Halle Halle: Trauer um Norbert Wientzkowski
Halle/MZ. - Seit 15 Jahren gab er alljährlich einen Kalendermit Akt-Grafik heraus. Zu seinem 65. Geburtstagwar Norbert Wientzkowski Ende des vergangenenJahres mit Ausstellungen in Halle und Leunageehrt worden.
"Das ist ja das Glück an diesem Beruf, dass man arbeiten kann, bis der Stift aus der Hand fällt." Das war die Antwort von Norbert Wientzkowski auf eine Frage zu eventuellen Rentnerdaseins-Plänen anlässlich seines 65. Geburtstages im vorigen November. Lachend hat er das gesagt, sicher seiner nimmermüden künstlerischen Schaffenslust. Nun ist aus diesem Satz innerhalb grausam kurzer Frist tödliche Wahrheit geworden: Am Montag ereilte den bekannten Grafiker in seiner Atelierwohnung am halleschen Domplatz ein plötzlicher Herztod.
Zum runden Geburtstag hatten Ausstellungen in der Kulturhausgalerie Leuna sowie in der halleschen Galerie Stelzer & Zaglmeier eindrucksvoll gezeigt, was den Künstler Norbert Wientzkowski alles ausmachte. Ein umfängliches, erstaunlich vielseitiges Werk, entstanden in rund vier Jahrzehnten freiberuflichen Schaffens.
Zeichen und Formen
Viele Arbeiten waren dabei, die sich millionenfach ins öffentliche Gedächtnis geprägt haben, die jedoch (Gebrauchsgrafiker-Schicksal) bis dato kaum einer mit dem Namen des Künstlers in Verbindung brachte. Die vielen Logos etwa, die der Absolvent der Berliner Fachhochschule für angewandte Kunst zu DDR-Zeiten für Großbetriebe wie Orwo oder Buna ("Plaste und Elaste aus Schkopau") entworfen hatte, oder in neuerer Zeit etwa für das Technologie- und Gründerzentrum in Halle. Dabei erwies sich Wientzkowski ebenso wie bei unzähligen Plakaten, Katalogen, Firmenzeichen als fantasievoller Erfinder von Zeichen und Formen.
Begehrte Blätter
Weithin populär wurde der am 17. November 1940 in Schweidnitz geborene Künstler mit seiner besonderen Art, erotische Sujets umzusetzen. Zurückhaltend, mit leisem Charme, ganz so, wie es auch seinem Wesen entsprach, hat sich Wientzkowski diesem Thema seit mehr als zwei Jahrzehnten gewidmet. In immer neuen Variationen feierte er den ewig reizvollen Eros mit Feder, Pinsel, Bleistift, als Radierung oder Airbrush, auch mal in Keramik oder Pastell.
Nach 1989 fanden Norbert Wientzkowskis erotische Blätter weite Verbreitung und wurden in zahlreichen Ausstellungen gezeigt. Zu gefragten Sammlerstücken sind insbesondere die großformatigen Kalender mit Aktzeichnungen geworden. Ein Markenzeichen, wie es seinem künstlerischen Selbstverständnis entsprach, denn "den menschlichen Körper darzustellen, das ist für mich immer noch das Interessanteste." Mit dem 15. dieser Kalender, dem für das Jahr 2006, wollte Norbert Wientzkowski die Serie beenden. Woran wohl kaum einer seiner quer durch Deutschland alljährlich darauf wartenden Fans so recht geglaubt haben mag - nun ist es traurige Gewissheit.