Gotthold Ephraim Lessing Gotthold Ephraim Lessing: Dichter stritt für Aufklärung und Toleranz
Wolfenbüttel/dpa. - Er ist der Leiter der berühmten Herzog August Bibliothek (HAB) in Wolfenbüttel, der Lessing in seinen letzten elf Lebensjahren vorstand.
«Lessing war ein außergewöhnlicher Mann, der seiner Zeit vorausund dennoch in ihr verhaftet war», betont Schmidt-Glintzer. Lessinggilt als Vertreter der Aufklärung, die die Vernunft als Grundlagemenschlichen Handels forderte. Stets witzig und pointiert greift derDichter aktuelle Themen seiner Zeit auf und verarbeitet sie in Lust-und Trauerspielen, Fabeln, wissenschaftlichen Schriften oder Essays.Oft eckt der Dichter an. So wird ihm nach einem öffentlichenBriefwechsel mit dem Hamburger Pastor Goeze über die Auslegung derBibel die zuvor gewährte Freiheit von Zensur entzogen.
Daraufhin beschließt Lessing, die Fehde auf «seiner alten Kanzel»,der Theaterbühne, fortzusetzen, und schreibt den «Nathan». In derRingparabel erzählt Nathan von drei Brüdern, die jeder einen Ringvom Vater geerbt haben. Doch nur einer der Ringe - sie verkörpernden jüdischen, christlichen und moslemischen Glauben - besitztwundertätige Kraft. Ein Richter soll entscheiden, welcher Ring derechte ist. Doch der Beweis lässt sich nicht führen. «Welche Religiondie richtige ist, zeigt sich nach Lessing im Handeln der Anhängerund nicht an den geschrieben Worten», erläutert Schmidt-Glintzer.
Doch Lessing war weit mehr als ein Schriftsteller. «EinBibliothekar war damals vor allem ein Gelehrter», sagt Schmidt-Glintzer. «Als solcher wurde er schon zu Lebzeiten hoch gehandelt»,ergänzt HAB-Mitarbeiter Ulrich Johannes Schneider. Aus aller Weltwandten sich Gelehrte mit Fragen an Lessing. Außerhalb derGelehrtenstuben hatte er sich bereits in seinen Jahren in Berlin,Leipzig und Hamburg einen Namen als Kritiker gemacht. «Seine Essaysführten in Deutschland überhaupt erst zu einer breiten öffentlichenDiskussion über das Theater», sagt Schneider. Zudem habe Lessing mitseinem klaren Stil großen Einfluss auf die deutsche Sprache gehabt.
Die starke Ausdrucksweise Lessings wird auch in seinen Briefen anEva König deutlich. «Die Hamburger Witwe mit vier Kindern war seinespäte, aber große Liebe», sagt HAB-Mitarbeiterin Ulrike Zeuch, diederzeit im Wolfenbütteler Lessing-Haus eine neue Ausstellungerstellt. Der private Lessing soll ein geselliger Mann gewesen sein,der einem guten Glas Wein ebenso wenig wie dem Lotteriespielabgeneigt war. «Ständig hatte er Geldsorgen, an keinem Ort hielt esihn länger als ein paar Jahre», sagt Zeuch.
Um Eva König eine sichere Existenz geben zu können, soll er 1770mit 41 Jahren dann die Stelle in Wolfenbüttel angenommen haben. Docherst 1776, nach sechsjähriger Verlobungszeit, konnte er sieheiraten. Den beiden blieb nur eine kurze Zeit des Glücks. 1778stirbt Eva im Wochenbett, Sohn Traugott war bereits zwei Tage nachder Geburt gestorben. Lessing soll sich in den Folgejahren immermehr zurückgezogen und an Depressionen gelitten haben. 1781 stirbtder Dichter mit 52 Jahren in seiner Braunschweiger Wohnung.