Gert Fröbe Gert Fröbe: Als Hotzenplotz erschreckte er die Amerikaner

zwickau/MZ - 1973 fanden in dem bei Ansbach gelegenen Städtchen Wolframs-Eschenbach die Dreharbeiten zu Otfried Preußlers „Der Räuber Hotzenplotz“ statt. Die Rolle des Räubers hatte Gert Fröbe übernommen. Mit hohem Hut und schwarzem Rauschebart sprang er schnaufend durch die fränkischen Wälder. Eine Nase, groß wie ein Rettich, und einen Gürtel mit sieben Säbeln um den Bauch.
Man hätte wohl kaum einen überzeugenderen Darsteller für diese Rolle finden können. Bei einem Außendreh hopste er einmal mit gezogenem Säbel brüllend durchs Unterholz und auf eine zufällig am Wegrand rastende Gruppe amerikanischer Soldaten zu.
„Weil ich so schön im Schwung war, sprang ich über den Graben und hüpfte mit meinem Hotzenplotz-Humpelgang durch die Reihe der Jeeps und grölte mein ,Ohohahoho’. Den Amis blieb der Bissen im Munde stecken. Aber noch ehe alle mitbekamen, was hier – im wahrsten Sinne – gespielt wurde, war ich schon wieder im Wald verschwunden!“, erzählte Fröbe 1988 in seinem Buch „Auf ein Neues“.
Eckehart und Wieland Baumann haben diese Geschichte viele Male gehört und den Humpelgang vorgeführt bekommen, wenn der Onkel, Mutter und Verwandte besuchend, mal wieder in der sächsischen Heimat war. „Wir lagen dann ja manchmal unterm Tisch vor Lachen!“, erinnert sich Wieland Baumann. „Der hat ja Witze nicht erzählt, der hat sie gespielt!“ Und sein Bruder Eckehart berichtet nach 60 Jahren noch immer voller Begeisterung, wie der Onkel bei seinen Besuchen eine Leiste über die beiden Nägel an der Küchentür gelegt, ein Betttuch darüber geworfen und gemeinsam mit Schwester und Schwager für Neffen und Nichten Puppentheater gespielt hat.
Die beiden Baumann-Brüder wohnen im Geburtshaus von Gert Fröbe in Oberplanitz, das ein Stadtteil von Zwickau ist. Hier wurde Karl Gerhard Fröbe heute vor 100 Jahren geboren. Zu seinem fünften Geburtstag baute ihm der Vater, der Lederwarenhändler war, ein Puppentheater. Die Mutter nähte die Kleider für die Figuren. Ein zünftiger Räuber war auch dabei!
Durchs Abitur fiel er durch und begann eine Lehre als Theatermaler in Dresden. Aber Erich Ponto nahm ihn als Schauspielschüler an. Von 1940 an spielte Fröbe am Deutschen Volkstheater in Wien. 1944 kam er an die Front. Das Kriegsende erlebte er in Bayern. Der Durchbruch als Schauspieler gelang ihm 1959 als Kindesmörder Schrott in „Es geschah am hellichten Tag“. Und mit der ebenso legendären Rolle als Ganove Goldfinger stieg der Sachse zum Weltstar auf.
Gert Fröbe war Kabarettist und Komiker. Ein unglaublich vielseitiger Charakterdarsteller und Clown. In rund 120 Filmen hat er mitgespielt. Seinen letzten Auftritt hatte er als hundertjähriger Patient Theodor Katz in der TV-Serie „Die Schwarzwaldklinik“. Die Erstausstrahlung erfolgte im März 1989, sechs Monate nach seinem Tod.
Im Fernsehen: „Legenden: Gert Fröbe“ Am Montag (25.02.2013) um 23.30 Uhr im ARD-Programm