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Frankfurter "Tatort" Frankfurter "Tatort": Krol brilliert versoffen

Von Petra Pluwatsch 05.01.2014, 21:44
Joachim Krol brillierte mal wieder als versoffener Tatort-Kommissar.
Joachim Krol brillierte mal wieder als versoffener Tatort-Kommissar. dpa Lizenz

Köln - Der Tatort „Der Eskimo“ kommt ein wenig verschwurbelt daher. Das stört allerdings nicht weiter: Joachim Krol macht als versoffener Frankfurter Kommissar Frank Steiner alles wett und zeigt in seiner sechsten und vorletzten Tatort-Folge eine schauspielerische Meisterleistung. Eine TV-Kritik in sechs Schritten.

Darum ging’s:

Ein älterer Mann wird am frühen Morgen in einem Frankfurter Park vor den Augen von Kommissar Frank Steiner (Joachim Krol) niedergestochen und stirbt wenig später. Die Täterin, eine sportliche Blondine, entkommt. Steiner setzt zwar zu ihrer Verfolgung an, doch der Kommissar ist gezeichnet von einer  durchzechten Nacht  und nicht sehr flott auf den Beinen. Rainer Hartwich, der Ermordete, war Lehrer an einem Frankfurter Gymnasium, an dem auch Steiners Ex-Frau Julia (Jenny Schily) beschäftigt ist. Die wiederum hat sich einen rund 20 Jahre jüngeren Liebhaber zugelegt, den smarten Lars (Volker Bruch), der auch anderen Damen reiferen Alters durchaus zugetan ist. Steiners Versuche, Julia vom Doppelleben ihres Partners zu überzeugen, laufen zwar ins Leere, fördern für die Aufklärung des Mordes jedoch erstaunliche Erkenntnisse zutage. Bald hat Steiner einen zweiten Mord an der Backe und muss sich fragen, ob  die beiden Fälle womöglich zusammenhängen.

Das ist der Schuldige:

Lars, der junge Lover war’s. Hat sich eine blonde Perücke aufgesetzt, ein Messer mitgenommen zum Morgenspaziergang und seinen früheren Lehrer niedergestochen. Ja, Opfer und Täter kannten sich, wie das manchmal so ist in Krimis und im Leben. Lars war früher Schüler an der Schule von Rainer Hartwich und hat als Kind mitansehen müssen, wie Hartwich versuchte, seine Kollegin Julia zu vergewaltigen. Den zweiten Mord hat der junge Mann ebenfalls begangen, jedenfalls, soweit die Kritikerin  das verstanden hat. Gegen Ende war dieser „Tatort“ ein wenig wirr.

So waren die Schauspieler:

Wunderbar: Joachim Krol als versoffener Menschenfeind, vor dessen zynischen Sprüchen nichts und niemand verschont bleibt. Ebenfalls gut: Jenny Schily als Julia, deren Mienenspiel anrührend die Ängste einer nicht mehr jungen Frau vor dem Verlassen-Werden wiederspiegelt. Alwara Höfels gab nicht ganz so überzeugend die rotzfreche Kriminalkommissarsanwärterin Linda Dräger und übertourte dabei ein bisschen.

Szenen, die man sich hätte sparen können:

Der Täter übergießt sich mit Benzin und zündet sich vor den Augen der Polizei und seiner Geliebten an. Hässlich anzusehen und reichlich überflüssig.  Eine schlichte Verhaftung hätte es auch getan.

Beste Szene:

Joachim Krol setzt sich einen Kopfhörer auf, um eine Musikaufnahme zu hören, die bei einem der Opfer gefunden wurde – und beginnt zu tanzen. Erst zuckt ein Finger, dann zucken zwei. Schließlich ist der ganze Mann in Bewegung und legt eine Performance hin wie ein indianischer Stammeshäuptling, der dringlich um Regen bittet.

Fazit:

Rasanter Beginn, sehr spannender Mittelteil, reichlich verschwurbeltes Finale, bei dem einige Handlungsfäden unverknüpft blieben. Dennoch ein sehenswerter Tatort, der vor allem von der schauspielerischen Leistung seines Hauptdarstellers lebt.