1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Goitzsche Front und Maschine: Goitzsche Front und Maschine: Verrückte Tour durch den Osten: Rock und rollen

Goitzsche Front und Maschine Goitzsche Front und Maschine: Verrückte Tour durch den Osten: Rock und rollen

Von Steffen Könau 02.06.2019, 10:00
Gitarrist Maxi Beuster, Drummer Tom Neubauer,   Sänger Pascal Bock und Bassist Christian Schulze (v.l.n.r.) planen für Pfingsten 2019 einen Autokorso durch die Republik.
Gitarrist Maxi Beuster, Drummer Tom Neubauer,   Sänger Pascal Bock und Bassist Christian Schulze (v.l.n.r.) planen für Pfingsten 2019 einen Autokorso durch die Republik. Jörg Kübler

Bitterfeld - Nicht alles klappt bei so einem Unternehmen. Und manches geht auch richtig schief, das ist Pascal Bock inzwischen klar. Dabei war alles so gut ausgedacht und noch besser geplant. Doch dann kam auf einmal die Hiobsbotschaft von Dieter „Maschine“ Birr, ehemals Chef der Puhdys, deutsche Rocklegende und als Ehrengast und Mitmusiker fest eingeplant auf der ungewöhnlichsten Tour, die Bocks Band Goitzsche Front über das Pfingstwochenende einmal längs durch ganz Ostdeutschland führen wird.

Von Oberwiesenthal über Oschatz und Stendal geht es nach Eberswalde und dann hoch nach Peenemünde - vier Bundesländer in fünf Tagen mit fünf Konzerten nicht in Stadien oder Konzerthallen, sondern auf intimen Open-Air-Bühnen.

Dazu: Sänger Pascal Bock, Gitarrist Maximilian Beuster, Bassist Christian Schulze und Schlagzeuger Tom Neubauer  fahren die Strecke nicht in Nightliner und ICE, sondern getreu des  Goitzsche-Front-Hits „Männer aus Stahl fahren Autos aus Pappe“ zünftig in einem Autokorso mit Trabant, Wartburg und Co. 

„Wir waren unterwegs auf Tour durch die ganze Republik - so viel, dass die Gesprächsthemen im Auto mal mehr und mal weniger sinnfrei wurden“, erinnert sich Sänger Pascal Bock. Dann sei eine Bemerkung über eine Fantour unter dem Motto „Der Osten rockt“ gefallen. Eine Schnapsidee, „die sich festsetzte, bis sie sich für uns nach und nach immer plausibler anhörte“, wie Basser Christian Schulze sagt.

Alles war wunderbar ausgedacht. Bis zu dem Moment, an dem sich Gaststar Maschine aus dem Krankenhaus meldete. Tumor-OP, Reha. Für das über Monate hinweg penibel vorbereitete Unternehmen ein harter Schlag, wie Pascal Bock sagt. „Das ist natürlich erstmal ein Schock, aber nicht wegen der Tour, sondern wegen der Erkrankung.“ 

Der Sänger der Goitzsche Front fühlt sich mit dem 45 Jahre älteren Puhdys-Gründer nicht nur musikalisch verbunden, seit Birr die vier von der Goitzsche Front nach einem Konzert im  kultige Berliner Klub „Huxleys“ besuchte und man zusammen ein paar Songs jammte. „

Nein, Maschine und ich, wir haben auch am selben Tag Geburtstag“, schmunzelt Bock, der  sich mit einem Gegenbesuch auf ein Bier nach Birrs Weihnachtskonzert im halleschen Steintor revanchierte. „Wenn man dann sowas hört, denkt man nicht an Konzerte, sondern daran, dass der Freund und Kollege  schnell wieder auf die Beine kommt.“

Danach sieht es bei Dieter Birr zum Glück aus. Maschine, „ein Kämpfer“, wie Pascal Bock ihn nennt, hatte schon ein paar Tage nach der überraschenden OP wieder seine Gitarre in der Hand, um in der Reha an neuen Songs zu tüfteln und sich auf seine traditionelle „Alle Winter-wieder“-Tour im Dezember vorzubereiten. 

Auch für die Osten-rockt-Tour fühlt sich  Maschine inzwischen wieder fit. Es kribbele schon, sagt er. „Als die Jungs mich fragten“, erzählt er, „habe ich mir das angehört, und ich fand das spannend, gerade weil es wirkt, als würde es nicht zusammenpassen - die junge Punkband und icke.“ 

Passt es aber, ist der 75-Jährige sicher. „Die Jungs haben den Rock’n’Roll in mir gespürt“, sagt er, „und da liegen wir eben auf einer Wellenlänge.“ Für ihn, der vor ziemlich genau 50 Jahren bei den Puhdys einstieg und seitdem zu einem der erfolgreichsten deutschen Rockmusiker wurde, „hat es auch mit Respekt zu tun, wenn so junge Musiker uns etwas älteren Semestern das Gefühl geben, etwas Bleibendes geschaffen zu haben.“ Und die ungewöhnlichen Umstände der Tour - kleinere Bühnen, Konzerte in der Provinz - reizen Birr zusätzlich: „Das wird Spaß machen, weil wir viel näher am Publikum sein werden.“

Genau das war das Ziel der vielleicht verrücktesten Tour, auf die eine Rockband jemals gegangen ist. Ein  Jahr nach dem  Hitparaden-Triumph des Albums „Deines Glückes Schmied“, das  die Goitzsche Front als erste Band aus Sachsen-Anhalt seit Tokio Hotel auf Platz 1 der Charts und in die größten Hallen der Republik  geführt hatte, wollen Bock, Beuster, Schulze und Neubauer zurück zu den Wurzeln.

„Unzählige Gespräche und eine Menge Überzeugungsarbeit“,  wie Schlagzeuger Tom Neubauer beschreibt, war nötig, unterwegs alle Türen zu öffnen. Jetzt  ist der rollende Rockzirkus startbereit. „Es wird echt sehr gut angenommen“, freut sich Pascal Bock, der derzeit schon Songs für das nächste Album schreibt.

Ins Studio geht es aber erst im Herbst, nach der Trabi-Tour folgt im August das von der Band selbst organisierte Goitzsche-Festival, erstmals über zwei Tage und wieder mit Einlagen wie einem Volleyball-Turnier zwischen Fans und Bands wie Kaestel, Erdling und Unantastbar.

››Die Tourdaten: 6. Juni Oberwiesenthal, 7. Juni Oschatz, 8. Juni Stendal, 9. Juni Eberswalde und 10. Juni Peenemünde, weitere Infos unter: www.goitzschefront.de

Schon wieder mit Giatrre: Stargast auf der „Der Osten rockt“-Tour von Goitzsche Front ist Dieter Birr.
Schon wieder mit Giatrre: Stargast auf der „Der Osten rockt“-Tour von Goitzsche Front ist Dieter Birr.
Sabine Birr