Dozent an der Hochschule Anhalt Gottfried Böttger tod: Pianist lehrte an Hochschule Anhalt und spielte bei 3nach9

Hamburg - Spät im Leben, als er schon nicht mehr professionell Musik machte, sondern an der Fachhochschule Anhalt lehrte, wurde Gottfried Böttgers einziger eigener echte Hit noch einmal berühmt.
„Hamburg 75“, von Böttger ausgedacht, als er damals mit zusammen mit Udo Lindenberg, Marius Müller-Westernhagen und Otto Waalkes in der „Villa Kunterbunt” in Hamburg Winterhude lebte, gefiel dem Kultmusiker und Buchautoren Sven Regener so gut, dass er das Stück „Elternmusik", wie er es nennt, noch einmal neu aufnahm. „Gottfried Böttger habe ich als Kind gehört“, gestand Regener. „und ich fand ihn Klasse."
Regener ist nicht der einzige. Seit Udo Lindenberg dem 1949 in Hamburg geborenen Pianisten eine Zeile gewidmet hatte - Gottfried heißt der Knabe da hinten am Klavier und für jede Nummer Ragtime kriegt er 'n Korn und ´n Bier – war Böttgers Schicksal ausgemacht.
Mit der Rentnerband und später mit dem Panikorchester segelte der klassisch ausgebildete Pianist durch die wilden Jahre des „Onkel Pö“, der langen Haare und verrückten Parties. Ab 1974 stieg er nebenher bei der Fernseh-Talkshow „III nach 9“ von Radio Bremen als ständiger Studiopianist ein, nebenher spielte er Platten mit der Blues-Legende Memphis Slim ein und schrieb Filmmusik etwa für den „Tatort“.
Gottfried Böttger: Seele des verstorbenen Pianisten hing am Boogie-Woogie
Seine Seele aber hängt am Boogie-Woogie, eine Leidenschaft, die der Hamburger mit dem in Ostberlin lebenden DDR-Musiker Stefan Diestelmann teilt. Immer wieder besucht der Klavierspieler der Gitarristen und Sänger, der seit dem Erfolg seines Albums „Hofmusik“ Narrenfreiheit in der DDR genießt. Narrenfreiheit, die die beiden Freunde übermütig werden lässt.
Nicht nur, dass nachts immer wieder wilde Sessions in Diestelmanns Berliner Wohnung stattfinden, an denen neben Böttger auch der amerikanische Harmonikaspieler Phil Wiggins und der Blues-Gitarrist Louisiana Red teilnehmen. Nein, ohne staatliche Genehmigung wagt es Gottfried Böttger sogar, bei Diestelmann-Konzerten in der DDR auf die Bühne zu steigen und mitzuspielen.
Als die Stasi merkt, dass da ein Bundesdeutscher die Tasten gedrückt hat, ist es zu spät. Es gelingt Mielkes Männer auch nicht, den Namen des musikalischen Mittäters herauszubekommen.
Als Diestelmann die DDR illegal verlässt, ist sein langjähriger Böttger erste Anlaufstelle im Westen. "Eines Tages war er dann aber verschwunden", erinnert sich Gottfried Böttger, den es nach dem Mauerfall selbst nach Osten zog. Die Fachhochschule Anhalt berief den Hamburger 1997 zum Dozenten für Mediendidaktik, später wirkte Böttger im Fachbereich Informatik der Fachhochschule als Professor für Digitale Audiotechnik.
Zum Musik kehrte der selbsternannte „musikalische Grenzgänger“ (Böttger) immer wieder zurück, zuletzt vor fünf Jahren, als ihn Udo Lindenberg bei seiner triumphalen Comeback-Tournee auf die Bühne holte, um seinen Part in „Andrea Doria“ zu spielen.
Am Montag ist der bereits seit Längerem an Krebs erkrankte Gottfried Böttger in Hamburg im Alter von 67 Jahren gestorben. (mz)
