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Hella von Sinnen Hella von Sinnen: Privatfernsehen machte die Quasselstrippe groß

27.01.2009, 09:34
Moderatorin Hella von Sinnen wurde in den 90er Jahren als Gastgeberin der absurd-komischen Gameshow «Alles nichts oder» bekannt. Auf die Bühne hat es die Frau, die bürgerlich Hella Kemper heißt, schon in der Jugend gezogen. (FOTO: DDP)
Moderatorin Hella von Sinnen wurde in den 90er Jahren als Gastgeberin der absurd-komischen Gameshow «Alles nichts oder» bekannt. Auf die Bühne hat es die Frau, die bürgerlich Hella Kemper heißt, schon in der Jugend gezogen. (FOTO: DDP) ddp

Köln/dpa. - Sie zwängt ihren Körper selbstbewusst ins peinlichsteOutfit, ist nie um eine Antwort verlegen, reißt Witze, für diemancher Kerl erröten würde. Seit Jahrzehnten ist Hella von Sinnen auf dem TV-Bildschirm derart präsent, dass kaum jemand vermeiden konnte, sich sein Urteil über sie zu bilden. Am 2. Februar wird die füllige Ulknudel 50 Jahre alt. Am Telefon sagt sie Sätze wie: «Das ist dasSchöne am Älterwerden, da wird man weiser.»

Ist die offensiv-dicke Comedy-Frau mit der großen Klappe privatweniger auf Krawall gebürstet? Oder haben sie die Jahre gezähmt? «Es kann natürlich sein, dass man mit 30 mehr Lust hat auf wilde Dinge», räumt sie ein.

Damals, 1988, gelingt ihr der Durchbruch im ebenfalls noch jungen Privatfernsehen, gemeinsam mit Hugo Egon Balder im RTL-Nonsense-Magazin «Alles nichts oder?!». Den Künstlernamen hat sich die blonde Komikerin aus Gummersbach, die bürgerlich mit Nachnamen Kemper heißt, zu diesem Zeitpunkt längst zugelegt und ihn nach ein paar Semestern Film- und Theaterwissenschaften auch in der Kölner Kleinkunstszene bekanntgemacht. Für Furore sorgt die Feministin und bekennende Lesbierin Anfang der 90er Jahre mit «Weiber von Sinnen» (RTL plus): Den nackten Busen aus Balders «Tutti Frutti» setzt sie die «ersten Erotik-Clips für Frauen» entgegen, plauscht mit Promis über Sex undSeitensprünge, besucht Prostituierte.

Von einem Tabubruch will sie rückblickend trotzdem nicht reden.«Da haben wir halt mal 'nen kleinen nackten Schniedel gezeigt», sagt sie. Lieber spricht sie über ihre aktuellen «lustigen kleinen Projekte»: Ein Comic-Band mit ihren liebsten Donald-Duck-Geschichten, eine Kunstausstellung mit Handy-Fotos («Ich fotografiere alles, was bei drei nicht auf dem Baum ist»). Als darstellende Künstlerin, sagt sie, genieße man es, wenn abends mal etwas einfach still an der Wand hängt und sich nicht bewegt.

Nach wie vor ist sie als professionelle Quasselstrippe eine TV-Größe - und stolz darauf: «Es ist ja nicht selbstverständlich, dass man 20 Jahre als Frau und Entertainerin im Fernsehen sein durfte.» Das einzige Solo-Format, das je ihren Namen trug, «Die Hella vonSinnen Show», floppte nach nur zwei Folgen. Aber sie gehört zumfesten Inventar der Ratesendung «Genial daneben», gibt hin und wiedereinen Abend lang beim Sender Sat.1 die Moderatorin. Alsleidenschaftliche Cineastin lockt sie außerdem die Kino-Leinwand:«Ich hätte gerne einen Oscar für die beste Nebenrolle», ulkt sie überihre Zukunftspläne.

«Als ich 30, 40 wurde, war es furchtbar», hat von Sinnen vor einpaar Jahren in einem Interview gesagt. Und dass sie große Angst habevor dem Älterwerden.

Auge in Auge mit dem nächsten runden Geburtstag demonstriert sieallerdings Gelassenheit: «Ich bin dankbar, dass ich 50 werden darfund gesund durchs Leben gehen kann.» Woher der Sinneswandel? «MeineGattin» - die Altbundespräsidententochter Cornelia Scheel - «hatteirgendwann die Faxen dicke von diesem "Jammer, Jammer, schon wiederein paar Jahre älter"», sagt sie. Also reißt sie sich jetzt zusammen,gibt sich Mühe, jeden Tag zu genießen und einfach die alte Hella zubleiben.