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Günther Jauch zur WM in Brasilien Günther Jauch zur WM in Brasilien: Einhellige Empörung über die Fifa

Von Holger Schmale 02.06.2014, 05:29
Moderator Günther Jauch
Moderator Günther Jauch dpa Lizenz

Berlin - Wer hätte gedacht, dass Claudia Roth und Edmund Stoiber sich einmal so einig sein könnten! In der Sendung von Günther Jauch am Sonntagabend überbieten sie sich fast in der Empörung über die Fifa und deren Umgang mit den internationalen Fußballwettbewerben. Es ist die lichte Viertelstunde in der Sendung, in der es tatsächlich um das geht, was im Titel angekündigt war: Fußball-WM in Brasilien – Fest oder Fiasko? Da weitet sich der Blick der Runde endlich über die Betrachtung des Wohl und Wehe der deutschen Mannschaft nach der verregneten Trainingswoche und dem unbefriedigenden Testspiel am Sonntagabend hinaus und schaut auf das Land der WM.

Gustavo Mehl, der Sprecher der Protestbewegung gegen die Spiele, erklärt im Film am Beispiel des umgebauten Maracana-Stadions in Rio de Janeiro, wie die Fifa und unter ihrem Druck die brasilianischen Organisatoren die Menschen gegen sich aufgebracht haben. 200.000 günstige Stehplätze sind 80.000 teuren Sitzplätzen gewichen, dazu wurden angrenzende Wohnviertel plattgemacht. 400 Millionen Euro hat das gekostet, finanziert aus Steuergeldern, die dem Schul- und Sozialsystem Brasiliens fehlen. Insgesamt summieren sich die Kosten der WM für das Land auf elf Milliarden Euro. Dagegen richteten sich die Proteste.

„Das geht so nicht weiter“

„Das geht so nicht weiter“, ruft der CSU-Mann (und Bayern München-Aufsichtsrat) Stoiber, „die machen den Fußball kaputt!“ Fast obszön nennt die Grüne (und FC-Augsburg-Fan) diese Kosten und empört sich darüber, dass die Fifa die Gastgeber erpresse und eigene Gesetze erlasse- „die machen den Fußball kaputt“, ruft auch sie.

Als Brasilien-Experten hat Günther Jauch den ARD-Fußballkommentator Béla Réthy engagiert, der bis zu seinem elften Lebensjahr in dem südamerikanischen Land gelebt hat. Er ist ungewöhnlich schweigsam an diesem Abend und erlaubt sich lange Pausen, die er den Zuhörern bei seinen  Spielreportagen leider nie gönnt. Er weist darauf hin, dass es sich bei den Protesten nicht nur um einen Aufruhr der Armen handele, sondern dass die Empörung weit in die Mittelschicht hineinreiche.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Warum die WM-Vergabe an Katar „der Blödsinn hoch drei“ ist.

Doch die Empörung von Roth und Stoiber und auch des Schauspielers Peter Lohmeyer hat sich inzwischen schon dem übernächsten WM-Land Katar zugewandt, Brasilien ist abgehakt. „Das ist der Blödsinn hoch drei“, sagt Stoiber. Und wie die Menschen, die dort die Stadien bauten, leben müssten, sei nicht mehr akzeptabel. In den Nachrichtensendungen zuvor war über neue Korruptionshinweise bei der Vergabe der WM nach berichtet worden. „Was tun?“ fragt Jens Lehmann, deutscher WM-Torhüter beim Fußball-Sommermärchen vor acht Jahren.

Katar könne noch verhindert werden

Katar könne noch verhindert werden, sagt Réthy. Die Politik müsse endlich ökologische, soziale und demokratische Mindeststandards setzen, die von den WM-Veranstaltern eingehalten werden müssen, fordert Roth. „Das Geld macht den Fußball kaputt“, ruft Lohmeyer dazwischen. „Das ist doch eine ganze andere Ebene“, sagt Stoiber, der früher in der Sendung das Wirtschaftsunternehmen Bayern gepriesen und alle Spieler als Unternehmer bezeichnet hat.

Lehmann weist die Sorge zurück, all diese Debatten könnten die Fußballer ablenken. „Die blenden das aus, das lernen die.“ Am Ende zieht Jauch das simple Fazit für die Fußballfans: „Am Ende werden wir doch alle vor dem Fernseher sitzen.“ Und er hat schon einmal ein Beispiel für die kommenden Fernsehfußballnächte geliefert: Seine Sendung dauerte dieses Mal bis Mitternacht. Wegen des Fußballspiels zuvor.