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Der Königin des Rock Freddie Mercury alias Farrokh Bulsara der Königin des Rock - Kinofilm Bohemian Rhapsody' setzt Sänger von Queen ein Denkmal

28.10.2018, 11:00
Täuschend echt: Rami Malek als Rampensau Freddie Mercury.
Täuschend echt: Rami Malek als Rampensau Freddie Mercury. Twentieth Century Fox

Der Mann in Turnhemd und weißer Hose liest den Text aus seiner Hand, als er das ungarische Volkslied „Tavasi Szél Vizet Araszt“ anstimmt, das von einer Blume handelt, von Frühlingswind und Vögeln in der Luft. Der Mann singt. 80.000 singen mit ihm.

39 Jahre alt ist Freddie Mercury an diesem Abend auf der Bühne des Budapester Népstadions und noch einmal in der Form seines Lebens. Queen, die Rockband, die er 1970 mit dem Gitarristen Brian May, dem Bassisten John Deacon und dem Trommler Roger Taylor gegründet hat, begeistert die Welt.

Hunderttausende strömen zur „Magic“-Tour, die Queen an diesem 27. Juli des Jahres 1986 zum ersten Mal auf die andere Seite des eisernen Vorhangs geführt hat. So nah wie an diesem Sommerabend sind die Fans aus der DDR ihrem Idol nie gekommen: 26 DDR-Mark kostet eine Karte, nicht wenig für die knappen Reisekassen der Ostdeutschen. Aber nicht viel angesichts des Umstandes, dass Queen nach diesem Abend nur noch fünf Konzerte geben werden.

Freddie Mercury, wurde 1946 als Farrokh Bulsara in Sansibar geboren

Es läuft in Budapest schon der Abspann eines der größten Märchen der Musikgeschichte, in dem eben jener Freddie Mercury die Hauptrolle spielt. Als Farrokh Bulsara 1946 im britischen Protektorat Sansibar geboren, wird der schmale Junge mit dem Überbiss von seinen Eltern, britischen Botschaftsangestellten, nach Indien auf ein Internat geschickt. Als Anfang der 60er Unruhen ausbrechen, muss die Familie nach Großbritannien fliehen. Hier geht „Freddie“, wie Farrokh seit seiner Zeit auf dem Jungen-Internat gerufen wird, auf eine Kunstschule, um Grafiker zu werden.

Eines der wenigen Ziele, die er im Leben nicht erreichen wird. Stattdessen wird aus dem Flüchtlingsjungen ein Superstar, dessen Lebensgeschichte in der kommenden Woche, 27 Jahre nach seinem frühen Tod, ins Kino kommt. Für sein Opus „Bohemian Rhapsody“, so benannt nach dem Queen-Stück, das nicht nur wegen seiner Länge von sechs Minuten alle Grenzen normaler Popmusik sprengt, hat Regisseur Bryan Singer(„X-Men“) aus der Biografie des exaltierten Genies einen Musikfilm ganz nach Mercurys Motto „Je größer, desto besser“ gemacht. Rami Malek, Sohn ägyptischer US-Einwanderer und mit der Serie „Mr. Robot“ bekanntgeworden, ruft als Freddie Mercury die Erinnerungen einer Generation wach, die sich bei der Wahl zwischen Sex-Pistols-Punk und Boney-M-Pop ganz einfach für Queen entschied.

Für Giuseppe Malinconico stand diese Entscheidung nicht. Als der heute 27-Jährige 1991 im italienischen Vincenza zur Welt kam, war Freddie Mercury gerade gestorben. Dennoch wurde der Mann, der von sich sagte, Exzess sei Teil seiner Natur, weil er Langeweile für eine Krankheit halte, für den kleinen Jungen aus Italien zu einer Art zweitem Vater. „Meine ganze Kindheit wurde von seiner Stimme begleitet“, erinnert sich Malinconico, der schon im Alter von fünf Jahren lauthals mitsang, wenn Mercury „We will rock you“ schmetterte oder in „Love of my life“ mit blutendem Herzen schmachtete.

Film „Bohemian Rhapsodie“ beschreibt die Queen-Geschichte

Später war klar, dass es Musik sein musste - und am liebsten die von Queen. Mit seiner Band Break Free liefert Giuseppe Malinconico heute eine bis in kleinste Details stimmige Queen-Show - und ein Fan von Rami Malek ist der Freddie aus Vincenza zudem. „Seit ,Mr. Robot’ halte ich ihn für einen unglaublichen Schauspieler mit außergewöhnlichen Fähigkeiten“. Die aber braucht Malek in „Bohemian Rhapsodie“ auch.

„Freddie war eine exzentrische und in mancherlei Hinsicht sehr seltsame Person“, beschreibt Malinconico sein großes Vorbild, das schon im Internat - mitten in den steifen, noch britisch-kolonial geprägten 50ern - auffiel, weil es Modezeitschriften las und Schulfreunde mit „Darling“ ansprach. Im Film, der die Queen-Geschichte von den bescheidenen Anfängen bis zum triumphalen Live-Aid-Auftritt im Sommer 1985 erzählt, sei der Schauspieler eine absolut glaubhafte Mercury-Reinkarnation. „Er bewegt sich viel besser als die meisten Sänger von Queen-Tributbands“, urteilt der italienische Mercury.

Man sehe genau, dass Malek von erfahrenen Choreographen trainiert worden sei, die ihm Mercurys Gesten und seine gesamte Körpersprache vermittelten. Kleine Szenen, die den „Darling“-Mercury mit seinem speziellen Humor zeigen, tun ein übriges: „Wie die mit dem Manager, der den Song ,Bohemian Rhapsody’ lang wie eine Ewigkeit findet“, schmunzelt Giuseppe Malinconico, „und Freddie sagt, tut mir leid für deine Frau, dass sechs Minuten für dich eine Ewigkeit sind“.

Alles in allem ein Film, der nicht die Wahrheit erzählt, sondern eine Geschichte, die, so glaubt der Break-Free-Frontmann, „nicht nur den Queen-Fans, sondern auch denen gefallen soll, die noch keine sind.“ Es sei bei der Band Queen ja nie nur darum gegangen, gute Musik zu machen, „sondern sich mit Menschen zu verbinden“, glaubt der Thronfolger der Königin des Rock. Im Film nun geht es nicht nur um den Weg eines Mannes vom Flüchtlingskind zum Superstar, sondern um eine Zeit, in der alles denkbar und vieles möglich war.

Die Kraft der Musik von Queen entfaltet sich vor dieser Kulisse noch einmal neu, und, schwört Malinconico, „man spürt, dass Freddies wundervolle Songs der perfekte Soundtrack für alle Momente unseres Lebens sind.“ Freddie Mercury schließlich wird mit dieser Rhapsodie, 32 Jahre nach seinen letzten Stadionauftritten, was er immer sein wollte: Nicht nur einfach ein Rockstar. Sondern eine Legende. (mz)

www.breakfreeshow.com
www.bohemianrhapsody.de