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Hermannstadt in Rumänien Hermannstadt in Rumänien: Europas Kulturhauptstadt 2007 liegt in Siebenbürgen

Von Kathrin Lauer 28.12.2006, 13:05
Blick auf die sanierten Häuser am Kleinen Ring in Hermannstadt. Für mehr als 100 Millionen Euro wurden binnen zwei Jahren die wichtigsten Teile der romantischen Altstadt erneuert. (Foto: dpa)
Blick auf die sanierten Häuser am Kleinen Ring in Hermannstadt. Für mehr als 100 Millionen Euro wurden binnen zwei Jahren die wichtigsten Teile der romantischen Altstadt erneuert. (Foto: dpa) EPA

Bukarest/dpa. - Für Rumänien fällt das Kulturjahr im siebenbürgischen Hermannstadt (Sibiu) mit dem lang ersehnten EU-Beitritt am 1. Januar 2007 zusammen. Die mittelalterliche Stadt in den Südkarpaten, deren Kern Einwanderer aus dem Moselgebiet beiLuxemburg, die so genannten Siebenbürger Sachsen, vom 12. Jahrhundert an erbauten, will zu diesem historischen Moment vor allem eine ArtAuferstehung Rumäniens aus den Ruinen des Kommunismus verkörpern, dasheißt: Sich selbst in neuem Glanz zeigen. Von den mehr als 250Kulturprojekten zielen viele darauf ab, die vergessenen,verschütteten Verbindungen zur westeuropäischen Kultur aufzuzeigen.

Hermannstadt soll «sichtbarer» werden, um noch mehr Investoren undTouristen anzuziehen als bisher, sagt Bürgermeister Klaus Johannis,einer der 2000 immer noch in Hermannstadt lebenden SiebenbürgerSachsen. Johannis hat für das Kulturjahr bewusst keine vergänglichenKnalleffekte geplant, sondern den Akzent auf Bleibendes gesetzt. Fürmehr als 100 Millionen Euro wurden binnen zwei Jahren die wichtigstenTeile der romantischen Altstadt saniert und die Infrastrukturverbessert.

Die Ernennung zur Kulturhauptstadt sei der Ansporn gewesen,ohnehin geplante Sanierungsprojekten zu beschleunigen, sagt Johannis.Er verspricht sich mindestens eine Verdreifachung der Zahl derTouristen, von 200 000 im letzten Jahr. Der Rathauschef freut sichauch darüber, dass er und seine Beamten wegen der Vorbereitungen aufdas Kulturjahr «gelernt haben, mit großen Projekten umzugehen». Auchdiese neu erworbenen «Managementkapazitäten« seien etwas Bleibendes,ebenso wie die Infrastruktur und die Technik der Veranstaltungsorte.

Einziger «Knalleffekt» dürfte daher die Feuer-Show der schon beiden Olympischen Spielen in Athen aufgetretenen französischen «GroupeF» in der Silvesternacht sein. Ansonsten bietet das Programm mitTheater, Film, Tanz, Musik, Ausstellungen, Workshops und vielenTagungen Gelegenheit, die eigene Kultur in den europäischen Kontextzu setzen. Darauf zielt zum Beispiel der Wiener Jazz-Trompetist FranzKoglmann ab, der im Mai als Weltpremiere eine Hermannstadt gewidmeteKomposition mit dem Ensemble Exxj spielen will. Das Werk sei vonJoseph Haydns Symphonie Nr. 27 (die «Hermannstädter Symphonie») undvon den Texten des rumänischen Philosophen Emil Cioran (1911-1995)inspiriert.

Cioran, der bei Hermannstadt im Dorf Rasinari geboren wurde, isteine Veranstaltungsreihe mit Vorträgen und einer Ausstellung seinerHandschriften gewidmet. Spannende Ost-West-Gespräche verspricht eineLiteratur-Veranstaltungsreihe, zu der unter anderem Martin Walser undBotho Strauss, Peter Handke und Michel Houellebecq (Frankreich) sowiedie ungarischen Schriftsteller Imre Kertész und Péter Esterházyerwartet werden.

Besucher aus dem Ausland werden auch Gelegenheit haben, diezentrale Figur des Ost-West-Austausches im Siebenbürgen des 18.Jahrhunderts kennenzulernen: Baron Samuel von Brukenthal (1721-1803),Gouverneur von Siebenbürgen, Aufklärer, Kunstsammler, Förderer desFortschritts und Günstling der österreichischen Kaiserin MariaTheresia. Das nach ihm benannte Museum in Hermannstadt wird ihn ineiner Ausstellung vorstellen.