"Hart aber fair" mit Frank Plasberg "Hart aber fair" mit Frank Plasberg: Eckart von Hirschhausen wütet gegen Impfgegner

Köln - Nein, man hatte nicht RTL angeschaltet: Die ARD schickte mit „Hart aber fair“ eine raunende Sendung mit Reinhold Beckmann zu Scharlatanen im Medizinbereich voran. Wer hätte das gedacht. Auf dem Gesundheitsmarkt tummeln sich unseriöse Menschen. Welche Erkenntnis! Dazu hätte ein Blick in die Apothekenumschau gereicht. Abzocke im vielfältigen Angebot. Ein boulevardesker Appetitmacher? Oder einer, der einem den Appetit auf „Hart aber fair“ endgültig verdarb? Das Format, so zeigte auch diese phasenweise verzweifelt provokante Sendung, hat ihren Zenit überschritten. Worüber sich Frank Plasberg spätestens Gedanken machen sollte, seit die Zuschauerrunde mit Brigitte Büscher in Kabarettsendungen böse karikiert wird.
"Von Impfgegnern bis zu Geistheilern - alles nur Aberglaube?“ war das Thema. Auf dem Podium viel Erwartbares: Der ewig-medienpräsente Eckart von Hirschhausen lieferte ein imposantes Impfplädoyer und wetterte gegen Impfgegner: „Das macht mich richtig wütend. Das ist eine egoistische und fahrlässige Haltung." Der Mediziner Wolfram Hartmann pflichtet ihm bei. Die Homöopathin Elisabeth von Wedel versuchte, sich mit einer differenzierten Gegenposition zu halten; Vernünftiges Sowohl-als-Auch bot Cornelia Bajic, Ärztin und Homöopathin. Dazwischen saß die Meteorologin Claudia Kleinert, warum auch immer. Eines der Rätsel dieser Sendung. Vermutlich repräsentierte sie irgendwie den Normalo, der Pflanzliches schluckt, wenn Halsschmerzen drohen. Und zum Schulmediziner gehen, wenn es was Ernstes ist.
Ökonomisierung nur eine Fußnote
Nach endloser Langeweile zum Für und Wider des Impfens hoffte man auf Erquickliches: Ein Einspielfilm schilderte, dass Patienten oft nur wenige Sekunden zu Wort kommen, wenn sie zum Arzt gehen. Doch das Misstrauen gegen die Schulmedizin, gegen die Ökonomisierung des Medizinbetriebs - also das, was die Menschen in die Arme von Scharlatanen treibt - blieb nur eine kurze Fußnote. Das wäre das eigentliche Thema gewesen und hätte eine Vertiefung bitter nötig gehabt. Die Impfdiskussion ist Wochen lang geführt worden, da bedurfte es Plasbergs Sendung nicht mehr, und der Rest bot wenig Neues. Es sei denn, man wollte nochmal hören, dass die meisten Heiler doof sind - und Beutelschneider. Böses Versäumnis: Es sind nicht nur die impfkritischen Eltern von Waldorf-Schülern, deren Kinder besonders oft unter Masern leiden, sondern in viel größerer Zahl Flüchtlinge aus Ländern mit kollabiertem Gesundheitssystem.
Gut, dass wenigstens zum Schluss der Placebo-Effekt nicht zu kurz kam: Fast 60 Prozent der Menschen in einem Test fühlten eine Wirkung, nur weil sie ans Medikament glaubten.
„Hart aber fair“ gehört zur Kur
Ein Blick ins Gästebuch zeigte übrigens, dass die Freunde der Sendung zum Thema viel differenzierter denken und fühlen, als die Macher von „ Hart aber fair“ denken. Da gab es kaum einen, der Scharlatanen vertraut - und erstaunlich viel Nachdenkliches obendrein.
„Hart aber fair“ gehört nach einer langen, erfolgreiche Strecke mal zur Kur. Oder in die Reha. Sonst helfen gegen die ermattende Routine weder Impfungen noch Globuli - und selbst der immer zuverlässige Faktencheck rettet nichts mehr.