Hannes H. Wagner Hannes H. Wagner: Erinnerung an seine große Freundlichkeit
HALLE/MZ/AMO. - Aus dieser Gabe hat er eine Tugend gemacht und mit Aphorismen ein Licht gegen die Dunkelheit gestellt, die ihm das Malen seit Jahren unmöglich machte. Seine Sehkraft hatte unaufhaltsam abgenommen. Jetzt, am vergangenen Sonntag, ist Hannes H. Wagner hochbetagt in Halle gestorben.
Wagner, Kind einer Bergarbeiterfamilie, stammte aus Schneeberg im Erzgebirge, wo er 1922 geboren wurde. Sein Lebensweg ist charakteristisch für die Generation, der er angehörte: Kriegsdienst nach Schulabschluss, Gefangenschaft, Neubeginn im geteilten Deutschland. Hannes H. Wagner verschlug es nach Wolfen, wo er eine Ausbildung zum Chemiearbeiter absolvierte. Danach studierte er Malerei an der halleschen "Burg" bei Charles Crodel und Kurt Bunge, durfte selbst unterrichten und wurde, nahezu folgerichtig, 1958 davongejagt. Formalismus war das Schlagwort der Stalinisten, mit dem sie alle verfolgten, denen Fantasie und Experimentierlust mehr als Dogmen bedeuteten.
Anfang der 60er Jahre rehabilitiert, wurde Wagner später zum Professor an der Burg Giebichenstein berufen und blieb der Hochschule bis zu seiner Emeritierung 1987 treu. Gemeinsam mit seiner Frau, der Bildhauerin Heidi Wagner-Kerkhof, lebte er von 1990 bis 2000 in Hohen Neuendorf bei Berlin, danach kehrte das Künstlerpaar nach Halle zurück. Was Wagner hinterlässt: hintersinnige Grafiken, spitze Aphorismen und die Erinnerung an seine große Freundlichkeit.