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Frida Kahlo Frida Kahlo: Ein Leben voller Leiden, Leidenschaft und Kunst

05.07.2007, 07:45
Salma Hayek spielte im Kinofilm «Frida» von 2004 die Malerin Frida Kahlo. (Foto: dpa)
Salma Hayek spielte im Kinofilm «Frida» von 2004 die Malerin Frida Kahlo. (Foto: dpa) Buena Vista

Mexiko-Stadt/dpa. - Und weil sie in diesem Jahr 100 Jahre alt gewordenwäre, wird Frida «Die Malerin des Leidens» mit Ausstellungen,Buchveröffentlichungen, Konferenzen geehrt. Sie wurde am 6. Juli 1907in Mexiko-Stadt als Tochter eines Deutschen und einer Mexikaneringeboren.

Auch nach ihrem frühen Tod im Jahre 1954 dauerte es eine Weile,ehe Frida entdeckt wurde. Es waren nur zum Teil ihre Bilder, meistSelbstporträts, mit denen die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt wurde.Ihr Leben und Leiden, ihre Liebe zu Diego Rivera, der dick und großund über 20 Jahre älter war als sie, aber auch seine und ihre Affärenund ihre politische Zugehörigkeit zur politischen Linken, all dasführte dazu, dass Frida beginnend mit den 80er Jahren in den USA alsGalionsfigur der mexikanischen Frauenbewegung gesehen wurde.

Die Popsängerin Madonna erwarb drei Bilder von Frida, unteranderen «Mi Nacimiento" (Meine Geburt). «Wenn einem dieses Bild nichtgefällt, dann kann er nicht mein Freund sein», sagte die Popikone1990 der Zeitschrift «Vanity Fair». Vor einem Jahr wurde das Gemälde«Raices» (Wurzeln) in New York für 5,5 Millionen Dollar versteigert -der wohl höchste Preis für das Bild einer Malerin aus Lateinamerikabislang. Es wird angenommen, das der anonyme Käufer Madonna ist.

Inzwischen hatte das Image der Mexikanerin international durch denFilm «Frida» einen neuen Schub bekommen, der der Fridomanie einenanhaltenden Boom bescherte. Salma Hayek spielte die kranke Frida undmachte sie wohl schöner als das historische Vorbild in Wirklichkeitgewesen war. Vor allem das Geschäft mit der mexikanische Kultfigurblüht. Ihr Haus im Künstlerstadtteil Coyoacan gehört zu denmeistbesuchten Museen in der mexikanischen Hauptstadt.

Das machten sich auch die Erben des Namens Frida Kahlo zu eigen,Isolda Pinedo Kahlo, Fridas Nichte, und deren Tochter Mara Romeo.2004 kam der venezolanische Geschäftsmann Carlos Dorado auf diebeiden Frauen zu, wie die mexikanische Zeitschrift «Gatopardo» jetztberichtete, und seither wird Frida von der Frida Kahlo Corporationvermarktet: Fridas Namenszug auf Tequilaflaschen, T-Shirts, Taschenund Flugzeugen. Es gibt sogar ein 1500 Dollar teures Perlen- undKristallbesetztes Korsett, in Erinnerung an das medizinischeStützkorsett, das die junge Frida wegen eines Unfalls in ihrerJugend tragen musste. «Wenn wir es richtig machen, wird das drei odervier Generationen so weitergehen», freut sich der in Miami lebendeGeschäftsmann.

Ihr Leben aber war anders, traurig und tragisch. Darüber könnenauch die jetzt eröffnete große Ausstellung in Mexiko-Stadt und dieÖffnung ihres privaten Nachlasses nicht hinwegtäuschen. Ein Unfall imzarten Alter von 17, der sie Zeit ihres Lebens behindert, ans Bettfesselt und große Schmerzen bereitet. Ein Mann, der sie ständigbetrügt, auch mit der eigenen Schwester. Dann die eigenen wechselndenLiebschaften und Affären.

Angeblich auch mit dem nach Mexiko geflohenen Organisator derrussischen Revolution und Gründer der Roten Armee, Leo Trotzki.Frida Kahlo und Diego Rivera hatten beim mexikanischen PräsidentenLázaro Cárdenas interveniert, damit Trotzki nach Mexiko kommen könne.Er lebte zwei Jahre lang in Fridas Blauem Haus im Stadtteil Coyoacan.Wenige Straßen weiter wurde er 1940, bereits verlassen von dermexikanischen Linken und von Frida und Diego, von den Häschern dessowjetischen Diktators Stalin ermordet.

Schon damals vertraute die Linke in Mexiko dem Kommunismus blind.Frida malte ein Bild unter dem Titel: Der Marxismus wird den KrankenGesundheit bringen. Rivera ließ sich in die stalinistischeSowjetunion einladen und feierte das Regime und ließ sich feiern.Die Ausstellung in Mexikos Musentempel Bellas Artes gibt nicht sehrviele Auskünfte über den politischen Teil von Fridas Leben: Ein Briefvon William Foster aus dem Jahre 1950 sagt viel: Die kommunistischeSowjetunion werde gemeinsam mit China und den Volksdemokratien sostark werden, dass sie den Kapitalismus nicht nur einholen sonderngar überflügeln werde.

Das ist auch der aktuelle Bezug zur Gegenwart: Frida wird verehrtvon den Rechten und geliebt von den Linken. Als der konservativePräsident Felipe Calderón die große Frida-Kahlo-Ausstellung inMexikos Stadtzentrum eröffnete, demonstrierten draußen die Linken undreklamierten die 1954 gestorbene Künstlerin für sich:«Wenn Frida heute lebte, wäre sie auf unserer Seite», riefen sie dengeladenen Gästen entgegen. Und: «Ihr Kakerlaken. Frida war eineLinke.»

«Die zwei Fridas» von Frida Kahlo (Foto: dpa)
«Die zwei Fridas» von Frida Kahlo (Foto: dpa)
EPA