1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Frankreich: Frankreich: Der Schauspieler Philippe Noiret ist gestorben

Frankreich Frankreich: Der Schauspieler Philippe Noiret ist gestorben

Von Sabine Glaubitz 23.11.2006, 20:30
Philippe Noiret (Archivfoto vom April 1995), einer der großen französischen Film- und Theaterschauspieler, ist tot. (Foto: dpa)
Philippe Noiret (Archivfoto vom April 1995), einer der großen französischen Film- und Theaterschauspieler, ist tot. (Foto: dpa) CTK

Paris/dpa. - Als einen der «größten Meister des Theaters und desKinos» wurde er am Freitag von Frankreichs Staatspräsident JacquesChirac gewürdigt. Sein Kulturminister Renaud Donnedieu de Vabresergänzte, Noiret habe zu den schönsten Seiten französischerKinogeschichte beigetragen.

Noiret war kein Star. «Wenn ich zurückblicke, sehe ich jemanden,der korrekt seinen Beruf ausgeübt hat. Ich habe in wenigenschwierigen Filmen mitgewirkt und in nicht genügend anspruchsvollen.Der Durchschnitt ist jedoch nicht schlecht: Ich bin ein gewöhnlicherSchauspieler, und ich mag diese Idee», bilanzierte der in Lillegeborene Noiret einmal seine Karriere.

Diese Bescheidenheit schätzten auch zahlreiche der Regisseure, mitdenen er zusammengearbeitet hat wie Bertrand Tavernier, BertrandBlier und Patrice Leconte. «Noiret war großzügig und gesellig. Erhatte keine Starallüren», meinte Blier. Und auch Tavernier arbeitetegern mit Noiret zusammen, weil dieser ein begabterVerwandlungskünstler war.

So spielte er mit derselben Überzeugung in «Alexander, derLebenskünstler» den schuftenden Bauern, der das Bett nicht mehrverlassen will, wie auch den Showmaster im glänzenden Jackett inChabrols «Masken». Dieses Prinzip des «konsequenten Variierens derRollen», hat sich Noiret, der Partner von Catherine Deneuve, RomySchneider und Simone Signoret war, zum Erfolgsrezept gemacht. Zweimalwurde er mit der höchsten französischen Filmauszeichnung, dem César,als bester männlicher Hauptdarsteller geehrt.

«Man hat viele Aspekte und Facetten in sich. Manchmal war ichselber überrascht, was für Typen da in mir stecken. Ich lasse michgern vor der Kamera gehen», erklärte der katholische Internatszöglingund einst miserable Schüler Noiret. Das Interessante an seinerWandlungsfähigkeit war, dass sich dahinter immer seine gutmütigeZurückhaltung und sympathische Autorität verbarg. Die französischeTageszeitung «Le Figaro» bescheinigte ihm, «die Schlechten, dieVerborgenen, die Mörder zu spielen», obwohl man wisse, dass er wedersein Gesicht, noch seinen Geschmack, noch sein Haus, noch seine Frauauswechseln würde - nur seine Rollen.

Noiret hatte eine Erfolgsrolle nach der anderen bekommen. In demHistoriendrama «Wenn das Fest beginnt...» verkörperte er 1974 denschmierigen Adligen, in «Der Saustall» im Jahr 1981 den schäbigenDorfgendarmen und in «Der Uhrmacher von Saint-Paul» denkleinbürgerlichen Handwerker.

Agnes Varda, eine prominente Vertreterin der «Nouvelle Vague»,hatte ihn 1954 in «La Pointe Courte» als erste vor die Kamera geholt.Doch erst die Rolle im Jahr 1963 in Louis Malles «Zazie in der Metro»machte ihn bekannt. Den Durchbruch schaffte der über 1,90 Meter großeSchauspieler mit dem Kassenerfolg «Alexander, der Lebenskünstler».

In einem deutschen Film hat er nie gespielt, obwohl 80 Prozentseiner Autogrammwünsche aus Deutschland kamen: «Wenn ich meine Postanschaue, muss ich in Deutschland bekannter sein als in Frankreich»,sagte er einst.

Während Noiret vor der Kamera ständig in die Haut eines anderenschlüpfte, blieb er im Privatleben einer Rolle treu - der desgutmütigen Menschen mit sanfter Bassstimme und zwei Landhäusern. Erpflegte das Image als Dandy und Lebemann, hatte großen Humor, liebtePferde, teure Schuhe und Zigarren und zeigte sich nur allzu gern mitDrei-Tage-Bart und einem tief ins Gesicht gezogenen Hut.