Friedrich der Große Friedrich der Große: Der Alte Fritz - Feldherr und Schöngeist
Potsdam/dpa. - Friedrich II. (1712-1786) trägt heute noch den Beinamen «der Große», dabei war er mit seinen etwa 1,65 Meter eher klein. Den Titel erlangte er zwar auch mit Kriegen. Aber gleichzeitig setzte Friedrich Reformen durch, förderte Handwerk und Handel, war ein kluger Rechner, wenn auch in kleinen Dingen sehr geizig. Mit seinem beißenden Spott brüskierte er Feinde, aber auch die wenigen Freunde. Unter ihm rückte die einst ärmliche Region, die «Streusandbüchse» zwischen Oder und Elbe, im 18. Jahrhundert zu einer europäischen Großmacht auf.
Mit zahlreichen Veranstaltungen wird im kommenden Jahr in Berlin und Brandenburg der 300. Geburtstag des Hohenzollern gefeiert, der zu einer Symbolfigur des aufgeklärten Absolutismus wurde. Den Auftakt macht eine Festveranstaltung im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt am 24. Januar, dem Geburtstag des einstigen Herrschers. Dazu wird auch Bundespräsident Christian Wulff erwartet.
Der Alte Fritz wird verteufelt, geliebt und gehasst - er ist und bleibt umstritten. Sich selbst bezeichnete er als «ersten Diener seines Staates». Hart und rücksichtslos erzogen vom dominanten Vater Friedrich Wilhelm I. - dem «Soldatenkönig» - wollte sich der sensible Sohn eher schöngeistigen Dingen widmen. Doch gleich nachdem er die Krone übernommen hatte, führte er erfolgreich zwei Kriege um den Besitz Schlesiens. Der nachfolgende Siebenjährigen Krieg - wiederum auch um Schlesien - sicherte Preußen den Großmachtstatus gegenüber Österreich. Zugleich machte sich Friedrich als Bauherr für Schloss Sanssouci und später für das Neue Palais einen Namen.
«Er war der größte PR-Stratege seiner Zeit und sorgt bis heute für Wirbel», bescheinigt ihm der Chef der Stiftung Preußische Schlösser und Garten Berlin-Brandenburg, Hartmut Dorgerloh. Für ihn ist und bleibt Friedrich eine der facettenreichsten und widersprüchlichsten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte.
Im Neuen Palais präsentiert sich im kommenden Jahr vom 28. April bis 28. Oktober die Hauptausstellung «Friederisko. 300 Jahre Friedrich der Große». Mit Kosten von sechs Millionen Euro ist es die bislang teuerste Schau der Stiftung. Das Kunstwort im Titel spielt sowohl auf den Namen des Königs als auch auf die Widersprüchlichkeit seiner Person an.
Das Neue Palais ist zwar imposant anzusehen, dafür aber zugig und feucht, ohne Keller und Heizung. Für den auf Ansehen bedachten König war der Bau die geeignete Kulisse, um seine Macht zu demonstrieren. In 70 der insgesamt 650 Räume werden viele sonst verborgene Stücke gezeigt; zu den 1000 bereits vorhandenen kommen etwa 500 dazu. Friedrichs Anschauungen zu Staat, Religion, Kultur und Philosophie sind dort zu erkunden. Erwartet werden mehr als 200 000 Besucher.
Im Friedrich-Jahr 2012 gibt es zahlreiche weitere Veranstaltungen. So feiert die Stadt Potsdam an seinem Geburtstag ein Bürgerfest für den Monarchen. Museen und Einrichtungen in Berlin und Brandenburg beschäftigen sich mit den Münzen und Medaillen des Alten Fritz, ihm gewidmeten Skulpturen oder erinnern an seine Zeit als Kronprinz. Damals wollte er vor seinem despotischen Vater fliehen, wurde verhaftet und musste die Hinrichtung seines Freundes und Helfers, Hans Hermann von Katte, miterleben.
Anlässlich des runden Datums sind schon zahlreiche Bücher zum Preußenkönig herausgekommen. Am 16. Januar zeigt die ARD das Dokudrama «Friedrich - Ein deutscher König», gedreht vom RBB - bereits am 7. Januar ist sie auf ARTE zu sehen. Die Hauptrollen spielen Katharina Thalbach (alter König) und ihre Tochter Anna (Kronprinz).
Immer wieder soll im kommenden Jahr auch geklärt werden: Wer war dieser vor drei Jahrhunderten geborene Preußenkönig? Anekdoten und Geschichten gibt es viele. Da ist die von der Tabakdose, die ihn vor einem tödlichen Schuss rettete. Oder die Abneigung gegen seine nach Berlin abgeschobene Ehefrau Elisabeth Christine Prinzessin von Braunschweig-Bevern, die der Monarch nur noch widerwillig bei seltenen Anlässen sah. Nachkommen blieben aus, der König soll eher Männern zugeneigt gewesen sein. Eine Mär ist, dass er die Kartoffel nach Brandenburg brachte. Die kam bereits unter seinem Urgroßvater Friedrich Wilhelm in die Mark - der «Alte Fritz» ordnete aber den konsequenten Anbau an, um Hungersnöte zu verhindern.
Am Ende stand der einsame Tod des Herrschers im Alter von 74 Jahren. Im Volk löste er keine Trauer aus. Friedrichs letzter Wunsch, in aller Stille in einer Gruft am Schloss Sanssouci begraben zu werden, wurde ignoriert. Erst seit 1991 ruhen die sterblichen Überreste dort.