Kunstdiebstahl Gestohlene Juwelen funkeln wieder im Dresdner Grünen Gewölbe
Der Einbruch ins Historische Grüne Gewölbe Dresden war einer der spektakulärsten Kunstdiebstähle Deutschlands. Die meisten gestohlenen Juwelen sind wieder in ihrer Vitrine - aber noch unrestauriert.
Dresden - Strahlende Brillant-Sonne und glänzender Diamant-Orden: Die vor fast fünf Jahren aus dem Historischen Grünen Gewölbe Dresden gestohlenen, gut drei Jahre später von den Tätern zurückgegebenen Juwelen sind wieder in Sachsens Schatzkammermuseum. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) zeigen sie in dem Zustand, in dem sie im Dezember 2022 sichergestellt wurden. Ab Mittwoch können auch Besucher die wiedergewonnenen Preziosen im Juwelenzimmer betrachten, die noch unrestauriert bereits wie früher funkeln.
„Wir sind begeistert und sehr dankbar, heute ist ein schöner Tag für uns“, sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer auch im Namen von Kulturministerin Barbara Klepsch (beide CDU). Mit der Vorschulgruppe einer Dresdner Kita zusammen haben sie erstmals die Präsentation der wiedergewonnenen Kunstobjekte angeschaut.
SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann sprach von einem „besonders schönen Moment“, dem Publikum die „Möglichkeit der Inaugenscheinnahme“ zu geben. Die zurückgegebenen Juwelen werden das erste Mal seit dem Einbruch gezeigt.
In der Spezialvitrine mit den Diamant- und Brillantgarnituren sind so unter anderem wieder eine Sonne als Haarschmuck der Königinnen, zwei Schuhschnallen oder der Reiherstutz, den der Kurfürst und König statt Krone am Hut trug, zwischen den Stücken arrangiert, die den Juwelendieben damals nicht in die Hände fielen.
Restaurierung erst nach Abschluss strafrechtlicher Ermittlungen möglich
Bei der Tat oder danach durch unsachgemäße Behandlung entstandene Beschädigungen sind nur bei genauem Hinsehen erkennbar: ein fehlender Stein, Spuren von Korrosion oder ein verwaister Degengriff aus Diamanten. „Wir gehen im Moment davon aus, dass alle Stücke restaurierbar sind“, sagte Ackermann.
Das Konzept dafür werde zusammen mit internationalen Fachleuten erarbeitet. Noch aber sind sie Beweisstücke in laufenden Strafverfahren zu dem Kriminalfall, der auch international Schlagzeilen machte. Wo und wie die Objekte zwischen ihrer Entwendung und Rückgabe gelagert, versteckt oder aufbewahrt wurden, konnte auch die nach zwei fehlenden Schulterstücken benannte Soko Epaulette bisher nicht herausfinden.
Aufsehenerregender Kriminalfall
Der Kunstdiebstahl am 25. November 2019 gilt als einer der spektakulärsten in Deutschland. Die Täter erbeuteten 21 einzigartige historische Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten und verursachten über eine Million Euro Schaden. Fünf junge Männer aus dem Remmo-Clan waren im Mai 2023 vom Landgericht Dresden zu Haftstrafen verurteilt worden, wegen Diebstahls sowie Brandstiftungen an einem Fluchtauto in der Tiefgarage eines Wohnhauses und einem Stromverteiler.
Am Ende der Beweisaufnahme hatten sie kurz vor Weihnachten 2022 über ihre Verteidiger den zahlenmäßig größten Teil der Beute zurückgegeben - von drei prominenten Objekten mit großen Steinen aber fehlt nach wie vor jede Spur. Kretschmer und Ackermann hoffen, dass auch sie irgendwann zurückkehren und wieder am alten Ort gezeigt werden können.
Der Freistaat investierte seitdem knapp 10 Millionen Euro in die Sicherheit der SKD. Und mit beharrlicher Arbeit von Polizei auch aus anderen Bundesländern und sächsischer Justiz sei es gelungen, einen großen Teil der Kunstschätze zurückzugewinnen, sagte Kretschmer.
Ackermann: das Wichtigste ist zurück und für Publikum sichtbar
„Wir geben natürlich nicht auf, dass auch die noch fehlenden Stücke dereinst hier wieder präsentiert werden können“, sagte Ackermann. Jetzt aber dominiere die Freude darüber, „was hier gelungen ist“. Es gibt verlängerte Öffnungszeiten ab Donnerstag und 1.000 Freikarten, die ab sofort im Internet verlost werden - denn der Zugang zu den rekonstruierten Räumen im Erdgeschoss des Residenzschlosses ist nur mit Zeittickets möglich.
Die in der Novembernacht 2019 geplünderte historische Vitrine im Juwelenzimmer des prominenten Museums war knapp anderthalb Jahre danach repariert und eingerichtet worden, aber mit vielen Lücken. Nur die Stücke der Brillant- und der Diamantgarnituren, die die Diebe verschonten, oder die sie durch die mit einer Axt ins Glas gehauene Löcher nicht zu fassen bekamen, lagen an ihrem angestammten Platz: Knöpfe, Schnallen und Perlenketten.
Nun sind die meisten Lücken gefüllt, drei prominente Objekte mit großen Steinen aber weiter verschwunden - darunter die Epaulette mit dem „Sächsischen Weißen“, einem Brillanten von fast 50 Karat. Fachleute rechnen ihn zu den weltweit wichtigsten Diamanten. Zu deren Verbleib haben die Ermittler nach wie vor keine konkreten Hinweise. Und auch nicht zur Identität eines sechsten Tatbeteiligten.