Guano Apes Guano Apes: Auszeit und Neuorientierung

Göttingen - Sie sind laut, sie sind frech, sie sind dynamisch: Die Guano Apes gelten als eine der international erfolgreichsten deutschen Bands. Nachdem die vier Göttinger 1996 das Nachwuchsfestival «Local Heroes» gewonnen hatten, begann für sie eine rasante internationale Karriere.
Im September kündigten die Crossover-Musiker eine Auszeit an, um sich auf Solo-Projekte konzentrieren zu können. Nach drei Studioproduktionen ist jetzt (20. Oktober) das erste Live-Album der Band als CD und DVD erschienen - es dürfte vorerst das letzte sein.
«Wir wollen uns nicht auflösen, wir brauchen alle nur eine kleine Pause», verspricht die Sängerin Sandra Nasic den Fans. Die 27-Jährige will an einer eigenen Platte arbeiten und neue Erfahrungen mit anderen Musikern sammeln. «Es wird wohl etwas härter bleiben, vielleicht ein bisschen in Richtung HipHop gehen», kündigt sie vorsichtig an. Auch der Gitarrist Henning Rümenapp (27) will sich weiter entwickeln. Bereits in den letzten Monaten suchte er neue Herausforderungen und hat unter anderem an Herbert Grönemeyers «Mensch»-Album mitgewirkt. «Man muss sich ja nicht von seinen Wurzeln trennen, aber man sollte auch mal über den Tellerrand schauen», sagt Rümenapp.
Das haben die Guano Apes schon oft getan. Sie tourten durch Europa und die USA, standen unter anderem mit Bands wie Creed und Sevendust auf der Bühne. «Wir sind immer toll begrüßt und enthusiastisch aufgenommen worden», meint Rümenapp. Im November geht er für ein Projekt in die USA. «Der deutsche Musikmarkt ist zur Zeit in einer Erholungsphase und bietet wenig Platz für neue Sachen», sagt er. Mit seinen Bandkollegen Dennis Poschwatta und Stefan Ude will der Gitarrist aber auch bald wieder zusammenarbeiten. «Nur mit Terminen ist es bei uns immer schwierig, wir sind eben nicht die Schnellsten.»
Oft wird das Quartett als «die deutsche Antwort auf Skunk Anansie» bezeichnet. Sie rutschten direkt nach Schulabschluss oder noch während der Ausbildung ins Musikbusiness. Bislang wurden knapp drei Millionen Tonträger verkauft, allein das Debütalbum «Proud Like A God» ging mehr als eine Million mal über den Ladentisch. Mehrfach wurden die Scheiben mit Edelmetall ausgezeichnet.
«Als Resümee fällt mir da nur ein: Ein Leben auf der Überholspur. Wir sind heute noch erstaunt darüber», sagt Rümenapp. «Ich bin wirklich sehr stolz darauf», meint Sängerin Nasic, die eigentlich Kunst oder Design studieren wollte. «Plötzlich standen uns so viele Türen offen. Ich fand es gut, aber heute würde ich weniger Angebote annehmen und alles mehr in Ruhe machen.»
Diese Erfahrungen will Rümenapp an junge Künstler weitergeben. Der Musiker arbeitet seit vier Jahren im Horus Studio in Hannover und engagiert sich für den Nachwuchs. «Ich will andere unterstützen, gebe Workshops und Seminare und sitze in Jurys», sagt er.
Für die Guano Apes selbst stehen dieses Jahr noch die Entscheidungen bei zwei Nominierungen aus. Anfang November wird der MTV Music Award vergeben, wofür sie als bester deutscher Act nominiert sind. Im Dezember entscheidet dann der Kölner Hörfunksender EinsLive über die Beste Band. In den vergangenen Jahren konnten die Guano Apes bereits zahlreiche Auszeichnungen als Bester Newcomer entgegennehmen. Zu Kopf gestiegen ist ihnen dieser Erfolg aber nicht. «Wir sind dadurch keine Diven geworden, sondern immer noch sehr bodenständig», versichert Rümenapp.