1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Geschichte: Geschichte: Neues Buch über Markus Wolf erscheint

Geschichte Geschichte: Neues Buch über Markus Wolf erscheint

11.02.2007, 13:58
Nach dem Tod von Markus Wolf erscheint am 14.Februar ein neues Buch über den früheren DDR-Spionagechef. (Foto: dpa)
Nach dem Tod von Markus Wolf erscheint am 14.Februar ein neues Buch über den früheren DDR-Spionagechef. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Berlin/dpa. - Nach dem Tod von Markus Wolf erscheint am 14.Februar ein neues Buch über den früheren DDR-Spionagechef. Für denBand «Markus Wolf - Letzte Gespräche» befragte der Journalist Hans-Dieter Schütt den Geheimdienstler mehrmals zu einem «zeithistorischenRückblick», wie der Verlag «Das Neue Berlin» mitteilte. Wegen desplötzlichen Todes von Wolf am 9. November des Vorjahres seien die imSommer 2006 begonnenen Interviews aber nicht ganz zu dem geplantenEnde gekommen.

Die Familie Wolf hatte in einer öffentlichen Danksagungs-Anzeigenach der Beisetzung geschrieben: «Das letzte Wort ist noch nichtgesprochen.» Der 83-jährige war Ende November auf dem ZentralfriedhofBerlin-Friedrichsfelde beigesetzt worden. Rund 1500 Menschen,darunter auch frühere Stasi-Offiziere und Linkspartei-Politiker,waren dem Trauerzug gefolgt.

Wolf galt als Schlüsselfigur im Kalten Krieg: Knapp 30 Jahre langhatte er als Chef der Stasi-Hauptverwaltung Aufklärung rund 4000 DDR-Auslandsagenten geführt. 1986 schied Wolf aus dem Stasi-Dienst aus.Nach der Wende wurde ihm der Prozess wegen Landesverrats gemacht. DasStrafurteil zu sechs Jahren Haft wurde vom Bundesgerichtshofaufgehoben, Wolf wurde später zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Sein spektakulärster Erfolg war die Rekrutierung des KanzlerspionsGünter Guillaume. Dessen Enttarnung führte 1974 zum Rücktritt vonBundeskanzler Willy Brandt (SPD). Der Sohn des SchriftstellersFriedrich Wolf betätigte sich nach der Wende auch als Autor («Freundesterben nicht») und schrieb ein Kochbuch.

Für viele sei der frühere Generaloberst ein beharrlicher Hüterundurchdringlicher Geheimnisse aus dem Kaltem Krieg gewesen, hieß esbeim Verlag. Die Interviews in dem Buch interessierten sich für einenanderen Markus Wolf: den nachdenklichen Menschen und kritischenKommunisten. Autor Schütt schrieb im Vorwort: «Wolf hat eine Arbeitgetan, deren Zwielicht nur in James-Bond-Filmen reine Unterhaltungist.» Es sei eine Arbeit gewesen, die «sich seit jeher den Verdachtgefallen lassen muss, unehrenhaft zu sein».

Wolf sagte in dem Buch zum Untergang der DDR, man müsse «eindeutigund ohne Beschönigung, und auch ohne Trost!, von einer herben,folgenreichen Niederlage sprechen, und ich leugne keineswegs meinenAnteil an dieser Arbeit.» Die «Niederlage» sei nicht von irgendwohergekommen: «Wir haben sie in wesentlichen Teilen selbstproduziert», gab Wolf zu Protokoll.

Man müsse aufpassen, dass der Schmerz über das Geschehenewichtiger bleibe als der Schmerz darüber, dass die Welt davonerfahren habe, betonte Wolf. «Das war ja ein moralisches Grundproblemdes Stalinismus: Was die Welt nicht weiß, ist nicht geschehen; eingut verborgen gehaltenes Verbrechen ist keines.»

(Hans-Dieter Schütt, Markus Wolf - Letzte Gespräche, Verlag Das NeueBerlin, ISBN 978-3-360-01291-3, 14,90 Euro)