Großbritannien Großbritannien: Gandhi-Darsteller und Oscar-Preisträger
London/dpa. - Als Gandhi-Darsteller spielte sich Ben Kingsley in die Herzen eines Millionenpublikums. Der Mann mit den hellwachen dunklen Augen und dem asketischen Körper, der für die Rolle als indischer Freiheitskämpfer 1983 einen Oscar erhielt, wird am 31. Dezember 60 Jahre alt. Viele Berühmtheiten hat er verkörpert, gute wie böse, zu sehen war er als Lenin ebenso wie als Moses. «Ich interessiere mich für Personen, zu denen ich entweder eine enge Seelenverwandtschaft spüre oder die extrem fremd sind, dazwischen gibt es nichts», sagte Kingsley in einem Interview.
Die Familiengeschichte des Theater- und Filmschauspielers ist abenteuerlich. Ben Kingsley wurde als Krishna Bhanji 1943 als Sohn eines indischen Arztes und einer englischen Schauspielerin im englischen Snaiton geboren. Sein Großvater war nach einem Schiffbruch als neunjähriger Waise von einem reichen Gewürzhändler in Sansibar adoptiert worden. Von diesem übernahm er das Geschäft, ging nach Südafrika und schickte seinen 14-jährigen Sohn kurz vor seinem Tod zur Medizinerausbildung nach England. Nur dank des Aga Khan, Oberhaupt der ismaelitisch-muslimischen Gemeinschaft, konnte Kingsleys Vater das Studium beenden und sich schließlich als Arzt in Manchester niederlassen.
Ben, der damals noch Krishna hieß, engagierte sich bereits in einer Laienspielgruppe, während er sich als Chemielaborant auf ein Medizinstudium vorbereitete. Mit 19 Jahren aber trat er endgültig in die Fußstapfen seiner Mutter und wurde Mitglied einer reisenden Theatergruppe, die vorrangig in Schulen auftrat. Von da an nannte er sich Ben Kingsley, denn sein Vater hatte ihm gesagt, er könne nur mit einem englischen Namen Filmstar werden.
Der väterliche Rat schadete nicht: Nach Engagements in verschiedenen Provinztheatern wurde er Mitglied der weltberühmten Royal Shakespeare Company, wo er zehn Jahre lang bis 1980 mit wachsendem Erfolg die großen klassischen Rollen gab, wie etwa die Titelrolle in «Hamlet». Trotz zunehmender Verpflichtungen für Film und Fernsehen gab Kingsley die Bindung zum Theater nicht auf und stand noch 1986 als Shakespeares «Othello» in London auf der Bühne.
Der große internationale Durchbruch aber kam mit der Titelrolle in Richard Attenboroughs Monumentalfilm «Gandhi». Fortan war er als Spezialist für Männer, die Geschichte machen, gefragt. Er mimte Lenin in Damiano Damianis Revolutionsfilm «Der Zug» (1987) ebenso wie «Moses» im gleichnamigen TV-Zweiteiler Mitte der 90er Jahre. Für seine Rollen, egal ob als Gangster oder als Spezialagent auf der Jagd nach einem weiblichen Alien in «Species», heimste er eine Reihe von Preisen ein.
Für seine Arbeit wurde der Vater von vier Kindern im vergangenen Jahr von Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen und darf sich seitdem mit «Sir» anreden lassen. Auf die Frage nach dem Geheimnis seiner Schauspielkunst antwortete Kingsley einmal in einem Interview: «Es ist wie bei meiner Tochter, die mit Keramik arbeitet. Sie formt den Ton auf der Drehscheibe, kann aber nicht erklären, wie, denn ihre Hände reden nicht. Es gelingt ihr einfach.»