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Geschichte Geschichte: Oskar Schindlers Helfer ist tot

Von Ursula Quass 09.06.2011, 11:07
Mieczyslaw (Mietek) Pemper wurde im April 2007 Ehrenbürgerwürde der Stadt Augsburg verliehen. (FOTO: DAPD)
Mieczyslaw (Mietek) Pemper wurde im April 2007 Ehrenbürgerwürde der Stadt Augsburg verliehen. (FOTO: DAPD) dapd

Augsburg/dapd. - Die Stadt Augsburg trauert um ihren Ehrenbürger, den einstigen Mithelfer beim Verfassen der weltbekannten Schindler-Liste, Mietek Pemper. Wie die «Augsburger Allgemeine» berichtet, starb der Holocaust-Überlebende und Helfer von Oskar Schindler bereits am Dienstag im Altern von 91 Jahren im Klinikum der Stadt. Ab Freitag liegen Kondolenzlisten im Rathaus aus, wie die Stadt mitteilte. Eine Woche lang hätten die Augsburger Bürger Gelegenheit, sich darin einzutragen. Zudem wurde für Freitag Trauerbeflaggung angeordnet. Die Stadt hatte Pemper 2007 zu ihrem Ehrenbürger ernannt.

Zwtl: «Bedeutender Brückenbauer»

Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) würdigte Pemper alseinen «bedeutenden Brückenbauer zwischen der jüdischen undchristlichen Religionen und einen Versöhner zwischen denGenerationen». In «bemerkenswerte Weise» habe Pemper die Ideale derVerständigung und des Dialogs gelebt und damit einen «unschätzbarenBeitrag» für das gesellschaftliche Zusammenleben in derFriedensstadt Augsburg geleistet.

Die Beisetzung Pempers findet nach Angaben der Stadt im engstenFamilienkreis auf dem jüdischen Friedhof statt. In der Synagogesolle zu einem späteren Zeitpunkt eine Trauerfeier stattfinden. DerAugsburger Stadtrat will in seiner Sitzung am 30. Juni seinerGedenken.

Zwtl: Einer der wichtigsten Helfer Schindlers

Pempers Erinnerungen lieferten eine wesentliche Grundlage zuSteven Spielsbergs berühmten Film «Schindlers Liste». Im Drehbuchwurde Pempers Mitwirken bei der Erstellung der Liste in die Figurvon Schindlers jüdischen Buchhalter Itzhak Stern eingearbeitet. Der1969 in Israel verstorbene Stern und Pemper zählen zu denwichtigsten Helfern Schindlers bei der Rettung von mehr als tausendKZ-Häftlingen.

Pemper musste als Gefangener im Lager Plaszow bei Krakau von März1943 bis September 1944 dem KZ-Kommandanten Amon Göth als Stenografdienen. Dort las er heimlich die geheime dienstliche Post Göths mitund gab Schindler entscheidende Informationen weiter. Zusammen mitanderen half Pemper mit, die Listen Schindlers zu erstellen undtippte Teile davon selbst.

Zwtl: Wichtiger Zeuge in Kriegsverbrecherprozessen

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs galt Pemper als einer derwichtigsten Zeugen in den Prozessen, die in Polen gegenKZ-Kommandant Göth und andere Kriegsverbrecher geführt worden waren.Im Jahr 1958 ließ er sich in Augsburg nieder und arbeitete dort alsUnternehmensberater. Seit den 80er Jahren hielt Pemper Vorträge inSchulen über Schindlers Wirken. Bei der Verfilmung von «SchindlersListe» galt er später als einer der wichtigsten Berater Spielbergs.Pemper veröffentlichte seine Erinnerungen auch in Buchform. Pemperhatte zuletzt in einem Altenheim in Augsburg gewohnt.