GNTM-Finale in New York GNTM-Finale in New York: Bergisch Gladbacherin Vanessa Fuchs ist Heidi Klums zehntes Topmodel

Halle (Saale) - Mit zwei Wochen Verspätung steht nun die Siegerin der Jubiläumsstaffel von „Germanys Next Topmodel“ fest: Vanessa Fuchs, Gymnasiastin aus Bergisch Gladbach setzte sich im Finale in New York gegen ihre beiden Konkurrentinnen Ajsa Selimovic und Anuthida Ploypetch durch. Dem wenig überraschenden Sieg des erklärten Jury-Lieblings aus Heidis Heimatstadt ging ein lasches zweites Finale voraus, das zur Hälfte aus Rückblenden auf die unterbrochene Live-Show vor zwei Wochen bestand, die wegen einer Bombendrohung vorzeitig beendet werden musste. Die „Höhepunkte“ der Sendung aus New York lesen Sie hier im Schnelldurchlauf.
Verpasste Chance des Abends
Zu allererst: Es ist klar, dass ProSieben eine Großveranstaltung wie das unterbrochene Live-Finale mit zehntausend Zuschauern, Stargästen und Showprogramm nicht ohne weiteres wiederholen kann. Schon gar nicht innerhalb von zwei Wochen. Doch dass der Rahmen für das Finale gezwungenermaßen kleiner ausfiel, hätte auch eine Chance für die Sendung sein können. Die extravaganten Selbstinszenierungen von Heidi Klum, die übertriebene Pyrotechnik und der Hype um die Kandidatinnen bei den riesigen Live-Finalen hatten oft für Spott und Häme gesorgt. Doch die Chance, die Sendung im kleinen Rahmen von 150 Menschen wieder etwas natürlicher, sympathischer und menschlicher werden zu lassen, hat ProSieben klar verpasst.
Statt eine kurze, knackige Live-Show von einer Stunde und guter Unterhaltung zu bieten, zog der Sender das „Finale“ krampfhaft auf zwei Stunden Länge und war sichtbar bemüht, alle Highlights der verpassten Finalshow noch einmal einzuspielen. Nur leider waren das lediglich die Aufnahmen aus der Generalprobe. Die Zuschauer, die nun gerade das verpatzte Finale verdaut hatten, durften also Heidi Klum dabei zusehen, wie sie in der gigantischen, leeren SAP-Arena in Mannheim mit ihren vorherigen Model-Gewinnerinnen auf der Couch plauderte – auch wenn die alle noch Lockenwickler in den Haaren hatten und ungeschminkt waren. In einem Tweet erklärte Prosieben noch bissig: „An alle TV-Experten: Eine Live-Show vorzubereiten, dauert sechs Monate“.
Niemand hat eine Live-Show erwartet. Aber es wollte auch niemand eine einstündige Doku über ein verpatztes Finale und eine Bombendrohung sehen. Das Selbstmitleid der Show sorgte im Netz erwartungsgemäß für Spott.
Fehlentscheidung des Abends
Die 17-jährige Österreicherin Ajsa war laut Thomas Hayo schon immer ein „Typ Mädchen, dessen Schönheit nicht jeder versteht“. Doch ob man ihre weit auseinanderstehenden Augen mochte oder nicht, die Entscheidung, sie nach dem ersten Entscheidungs-Walk gehen zu lassen, war letztendlich für den Zuschauer nicht nachvollziehbar. In schrillen Gute-Laune-Girlie-Outfits sollten die Kandidatinnen mit Zuckerwatte, Luftballons und Co posieren. An der Spitze des Laufsteges gab es dann noch ein überbelichtetes 10-Sekunden-Fotoshooting – das wohl bemerkt einzige im ganzen Finale.
Während Ajsa offentsichtlich in ihrem Element war und mit voller Power die Bühne rockte, zupfte Anuthida ständig an ihren Hotpants herum und Vanessa wusste dem Anschein nach nicht so recht, ob sie das Ganze jetzt total lustig oder total doof finden sollte. Ajsa nahm den Rausschmiss trotzdem gelassen und meinte: „Wolfgang Joop hat mir seine Handynummer gegeben. Ich werde auf jeden Fall weiter modeln und Paris wartet auf mich.“ Unterkriegen lässt sich das außergewöhnliche Model also auf keinen Fall. Aber von jemandem, der sich selbst ein Tattoo auf den Fuß gestochen hat, hätte man das auch nicht erwartet.
Spruch des Abends
Jury-Mitglied Wolfgang Joop hatte es ja nett gemeint, als er Vanessa mit einem Rohdiamanten verglich, der in den letzten Monaten seinen letzten Schliff bekommen hat. Nur irgendwie konnte man sein Kompliment an die Bergisch Gladbacherin dann auch missverstehen: „Vanessa, du hast zugelegt. In jeder Hinsicht!“ Die zukünftige Gewinnerin guckte daraufhin, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. Später machte Joop es wieder gut und nannte Vanessa die „Kirsche auf dem Kuchen“. Kurve gekriegt, Herr Joop. Aber merke: Metaphern über Essen und Gewicht waren bei GNTM noch nie eine gute Idee.
Und sonst so?
Nachdem Ajsa also nach dem mädchenhaften Glitzer-Walk ausschied, der von Musik und Aufmachung stark an die letzte Victoria’s Secret Show erinnerte, stand noch der obligatorische Auftritt im Abendkleid für die Finalistinnen aus. In Roben von den Berliner Designerinnen von Kaviar Gauche präsentierten sich Vanessa und Anuthida von damenhaft bis langweilig und dann gab es auch schon die Juryentscheidung. Kein Fotoshooting mehr, keine Live-Challenge, keine Herausforderung für die Kandidatinnen, keine Unterhaltung für die Zuschauer. Ein schwacher Trost dafür, dass die Jury nach dem verpatzten Finale ständig betont hatte, die Jubiläumsstaffel „würdig zu Ende zu bringen“.
Chancen der Gewinnerin
Vanessa betonte selbst gern, dass sie die Show gewinnen wolle, um zu zeigen dass „die echten Topmodels aus Bergisch Gladbach kommen“. Die anderen Kandidatinnen hatten die Gymnasiastin oft als Jury-Liebling beschrieben, die bei Heidi Klum mit einem gewissen Heimvorteil kokettierte. Fest steht, dass Vanessa der jungen Heidi Klum gar nicht mal so unähnlich ist: Weiblichere Kurven als die meisten anderen Kandidaten (90-68-97), Frohnatur mit einem Händchen dafür, mit der Kamera umzugehen und dazu noch aufgeschlossen und gern etwas aufgedreht.
Inwieweit Heidi Klum sich selbst in ihrer zehnten Gewinnerin sieht, bleibt natürlich ihr Geheimnis. Aber wenn viele auch gern die natürliche Anuthida als erste Gewinnerin mit asiatischen Wurzeln gesehen hätten, muss man anerkennen, dass sich Vanessa den Sieg erarbeitet hat. Während der Staffel bekam sie fast so viele Jobs wie die Zweitplatzierte Anuthida und bewies vielseitige Einsetzbarkeit für verschiedene Aufträge und Marken. Außerdem hielt sie sich im allwöchentlichen Model-Zickenkrieg meist löblich zurück und obwohl sie den schönsten Schmollmund der Staffel hatte, nutzte sie diesen eher für verführerische Fotos, als zum …schmollen. Kurz gefasst also eine vorzeigbare Siegerin mit klassischer Schönheit, Ehrgeiz und guter Jobstatistik. Solide, aber wenig spannend, in etwa wie die Vorjahres-Siegerin Stefanie Giesinger. In den letzten Staffeln zeigte sich aber, dass gerade die besonderen Gewinnerinnen wie Louisa Hartema oder Alisar Ailabouni die großen Erfolge in den Modemetropolen feierten. Ob Vanessa Fuchs das gelingt, bleibt abzuwarten.

