DDR-Liedermacher Holger Biege tot Holger Biege tot: DDR-Liedermacher gestorben

Halle (Saale) - Es war nicht nur dieser bittersüße Schmelz in seiner Stimme, der Holger Biege zu einer Ausnahmeerscheinung unter den deutschen Popmusikern machte. Nein, der 1952 in Greifswald geborene Musiker und Komponist vermochte es auch, Lieder zu schreiben, die jenseits von Zeit und Raum funktionierten.
„Sagte mal ein Dichter“ und „Deine Liebe und dein Lied“ sind Lieder, die in der DDR Hits wurden, eigentlich aber zum Kulturerbe deutschsprachiger Rockmusik gehören.
Dass sie dort nie angekommen sind, liegt an Bieges Lebenslauf. Der Pianist und Sänger, der seine Karriere beim halleschen Bandchef Sieghart Schubert begann, war ein störrischer Poet, den kaum etwas weniger interessierte als die Rituale des DDR-Rock.
Nach seinen ersten Erfolgen Ende der 70er, als Biege eine Serie von Hits wie „Wenn der Abend kommt“ landet, richtet sich der eher an den Beach Boy Brian Wilson als an Stones-Chef Jagger erinnernde Musiker seine eigene Nische ein.
Er wird in Konzerten gefeiert, bekommt Preise und Anerkennung. Und ist doch unzufrieden mit seiner Rolle als Hofsänger eines Sozialismus, der einen Kollektivismus predigt, mit dem er, der Individualist, sich nicht identifizieren kann.
Holger Biege tot: DDR-Liedermacher floh in den Westen
Biege nutzt eine Gelegenheit und flüchtet in den Westen, beendet damit aber auch seine Karriere. Statt auf großer Bühne, schafft er nun im Studio, ist Komponist und Arrangeur ohne Scheinwerferlicht.
Das erreicht ihn erst wieder nach dem Mauerfall, als Holger Biege gerührt bemerkt, dass seine Fans ihn nicht vergessen haben. Als „künstlerischer Einmannbetrieb“ (Biege) bringt er nun wieder Alben heraus, die alte Magie entfaltet sich bei neuen Auftritten.
Doch dann der Schicksalsschlag. Holger Biege erleidet einen Schlaganfall, der aus dem Mann mit der Schiebermütze, der sein Klavier zuweilen mit roher Kraft traktierte, ein 55-Kilo-Fliegengewicht im Rollstuhl macht.
Der Musiker und Sänger, dessen Stimme Millionen direkt ins Herz sang, kann durch eine Schluckstörung nicht mehr sprechen, er ist ans Bett gefesselt. Doch Biege kämpft gemeinsam mit seiner Frau Cordelia um eine Rückkehr ins Leben. Vergebens. Am Mittwochabend ist der Sänger in einer Klinik in Lüneburg gestorben. Holger Biege wurde 65 Jahre alt. (mz)