"Ella elle l'a" Französische Sängerin: France Gall gestorben

Paris - Die süße Blonde aus Paris - so kam France Gall beim deutschen Publikum an. Wenn man so will, hat die französische Schlagersängerin damit auf ihre Weise einen nicht unbedeutenden Anteil an der Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland gehabt. Die war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zwar politisch gewünscht, aber eben durchaus kein Selbstläufer.
Mit Liedern wie „Ein bisschen Goethe, ein bisschen Bonaparte“ (so sollte er aussehen, der Mann, auf den sie wartete) eroberte die am 9. Oktober geborene Isabelle Geneviève Marie Anne Gall die deutschen Herzen. 1966 war France Gall, wie sie sich als Künstlerin nannte, in die Bundesrepublik übersiedelt, später kehrte sie in ihre Heimat zurück. 1988 hatte sie nach Jahren der Funkstille noch einmal einen Riesenhit, ihren größten in Deutschland überhaupt: Den Ohrwurm „Ella, elle l’a“ kann man immer noch locker mitsummen.
Am Sonntag ist France Gall in der Nähe ihrer Geburtsstadt Paris gestorben, sie erlag einer neuerlich ausgebrochenen Krebskrankheit.
Bevor sie nach Deutschland kam, hatte die Sängerin bereits in Frankreich große Erfolge gefeiert und 1965, allerdings für Luxemburg startend, den Grand Prix Eurovision mit dem Titel „Poupée de cire, poupée de son“ gewonnen. Geschrieben hatte das Lied Serge Gainsbourg, der auch für einen weiteren Erfolg Galls - und den damit verbundenen Skandal verantwortlich war.
France Gall hatte die zweideutigen Zeilen in dem 1966 von ihr gesungenen Titel „Sucettes à l'anis“, die auch als Anspielung auf Oralverkehr zu interpretieren waren, nicht verstanden, wie sie später sagte: Sonst würde sie das Lied nicht vorgetragen haben. Aus heutiger Sicht ist France Gall damit eine frühe Kronzeugin der Debatte um #MeToo, bei der es nicht nur um sexuelle Übergriffe gegen Frauen, sondern auch um jene Schlüpfrigkeiten geht, die Herrenstammtische so belebend finden.
France Gall hat neben großem Erfolg auch viel Leid erfahren. 1992 starb ihr Mann Michael Berger, der mehrere Hits für die geschrieben hatte, an einem Herzinfarkt, ein Jahr später erkrankte sie an Brustkrebs. 1997 verlor sie ihre Tochter, die an Mukoviszidose litt. Und immer wieder sammelte France Gall neue Kraft, um weiterzuleben. Bis jetzt. (red)