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«Good Bye, Lenin!» «Good Bye, Lenin!»: Ein komischer Streifen über den wahren Osten

Von Marlene Köhler 09.02.2003, 17:50
Das Szenenfoto aus der deutschen Produktion "Good Bye, Lenin" zeigt die Hauptdarstellerin Katrin Saß und wurde nach der Aufführung des Wettbewerbsbeitrages am 09.02.2003 in Berlin von der Berlinale-Leitung veröffentlicht. In dem Streifen lässt ein Sohn die DDR für seine herzkranke Mutter wieder auferstehen. (Foto: dpa)
Das Szenenfoto aus der deutschen Produktion "Good Bye, Lenin" zeigt die Hauptdarstellerin Katrin Saß und wurde nach der Aufführung des Wettbewerbsbeitrages am 09.02.2003 in Berlin von der Berlinale-Leitung veröffentlicht. In dem Streifen lässt ein Sohn die DDR für seine herzkranke Mutter wieder auferstehen. (Foto: dpa) Berlinale

Berlin/MZ. - Es gibt keinen besseren Ort als die Berlinale für die Uraufführung von Wolfgang Beckers neuem Film "Good Bye Lenin!". Denn diese traurige Familienkomödie, die am Sonntag als einer von drei deutschen Wettbewerbsbeiträgen lief, ist zugleich ein Berlin-Film, der die Atmosphäre dieser Stadt in den spannenden Wende-Monaten des Jahres 1990 auf frappierende Weise wieder aufleben lässt.

Zu verdanken ist dies dem 1966 in Leverkusen geborenen Autor Bernd Lichtenberg, der zu jener Zeit in Berlin lebte und die Umbrüche in Tagebüchern festhielt. Entstanden ist ein Streifen, der das Mittel der Lüge einsetzt, um Wahrheit zu erzählen. Wahrheit über den Osten, über Lebensgefühl, Ängste und Ideale - umgesetzt mit einer stimmigen Mischung von jungen und alten Darstellern.

Alex (Daniel Brühl) erzählt die Geschichte seiner Familie, der Kerners aus Ostberlin. Er blendet zurück ins Jahr 1978. Sigmund Jähn erobert den Kosmos, und sein stolzer kleiner Fan Alex erfährt den ersten Schock seines Lebens - der Vater kehrt von einer Dienstreise in den Westen nicht zurück, die Mutter (Katrin Saß) leidet unter Depressionen. Als diese überwunden scheinen, stürzt sie sich ins sozialistische Leben, leitet engagiert einen Pionierchor, kämpft mit ungewöhnlichen Eingaben für flotte Jugendmode und frischeres Design bei Damen-Unterwäsche ("DDR-Bürger sind keine kleinen viereckigen Menschen").

Hoch geachtet, wird Mutter Kerner elf Jahre später zum Festakt des 40. Jahrestages eingeladen. Auf dem Weg dorthin versperren Panzer den Weg, Demonstranten werden abgeführt, Frau Kerner erkennt ihren Sohn und erleidet einen Herzinfakt. Als sie nach acht Monaten aus dem Koma erwacht, hat sie den Siegeszug des Kapitalismus verschlafen. Was nun beginnt, ist eine irrwitzige Tragikomödie voller hintergründiger Einfälle, die immer mehr sind als ein bloßer Gag. Der Sohn, der die Mutter innig liebt und jede Aufregung von ihr fernhalten will, lässt die DDR weiter leben. Im Müll wühlt er nach alten Ostverpackungen, um die Dinge aus den bunten Supermarktregalen umzufüllen. Als sich Mutter einen Fernseher ans Bett wünscht, muss der Sohn Nachrichten erfinden, den Bildern eine andere Bedeutung geben und Geschichte um 180Grad drehen: Coca Cola wird zum "Sozialistischen Getränk", "deutlich verunsicherte BRD-Bürger bitten um Aufnahme in die DDR".

Die Balance zwischen Komik und Tragik wird sicher gehalten. Nie fühlt man sich als Ostdeutscher verraten, im Gegenteil, man kann über sich selbst lachen. Großen Anteil daran haben die Schauspieler, vor allem Katrin Saß und Daniel Brühl. Die Saß agiert rollenbedingt zurückhaltend, drückt aber allein durch ihr Gesicht alles aus - Staunen, Angst, Zärtlichkeit, ein Lächeln genügt, um zu zeigen, dass sie ihren Sohn durchschaut hat - das ist bärenstark. Und Daniel Brühl, dieses große Talent, ist ihr fast schon ebenbürtig.

Preview von "Good Bye Leben!" 12. Februar 19.30 Uhr im Cinemaxx Halle; ab 13.2. bundesweit in den Kinos.