis und viel chinesischer Tee genügen, um fit zu bleiben. Während Captain America am Freitag die Flughafentreppe entern muss und irgendwann sogar die Piste küssen soll, geht in Hollywood die Arbeit am Drehbuch weiter. Aus Filmkreisen ist zu erfahren, dass ein Auftritt von Spider-Man (Tom Holland) gerade Feinschliff erhält. Eine Variante: Spider-Man zieht mit Captain America einen hinterhältigen Attentäter zur Rechenschaft. Die Fans können es kaum erwarten. (mz)

Der deutsche Schauspieler Daniel Brühl ist mit von der Partie.
Der deutsche Schauspieler Daniel Brühl ist mit von der Partie.
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Hier geht es lang, auch eine kleine Anzahl von Komparsen spielt mit.
Hier geht es lang, auch eine kleine Anzahl von Komparsen spielt mit.
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Das ist das Basislager für die Drehtage am Flughafen. Die Aufnahmen selbst finden auf einem weiteren, extra gesicherten Gelände statt.
Das ist das Basislager für die Drehtage am Flughafen. Die Aufnahmen selbst finden auf einem weiteren, extra gesicherten Gelände statt.
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