Frauenkirche Dresden Frauenkirche Dresden: Barocker Altar wurde wieder hergestellt

Dresden/dpa. - Im künstlichen Licht eines Scheinwerfers sitztWolfgang Benddorf vor einem Kapitell aus der Barockzeit. In rund elfMetern Höhe schaut ihn ein wie Porzellan schimmerndes Engelsgesichtan. Der freischaffende Dresdner Restaurator hat einen der wohlbegehrtesten Jobs unter Seinesgleichen: Mit vier bis sechs Kollegengestaltet er in den nächsten Monaten den wiederhergestellten Altar inder Dresdner Frauenkirche. «Das ist schon etwas Besonderes», sagt der48-Jährige und schießt noch ein kleines Blättchen Gold an dieLockenpracht des auf den Altarraum herunterblickenden Cherubim.
Das 1945 beim Einsturz des Gotteshauses beschädigte spätbarockeKunstwerk ist seit März 1999 wieder komplett. Aus den Trümmerngeborgene, rund 2000 Teile wurden in monatelanger Puzzle-Arbeit indas 16 mal zwölf Meter große Altarbild eingepasst. Danach ergänztenBildhauer fehlende Stellen plastisch, wobei an einigen Punkten dieZerstörung sichtbar bleibt. Der Altar wurde 1736 bis 1739 nach Plänenvon Kirchenerbauer George Bähr von Johann Christian Feige gefertigt.Ein Alabasterrelief zwischen den Säulen mit Kapitellen stellt den amÖlberg knienden Christus dar.
Darüber bearbeitet Benddorf gerade einen Engelskopf, für dessenVergoldung er zwei Monate brauchen wird. «Es handelt sich hier umeine Poliment-Vergoldung», erklärt er. Dabei wird zuerst einKreidegrund aus mehreren Schichten auf den Sandstein aufgetragen.Danach folgt das Poliment - gelb für die Matt- und rot für dieGlanzvergoldung. Der Diplomrestaurator hebt mit dem Anschießer -einem breiten Spezialpinsel - ein hauchzartes Goldblättchen von einembraunen Samtkissen und setzt es auf den Untergrund. «Zuvor wirddieser mit einer Alkohol-Wassernetze betupft.» Dadurch wird dasBlättchen angezogen, der Untergrund angequollen und per Pinsel mitdem angedrückten Gold verklebt.
«Bei der Glanzvergoldung werden die Flächen dann auf Hochglanzpoliert», zeigt er. Der Unterschied werde dabei im Detail sichtbar,aber nur für die Schöpfer: Nach Fertigstellung werden die Kapitellein etwa zwölf Metern Höhe hängen. Vor Benddorf und Kollegen liegenweitere Figuren und Säulen des Altarbildes. «Das Vergolden ist dasSahnehäubchen», bekennt er. Für die feinsinnige Arbeit haben sich dieRestauratoren, versteckt hinter den Planen und Gerüstbrettern, diepassende Stimmung geschaffen: Vom Band erklingt klassische Musik.
Selbst von den Holzbildhauern lassen sie sich nicht stören, diegerade Stücke der Orgelempor-Brüstung hochziehen. Die seitlichenBogenstellungen und die vier Beichtstühle sind bereits fertig,erklärt Baudirektor Eberhard Burger. «Da haben wir nur wenigeFundstücke verwenden können.» Teilweise haben die Säulen im Altarraumschon ihre marmorierte Färbung, der Altarraum-Boden ist bereits inStein fertig und wird durch Holzplatten während der Bauarbeitengeschützt. «Es fehlt nur noch die Chorschranke mit der Kanzel», sagtBurger. Im nächsten Jahr werde mit dem Bau der Orgel begonnen, die imMai 2005 installiert werden soll. Die Weihe der Frauenkirche ist amReformationstag 2005 geplant.