Geschichte Geschichte: Erinnerung an Bücherverbrennung der Nazis vor 75 Jahren

Berlin/dpa. - InBerlin fanden den ganzen Tag über Lesungen, Vorträge und Talkrundenan dem Schauplatz statt, an dem NS-Studenten am 10. Mai 1933 hunderteBücher jüdischer, sozialistischer und pazifistischer Autoren insFeuer geworfen hatten. Bürgermeisterin Ingeborg Junge-Reyer (SPD)eröffnete die Gedenkveranstaltung, die unter anderen von derHumboldt-Universität, dem spanischen Kulturinstitut Cervantes und demBerliner SPD-Landesverband auf dem Bebelplatz neben der Staatsoper inMitte organisiert wurden. Auch der israelische Botschafter Yoram Ben-Zeev schaute vorbei.
Zahlreiche Rosen waren am Morgen auf dem rechteckigen Glasfensterim Boden in der Mitte des Bebelplatzes abgelegt worden. Es gibt denBlick frei auf das Mahnmal «Bibliothek», einen unterirdischen Raummit leeren weißen Bücherregalen. «Wer sich an die Vergangenheit nichterinnert, ist verdammt, sie zu wiederholen», warnte der Präsident derHumboldt-Universität, Christoph Markschies, am Vormittag währendeiner Talkrunde im Rahmen der Veranstaltung. Dies wolle er denjenigenimmer gerne zurufen, die meinten, man habe sich bereits oft genugerinnert.
Der Schirmherr der Veranstaltung, der Bürgermeister des BezirksMitte, Christian Hanke (SPD), betonte, dass vor allem Zivilcouragewichtig sei, um solche Entwicklungen zu verhindern. DieGedenkveranstaltungen stehen unter dem Heinrich-Heine-Motto «...dortwo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen». Unteranderem wollte die Schauspielerin Silvia Rieger aus «verbranntenBüchern» vorlesen.
Von März bis Juni 1933 hatten bald nach dem RegierungsantrittAdolf Hitlers Studenten, Professoren und Angehörige von NS-Verbändenzehntausende Werke jüdischer, marxistischer und pazifistischerSchriftsteller in öffentlichen Aktionen auf Scheiterhaufen geworfen.Am 10. Mai 1933 wurden in Berlin auf dem damaligen Opernplatz unteranderem Bücher von Heinrich Heine, Bertolt Brecht, Franz Kafka, KarlMarx, Heinrich Mann, Alfred Döblin, Kurt Tucholsky und Carl vonOssietzky verbrannt.
An die Bücherverbrennung erinnerten am Samstag neben derVeranstaltung auf dem Bebelplatz auch das Bundesarchiv und dasBerlin-Brandenburgische Centrum für Filmforschung, CineGraphBabelsberg. In einem eigenen Filmprogramm sollten am Abend von 18.30Uhr an zeitgenössische Wochenschauberichte und deren spätereVerwendung vorgeführt werden.