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Großbritannien Großbritannien: Mick Jagger lebt «I can't get no satisfaction»

Von Thomas Burmeister 25.07.2008, 09:02
Rolling Stones-Sänger Mick Jagger und seine Freundin, die britische Sängerin und Schauspielerin Marianne Faithfull, kommen am 29. Mai 1969 zu einem Londoner Gericht, wo sie sich wegen Drogenbesitz verantworten müssen. (Foto: dpa)
Rolling Stones-Sänger Mick Jagger und seine Freundin, die britische Sängerin und Schauspielerin Marianne Faithfull, kommen am 29. Mai 1969 zu einem Londoner Gericht, wo sie sich wegen Drogenbesitz verantworten müssen. (Foto: dpa) UPI

London/dpa. - Ruhestand istfür ihn ein Fremdwort: «Die Rolling Stones machen weiter, spielennoch mehr Alben ein und gehen immer wieder auf Tour», beschied JaggerReportern. An diesem Samstag (26.7.) wird er 65 Jahre alt.

Doch selbst im Rentenalter schafft es der Rocker mit den wohlbekanntesten Lippen der Welt, uns den Unersättlichen vorzuspielen: «I can't get no satisfaction». 1965 hat der Stones-Leadsänger mit dieserVerszeile seinen Ruf als «sex maniac» für alle Zeiten gefestigt,Eltern in helle Empörung und so manchen Teenager in eine Mischung ausVerwirrung und Verzückung gestürzt.

Das sei doch alles nie ernst gemeint gewesen, winkt der Mann mitden inzwischen wohl markantesten Gesichtsfurchen des Showgeschäftsab. «Ich habe nicht versucht, rebellisch zu sein», beteuerte er. Ja,ein paar Ältere, so räumte Jagger in einem Interview von «VanityFair» ein, könnten die Songs der Stones und ihre wilden Bühnenshows«vielleicht für entsetzliches Remmidemmi gehalten und sich gefragthaben, wo wir denn alle hinkommen, wenn das Musik ist. Doch inWirklichkeit waren wir ziemlich zahm.»

Wie zahm er tatsächlich sein konnte, der Schmusekater Mick, davonkonnten sich im Laufe der Jahrzehnte etliche attraktive Damen einBild machen. Von Uschi Obermaier, 1968 prominente Vorkämpferinnen dersexuellen Befreiung in Deutschland, bis hin zur italienischenModelschönheit Carla Bruni, heute Frankreichs First Lady.

Die Pop-Sängerin Marianne Faithful war seine erste große Liebe.Vier andere Frauen brachten insgesamt sieben Kinder des Rolling Stonezur Welt. Seit einigen Jahren lebt er in London mit demamerikanischen Ex-Model L'Wren Scott zusammen. Glaub man denbritischen Promiblättern, dann ist sie die erste, die das «SexsymbolMick» wirklich unter Kontrolle hat, zumal sie ihn um mehr alsHaupteslänge überragt.

Über Herzschmerz - darauf pochte der vor fünf Jahren geadelteRocker gerade erst wieder - könnten ja wohl nicht nur seine Ex-Freundinnen klagen. Man höre doch mal in die alten Stones-Plattenrein, empfahl Sir Mick, denn die beruhten auf eigenen Erfahrungen:«Ich singe da von meinem eigenen Liebeskummer.»

Eine weniger romantische Seite des führenden Rolling Stone kommtder Band seit vielen Jahren in Form von ordentlich organisiertenFinanzen zugute. Fast wäre nämlich aus Michael Phillip Jagger, dem inDartford (Grafschaft Kent) unweit von London geborenen Sohn einesLehrers und einer aus Australien eingewanderten Kosmetik-Beraterin,ein echter Buchhalter geworden.

Einschlägige Kenntnisse, die er bei einem nicht vollendetenStudium an der London School of Economics erwarb, setzt Jagger ein,um die Geschäfte der Band zu managen und dabei die längstmehrstelligen Millionenvermögen der Mitglieder der vermutlichreichsten Rockband der Welt nach Kräften zu mehren.

Der erfolgreiche Finanzier ist freilich nur eine der vielenRollen, die der vielseitige «Großvater des britischen Rock» mühelosausfüllt. Sir Mick übt sich als Rosenzüchter, Hobbyimker, Cricketfanund Schlossbesitzer. Freunde rühmen zudem die große Allgemeinbildungund Belesenheit des einstigen Bürgerschrecks, der sich auf demHöhepunkt von Drogen- und Partyexzessen der Stones «Seine satanischeMajestät» nennen ließ.

Wie er damals die Kurve in Richtung einer gutbürgerlichenRockerexistenz kriegte, schilderte Jagger kürzlich in der«Süddeutschen Zeitung» so: «Eine gewisse Restintelligenz hatte michimmer fest im Griff, und die sagte mir in gewissen Momenten meinesLebens: Lass es nun hiermit oder damit gut sein.» Gut, dass er damitnicht das Rocken meint.

Rolling Stones-Frontmann Mick Jagger tritt am 28. Juli 2007 mit seiner Gruppe in St. Petersburg auf. (Foto: dpa)
Rolling Stones-Frontmann Mick Jagger tritt am 28. Juli 2007 mit seiner Gruppe in St. Petersburg auf. (Foto: dpa)
EPA