Georg Friedrich Händel Georg Friedrich Händel: Professorin: Komponist war schwul
London/dpa. - Harris, die schon mehrere Studien über Händel veröffentlicht hat,erläutert ihre These in dem Buch «Händel als Orpheus», das imFebruar bei Harvard University Press erscheint. Sie hat dafür über100 Kantaten des Komponisten erstmals ins Englische übersetzt. Dabeikam sie zu dem Schluss: «Die Kantaten sind mit Sicherheithomosexuell. Viele vermeiden es, das Geschlecht des Geliebten zuidentifizieren. Es ist dann zum Beispiel in einer bewusstzweideutigen Weise nur von den "wunderschönen Augen" oder "kleinenLippen" die Rede.»
Händel, der von Zeitgenossen als gut aussehend beschrieben wordensei, habe außerdem nie geheiratet. Als junger Mann soll erallerdings in Rom eine Affäre mit einer 16 Jahre älteren Frau gehabthaben. Doch das wird von Harris als «Experiment» abgetan. «Es wirdbehauptet, dass er wie ein Zölibatär lebte und all seine Energienauf seine Musik verwendete. Aber ich glaube, das ist äußerstunwahrscheinlich.» So sei Händel in London vermutlich Mitglied eineshomosexuellen Zirkels gewesen und habe Liebesbeziehungen zu seinenbeiden wichtigsten Förderern, Lord Burlington und dem Herzog vonChandos, unterhalten.
Dem widersprach Anthony Hicks, wissenschaftlicher Berater derHändel-Gesellschaft in London: «Meine Meinung ist, dass es keineneinzigen Beweis dafür gibt, dass Händel schwul war.» Wenn derKomponist mit seinen hochadeligen Gönnern intim gewesen wäre, hättedas unmöglich geheim gehalten werden können. Jacqueline Riding, dieDirektorin des neuen Händel-Haus-Museums in London, sagte: «ÜberHändels Privatleben ist nur sehr wenig bekannt. Außer der Tatsache,dass er zu viel aß und trank und recht aufbrausend war, wissen wirsehr wenig über seine Gefühle.»