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Frederick Lau Frederick Lau: Von Bibi Blocksberg bis zum Jugendknast

27.05.2010, 08:08
Die beiden Hauptdarsteller der Verfilmung des gleichnamigen Sven-Regener-Romans «Neue Vahr Süd», Frederick Lau (r) als Frank Lehmann und Eike Weinreich als Martin Klapp während der Dreharbeiten in einer Kneipenszene an der Sielwall-Kreuzung im Szenestadtteil Steintor in Bremen. (FOTO: DPA)
Die beiden Hauptdarsteller der Verfilmung des gleichnamigen Sven-Regener-Romans «Neue Vahr Süd», Frederick Lau (r) als Frank Lehmann und Eike Weinreich als Martin Klapp während der Dreharbeiten in einer Kneipenszene an der Sielwall-Kreuzung im Szenestadtteil Steintor in Bremen. (FOTO: DPA) dpa

Berlin/dpa. - Von Bibi Blocksberg und Kästners «FliegendemKlassenzimmer» bis zur alltäglichen Gewalt im Jugendknast - das nenntman eine rasante Karriere eines Jungschauspielers. Der 20-jährigeBerliner Frederick Lau hatte bereits im vergangenen Jahr mit seinerRolle in dem Psychothriller «Die Welle» (mit Jürgen Vogel) auf sichaufmerksam gemacht und dafür sogar den Deutschen Filmpreis erhalten.Damit war er endgültig dem Kinderrollen-Klischee entwachsen, immerhinsteht Lau schon seit seinem zehnten Lebensjahr vor der Kamera. Jetztwar er gerade mit dem Gefängnis-Schocker «Picco» von Philip Koch beimFilmfestival in Cannes, wo es ebenso wie schon zuvor beim Filmfest inSaarbrücken zum Teil heftige Reaktionen auf die Gewalt- undFolterszenen unter Jugendlichen gab. Zu seinen Filmpartnern gehörenConstantin von Jascheroff, Joel Basman und Martin Kiefer.

«Ja, der Film polarisiert, es ist schon starker Tobak, abermanchmal muss man das so zeigen, um die Leute aufzuwecken», meint Launach seiner Rückkehr aus Cannes in einem Gespräch mit derNachrichtenagentur dpa in einem Café am Berliner Kurfürstendamm. Erist der Böseste von allen im Film. Aber natürlich hat der frühereKinderstar dabei auch seine berufliche Karriere im Blick, will erdoch seine Wandlungsfähigkeit als Schauspieler unter Beweis stellen,nach seinem Durchbruch 2003 als Kinderdarsteller in «Wer küsst schoneinen Leguan» und der Neuverfilmung von Kästners Kinderbuchklassiker«Das fliegende Klassenzimmer».

Und das will er auch mit seiner neuesten Rolle zeigen, als jungerFrank Lehmann («Herr Lehmann») in der TV-Verfilmung von Sven RegenersBuch «Neue Vahr Süd» von Hermine Huntgeburth, zu dem die Dreharbeitenin Nordrhein-Westfalen bei Köln und in Bremen gerade beendet wurden.Der junge Held, genau wie sein jetziger Darsteller Lau 20 Jahre jung,erlebt dabei in den frühen 80er Jahren den Spagat zwischen Bundeswehrund links-alternativer Wohngemeinschaft mit dem Ausbruch aus derProvinz. Regener, Frontmann der Band Element of Crime, hatte alsBuchautor 2001 großen Erfolg mit seinem Roman «Herr Lehmann» über denKreuzberger Bohemien, der von Leander Haußmann mit Christian Ulmenerfolgreich verfilmt wurde und der knappe zehn Jahre später als «NeueVahr Süd» spielt, also kurz vor dem Mauerfall.

Man sollte meinen, der eher unschlüssige und umherwandernde «HerrLehmann» ohne Pläne, der sogar vergessen hat, den Wehrdienst zuverweigern und daher in die Kaserne einrücken muss, passt nicht zudem eher zielstrebigen, aber sesshaften Jungstar Frederick Lau ausdem gutbürgerlichen Berliner Bezirk Steglitz, wo er aufgewachsen istund auch noch immer wohnt (und ganz anders als «Herr Lehmann» schonseit seinem 16. Lebensjahr in der eigenen Wohnung). «Der Typ ist eininteressanter Kerl mit einer interessanten Geschichte, und doch habeich mich mit der Rolle zunächst etwas schwer getan, aber dann fandich mich immer besser rein, auch in dieses Lebensgefühl, ich konnteviel ausprobieren», meint Lau. Auch der lässige Humor der 80er Jahreliege ihm («Ich bin ja gerade noch hineingeboren worden, am 17.August 1989»).

Da schwinge eine «schöne Leichtigkeit» im ganzen Film mit. «Dasgefällt mir, auch wenn ich zuletzt etwas viel beruflichen Stresshatte, der ja eigentlich was Schönes ist. Aber ich muss jetzt maleine kleine Auszeit nehmen, denke ich, vielleicht auch mal einigeZeit ganz weggehen aus Deutschland, den Horizont erweitern und neueErfahrungen sammeln, sich mal ausprobieren statt immer nur arbeitenund schlafen. Einfach mal spazieren gehen im Leben...» philosophiertder Jungstar in dem Café neben der Komödie am Kudamm. «Ja, Theaterspielen würde ich auch gerne mal...» fällt ihm dabei ein. Und eineneigenen Filmstoff, den er schon im Kopf hat, würde er auch gerneverwirklichen. Dazu muss er «einfach mal raus», meint er, Berlinlenke zu sehr ab.

Der junge Mann steckt voller Pläne, denn: «Der Beruf ist immernoch komplett mein Leben», denn es fasziniert jeden Schauspieler,immer wieder andere Rollen zu verkörpern und «ins Innere der Figurenund vielleicht auch manchmal ins eigene Innere zu blicken», aber «mandarf den Beruf auch nicht zu pompös sehen», fügt er gleich hinzu.«Das passt auch nicht zu mir, ich bin immer noch "normal gestrickt",aber sowas von normal...» meint Lau und greift zum Wachmacher Kaffee,weil er doch wieder mal verschlafen hat, privat, versteht sich, imBeruf kennt der junge und stets aufmerksame höfliche Preuße mit denlachenden Augen im Sommersprossengesicht das natürlich nicht.