Gothic-Popper Eisbrecher erobern die Charts
Nürnberg/dpa. - Es ist ein Zweiergespann, wie es unterschiedlicher kaum sein könnte: Der eine ist ein zwei Meter großer Hüne mit rauem Auftreten und tiefer Stimme, der andere ein eher smarter Typ. Zusammen bilden Alexander Wesselsky und Jochen Seibert die Neue-Deutsche-Härte-Band Eisbrecher.
Gleich ihr erster Song «Schwarze Witwe» wurde zu einem Clubhit in der alternativen Szene. Mit dem neuen Album «Sünde» landeten Eisbrecher jetzt auf Platz 1 der Deutschen Alternative Charts. In den Album-Charts von Media Control konnten die beiden die Top 20 knacken.
Schon 1995 lernten sich «Alexx», der damals noch Sänger der Band Megaherz war, und der Musiker Jochen «Noel Pix» Seibert kennen. Nach vier gemeinsamen Jahren bei Megaherz trennten sich die Wege. Auf zwei Jahre Funkstille folgten ein zwar lautes, aber klärendes Gespräch und der Startschuss zum neuen Musikprojekt. «Als wir uns 2002 zusammen gesetzt haben, wollten wir beide nicht mehr das Gleiche machen wie bei Megaherz», erzählt Sänger Alexx. «Ohne einen großen Plan zu haben, haben wir geschaut, was bei der gemeinsamen Arbeit herauskommt.»
Entstanden ist harte Rockmusik mit deutschen Texten und einem starken elektronischen Einschlag. Sie ist eingängig, oft düster und wirkt durch die Elektro-Klänge sehr modern. Wegen der tiefen Stimme von Alexx ist ein Vergleich mit Rammstein unvermeidlich. Darauf lasse sich Eisbrecher aber nicht reduzieren, sagt Pix. «Wer sich unsere gesamte bisherige Arbeit anschaut, merkt, dass unsere musikalische Bandbreite viel größer ist und wir keine musikalischen Grenzen haben. Wir genießen es, alles zu machen, worauf wir Lust haben.»
Die Musik befindet sich oft zwischen den gängigen Gothic-Metal-Rock-Klischees. Da tauchen zynische Balladen auf und tanzbare Gothic-Lieder. Das Thema Tod behandelt die Platte immer wieder. Mit Zeilen wie «Zu sterben fällt so leicht. Mach's Dir nicht so schwer. Komm her!» wirken viele Lieder negativ und aggressiv. Sie hätten aber auch fröhlichere Stücke produziert, erzählt Pix. Dass die Platte am Ende eher düster geworden ist, sei Zufall. «Von den aufgenommen Songs haben es einfach die musikalisch besten auf das Album geschafft.»
Drei Alben haben die Musiker bislang gemeinsam aufgenommen. Dabei sind die Aufgaben klar verteilt: «Zuerst komponiere ich die Lieder, dann wird Alexx bei den Texten kreativ», schildert Pix. Das gemeinsame Projekt wird durch die unterschiedlichen Talente des Duos getragen. Pix ist der professionelle Allrounder im Studio. Er komponiert und programmiert. Alexx prägt durch sein Auftreten das Erscheinungsbild der Gruppe. Er ist der Stimmgewaltige, der während der ganzen Show präsent ist, die Fans mitzieht und die Musik vermittelt.
Für beide ist Eisbrecher noch ein Hobby. Noel Pix arbeitet als Musikproduzent, Alexx Wesselsky moderiert den «Checker» im privaten Fernsehsender DMAX. «Auch das hat unsere Band etwas bekannter gemacht», sagt Alexx. Für ihn passen Rockmusik und Fernsehen allerdings wenig zusammen. Doch schaden tut es wohl auch nicht, wenn der Sänger einer Rockband ein bekanntes Gesicht im Männerfernsehen ist. Dank ihrer Jobs sind die Münchner finanziell unabhängig von Eisbrecher. «Dadurch wird das Arbeiten auf jeden Fall lockerer und irgendwie auch erfolgreicher», sagt Pix.
Und der Erfolg zeigt sich nicht nur an den guten Chart-Platzierungen: Zum ersten Mal sind ganze Hallen einer Tour ausverkauft, im Internet-Blog bekommt die Band positives Feedback. Das Gespann weiß, wo es mit Eisbrecher hin will: «An die Spitze», sagt Alexx. «Denn natürlich sieht man sich lieber auf Platz eins als auf Platz zwei.»