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Geburtstag Geburtstag: «Hannes Wader wird aufrecht 60»

Von Regina Doblies 22.06.2002, 14:40
Hannes Wader (Foto: MZ)
Hannes Wader (Foto: MZ) dpa

Bielefeld/dpa. - «Ich bin sehr aufgeregt, denn wir wissen selbstnicht, wie dieser Abend verlaufen wird», gab Hannes Wader zu. Dochseine Freunde beruhigten ihn: «Hannes, du bist der Jubilar. Wenn duversagst, hauen wir dich wieder raus.» Ihr Versprechen brauchten sienicht einzulösen. Zwei Tage vor seinem 60. Geburtstag gab HannesWader am Freitagabend in seiner Heimatstadt Bielefeld (NRW) einbislang einzigartiges und schon nach wenigen Tagen ausverkauftesKonzert mit zwei langjährigen Weggefährten: Reinhard Mey (59) undKonstantin Wecker (55).

Den «Tankerkönig» und das «Kokain» hatte er zu Hause gelassen. Dierebellische Gesellschaftskritik des jungen Liedermachers ist imVerlauf seiner mehr als 35-jährigen Karriere zwar etwas sanfter,dabei aber nicht weniger packend und eindringlich geworden. Der malmelancholische, mal ironische Blick zurück bestimmte den ersten Teildes Geburtstagskonzertes jenes Mannes, der immer seinen eigenen Weggegangen ist, sich nie um Musiktrends oder Hitparaden kümmerte.

Wader erzählt von seiner Kindheit als Sohn eines Landarbeiters imBielefelder Twellbachtal, dessen unberührte Natur heute zerstört ist(«Ballade vom Fisch»). Er erinnert sich an die Zeit, als er 14 undpickelig war und von allen Hänschen genannt wurde, obwohl er lieberJohnny heißen wollte («Schön ist die Jugend»). Es geht um denFreundeskreis, der kleiner wird, es geht ums Älterwerden und umsSterben.

Und doch war dies kein Abend dreier älterer Herren, dietränenselig in der Vergangenheit schwelgen. Mit einem bluesigenSprechgesang der zornigen Anklage gegen die amerikanische Weltpolitikschlägt Konstantin Wecker den Bogen zum zweiten Teil des Konzertes,in dem die drei Sangesfreunde zeigen, dass sie nicht zum alten Eisengehören. «Sag nein», fordern sie auf sich einzumischen, wenn Unrechtgeschieht. Lieder gegen den Wahnsinn des Krieges («Es ist an derZeit»), gegen Gewalt, Hass und Ignoranz («Vaters Land») sindaktueller als je zuvor und kommen ohne erhobenen Zeigefinger aus.

Unbändigen Spaß, so spürte man in jeder Sekunde des Konzertes,haben der Bielefelder, der Berliner und der Bayer dort auf der Bühne.Wader und Wecker blasen das Jagdhorn zu Reinhard Meys«Diplomatenjagd», Wecker outet Wader als begnadeten Tänzer, und zumSchluss singen 2000 Zuschauer «Wer weiß, was uns die Zukunft bringt».«Hannes wird aufrecht 60 Jahre alt», bescheinigt Konstantin Weckerseinem Freund Hannes Wader.