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Hans Zimmer in Berlin Hans Zimmer in Berlin: So klingt sein Hollywood

Von Mike Händler 22.04.2016, 05:58
Er spielt Klavier und greift bei Konzerten auch gern zum Banjo: Erfolgskomponist Hans Zimmer, hier am 7. April in London.
Er spielt Klavier und greift bei Konzerten auch gern zum Banjo: Erfolgskomponist Hans Zimmer, hier am 7. April in London. EPA/WILL OLIVER

Berlin - Lebende Legenden gibt es nicht viele auf dieser Welt. Der deutsche Komponist und Produzent Hans Zimmer gehört auf seinem Gebiet zweifellos dazu. Ob „Rain Man“, „Gladiator“, „Inception“ oder „12 Years a Slave“ – die Liste seines Schaffens umfasst ein Sammelsurium erfolgreicher Hollywood-Blockbuster. Seit Jahrzehnten erfährt der 58-jährige Oscar-Preisträger hohe Wertschätzung dafür und präsentierte nun im Rahmen seiner ersten Tournee einen Ausschnitt seines Schaffens in der am Mittwochabend ausverkauften Mercedes Benz Arena in Berlin.

Wer seit Jahrzehnten in Hollywood tätig ist, weiß sich entsprechend in Szene zu setzen. Unter einer riesigen illuminierten Arkade erschienen nach und nach die Band, ein Orchester sowie ein Chor unter dem Jubel des Publikums. Eher unscheinbar saß Hans Zimmer anfangs inmitten seines Ensembles am Klavier. Gekleidet in einen schwarzen Anzug mit Weste und weißem Hemd, erschien er äußerlich passend als Maestro, dem eigentlich nur der Taktstock fehlte. Doch schon nach dem Intro, unter anderem zu „Madagascar“, flog die Jacke befreiend in die Ecke.

Unprätentiös und sympathisch

Moderierend führte der 58-jährige Wahl-Amerikaner unprätentiös und sympathisch durch den Abend. Nach über 35 Jahren in Großbritannien und den USA hat sich bei Hans Zimmer tatsächlich ein englischer Akzent eingeschlichen, worüber er selbst am meisten lachen konnte. So kam es dazu, dass ein gebürtiger Frankfurter in Berlin nach deutschen Worten rang. Als eine Schar von Freunden stellte er seine Musiker-Kollegen in der Arena vor, darunter The-Smiths-Legende Johnny Marr und Mike Einziger von Incubus.

Die musikalische Reise in das Universum des Komponisten fand mit Tony Scotts „Crimson Tide“ ihre Fortsetzung. Spielerisch perfekt entfalteten die Musiker einen einzigartigen Klangteppich, der mit unglaublicher Dynamik über die Sitzreihen der Arena hinwegfegte.

Visuell unterstützte Mark Brickman, der bereits für Pink Floyd arbeitete, das Konzert-Erlebnis. Lichtgewitter, Spotlights auf Solisten oder eine vollständig in glühendes Rot getauchte Bühne entrückten die Künstler atmosphärisch.

Zu Medleys verbunden, hörte das Publikum Höhepunkte verschiedener Film-Soundtracks wie „Gladiator“, „König der Löwen“ oder „Fluch der Karibik“. Nicht immer kündigte Hans Zimmer die Stücke namentlich an und so begann das kundige Fachsimpeln unter den Zuschauern. Und inmitten der fantastischen Performance der Live-Musiker sah man imaginär Russell Crowe als Maximus durch ein weites Kornfeld zu seinen Liebsten streben oder Johnny Depp als Captain Jack Sparrow in der Karibik derben Unsinn treiben.

Hans Zimmers Werke besitzen einen hohen Wiederkennungswert, da die Handlungen der Filme von ihm musikalisch kreativ übersetzt werden. Schicht um Schicht setzen sich die Motive zusammen und transportieren Schicksale und Begebenheiten. In Berlin unterstützten das die ironisch-verspielten Marimbas aus „True Romance“, die sehnsuchtsvolle Panflöte aus „Rain Man“ oder die schwermütigen Streicher aus „Der schmale Grat“.

„Inception“-Stück als Zugabe

Eine besonders fruchtbare Zusammenarbeit besteht zwischen Hans Zimmer und dem Regisseur Christopher Nolan, die im letzten Drittel des Konzerts aufgenommen wurde. Brachial und „punkig“, wie Zimmer es formulierte, schallten die Motive des Joker aus „The Dark Knight“ durch die Arena. Da ließ es sich der Komponist nicht nehmen, selbst zur E-Gitarre zu greifen.

Emotional erzählte Hans Zimmer anschließend über den Tod des Schauspielers Heath Ledger 2008, der den Joker verkörperte, und den Amoklauf in der US-Stadt Aurora während der Premiere des Films „The Dark Knight Rises“. Reagiert hat der Künstler auf Letzteres in typischer Manier, indem er den Opfern und Hinterbliebenen des Anschlags ein choralartiges Stück widmete, das in Berlin andächtig aufgenommen wurde.

Mit stehenden Ovationen feierte das Publikum Hans Zimmer und seine Musiker in der Arena zu Recht für eine außergewöhnliche Darbietung. Der Komponist verabschiedete sich erwartungsgemäß mit dem überwältigenden „In Time“ aus dem Film „Inception“. Ein besserer Schlussakkord war nicht möglich. (mz)