Hat Jan Böhmermann Günther Jauch reingelegt? Hat Jan Böhmermann Günther Jauch reingelegt?: Das Netz rätselt über #varoufake oder #varoufakefake

Köln - Jan Böhmermann und sein Team vom „Neo Magazin Royale“ sind genial, darüber dürfte bei deutschen Medienmachern Einigkeit herrschen. Sein jüngster Coup: Mittwochabend stellte Böhmermann ein Video ins Netz, in dem er behauptet, das Stinkefinger-Video des griechischen Finanzministers Gianis Varoufakis sei eine Fälschung. Und er persönlich sei dafür verantwortlich.
Ausführlich wird gezeigt, wie seine Mitarbeiter den Varoufakis-Auftritt bei einer Veranstaltung in Kroatien im Jahr 2013 so bearbeiten, dass aus einer harmlosen Handbewegung die Stinkefinger-Geste wird. Präsentiert werden auch noch zwei kroatisch sprechende Mitarbeiterinnen, die bei der Fälschung geholfen haben.
„Neo Magazin Royale“ beschert der ARD schlaflose Nacht
Dieses Bekenntnis dürfte vor allem ARD-Redakteuren eine schlaflose Nacht beschert haben, denn Günther Jauch hatte am Sonntagabend das Video präsentiert und versichert, es sei echt.
Böhmermanns Bekenntnis schlug im Internet ein wie eine Bombe, und bei Twitter wurde #varoufake zu einem der Trending Topics. Der Moderator lässt aber alle ratlos zurück: Ist sein „Making of“ der Fälschung wirklich glaubhaft? Auch Medienexperten und Blogger rätseln. Stefan Niggemeier will sich nicht festlegen: „Nun kann es natürlich sein, dass das das eigentliche Fake ist, also, die Behauptung, das Video gefälscht zu haben. Es ist am Ende eine Frage der Glaubwürdigkeit“, stellt er auf seiner Website fest. Misstrauen gegenüber der ARD sei aber angebracht:
Wolfgang Blau, deutscher Digital-Chef des „Guardian“, möchte Video-Experten zu Rate ziehen und zeigt sich zunächst auch ratlos:
„Bild“-Chef Kai Diekmann legt sich fest und spricht Jan Böhmermann die Glaubwürdigkeit ab:
Sein Medium war schließlich auch voll auf das Stinkefinger-Video eingestiegen und hatte sich selber zuvor auf die Echtheit des bei Jauch gezeigten Mitschnitts festgelegt.
Doch eine Böhmermann-Fälschung?
Für die These, dass Böhmermann die Fälschung fälschte, spricht allerdings, dass Varoufakis selber zwei Tage zuvor die Langfassung der Zagreber Konferenz bei Twitter postete (sofern der Account tatsächlich ein offizieller des griechischen Finanzministers ist). Hierin ist er mit der umstrittenen Geste bei Minute 40.30 zu sehen.
Der Grieche wollte offenbar argumentieren, seine Geste sei von Jauch aus dem Zusammenhang gerissen worden.
Bei Youtube beschäftigt sich ein Video kurz nach Veröffentlichung des Böhmermann-Bekenntnisses mit dessen Echtheit. „Massengeschmack TV“ analysiert das „Neo Magazin Royale“-Video in den einzelnen Sequenzen und glaubt nachweisen zu können, dass die Varoufakis-Geste ohne Stinkefinger von Böhmermann gefälscht ist. Die Sekunden mit der Handbewegung seien zusammengeschnitten worden. Diese Argumentation klingt nicht unplausibel.
Bei vielen Twitterern herrscht aber der Tenor, dass auch ein #varoufakefake als subversive Aktion äußerst gelungen wäre.
Und zu guter Letzt wird der Postillon, der unter anderem mit der Fälschung der Pofalla-Meldung im letzten Jahr für Aufsehen sorge, um Aufklärung gebeten.
Die ARD selber rettete sich zunächst in Humor, gab sich aber ansonsten bis zum Donnerstagmorgen mehr als bedeckt.
So oder so, spätestens mit dieser Aktion dürfte Jan Böhmermann kein Geheimtipp mehr sein, sondern voll in der besten Sendezeit der Öffentlich-Rechtlichen angekommen sein. Es ist eben doch etwas anderes, Satire auf Günther Jauchs Kosten zu machen, als Stefan Raab hereinzulegen.