Förderprogramm Förderprogramm: Deutsche Tanzhochschulen sind in Bewegung

Hamburg/dpa. - Bis dato redeten sie nur ungern miteinander. Das soll nun anderswerden. Bei einer Tagung der «Ausbildungskonferenz Tanz» geht es vondiesem Freitag (1. Juni) an bis zum 3. Juni in Köln um dieWeiterbildung für Dozenten - die Garanten einer fundierten undzeitgemäßen Ausbildung.
Die Kulturstiftung der Bundesregierung beschloss 2005 dasFörderprogramm Tanzplan Deutschland. Von den insgesamt 12,5 MillionenEuro fließen eine Millionen in die Verbesserung der Tanzausbildung.An der Gründung einer «Ausbildungskonferenz Tanz» im vergangenenFebruar beteiligten sich alle elf staatlichen Tanzhochschulenzwischen Berlin und Mannheim.
Wer klassisches Ballett unterrichtet, hat im allgemeinen wenigVerständnis für zeitgenössischen Tanz und umgekehrt. Aber derKurswechsel der Dresdner Palucca-Schule - eine der Moderne zugewandteAusbildung, die sich nun klassisch orientiert - oder die zuvorklassische Ausrichtung in Frankfurt/Main, die sich heute aufzeitgenössisches Ballett konzentriert, zeigen, die Zeiten wandelnsich. Ingo Diehl, Ausbildungsbeauftragter beim Tanzplan Deutschland,meint: «Die Jahre sind vorbei, in denen es Ballettkompanien gab, diedie Besten aus den privaten Ballettschulen holten und ihnen eineeigene Ausbildung gaben, die sie befähigte, in ihrem Ensemble zutanzen.»
In Köln wurde trotz zweier Tanzhochschulen die städtische Kompanieaufgelöst. Leipzig erachtete seine Schule für zu unwichtig, da mansich Tänzer auch auf dem internationalen Markt holen kann. Eineklassische Schule an einem Ensemble gibt es heute nur noch beiBallettinendant John Neumeier in Hamburg.
Auch trifft der radikale Stellenabbau an deutschen Theatern dieTanzhochschulen hart: «Die 2428 festen Tänzerstellen im Jahr 1993schrumpften auf nur noch 1867 im Jahr 2007», sagt Martin Puttke vonder Ballett- und Tanztheaterdirektoren-Konferenz. Das bedeutet, dieSchulen werden immer seltener für ihre Kernaufgabe gebraucht, immeröfter aber für die Weiterbildung von Tänzern zu Tanzpädagogen oderTrainingsleitern auch für die freie Szene. Denn die freie Szene istim selben Zeitraum um etwa die Zahl gewachsen, die den Stadttheaterndurch Sparmaßnahmen oder Spartenschließungen verloren ging.
Die dringend nötige Weiterbildung aber steht laut Diehl noch auftönernen Füßen. Bachelor- und Master-Studiengänge, wie sie derzeit amneuen Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz in Berlin oder in Hamburgerprobt werden, sind nötig, um Tänzern eine international anerkannteAusbildung auch nach ihrer Erstkarriere zu ermöglichen. Der Beruf desTänzers ist in Deutschland nämlich bis heute nicht staatlichanerkannt. Beendet ein Tänzer seine Karriere wie üblich etwa im Altervon 35 Jahren, gilt er trotz staatlicher Ausbildung am Arbeitsmarktals «ungelernt».
Weniger städtische Ensembles und neue, international kompatibleAnforderungen an das Tanzstudium machen somit einen kritischen Blickauf die Ausbildung nötig. Zumal das Bild vom Tanz in Deutschland nochimmer von Klischees bestimmt ist. «Selbst das Fernsehen lässt dieTeletubbies noch in rosa Röckchen herumtanzen, und junge Mädchenbekommen noch die Mär von der Tanz-Prinzessin im Tüllrock vermittelt.Man sieht, wie weit das Image des Tanzes von der Wirklichkeitentfernt ist», sagt Diehl.
Hier setzt die Mitunterstützung des Bundes für die fastflächendeckend operierende Initiative «Tanz in Schulen» an, die inGrundschulen die Kinder an den Spaß und die Kreativität des Tanzesheranführen will. Angestoßen wurde dieser Trend durch dieMassenchoreografien von Royston Maldoom («Rhythm is it») mit Schülernaus allen sozialen Schichten. «Diese Initiative hat über kurz oderlang auch Konsequenzen für den Mittelbau», sagt Diehl. Etwa fürprivate Ballettschulen, «die mit in der Verantwortung stehen, wieihre Jugendlichen, für die der Tanz ein ernster Berufswunsch ist,tatsächlich die Vorqualifikation erhalten, die sie brauchen».
Bei der Tagung in Köln wollen die Teilnehmer auch die «Biennaleder Tanzausbildung» in Berliner Ende Februar 2008 vorbereiten. Siewird die erste Leistungsschau deutscher Tanzhochschulen überhaupt.Man wolle zwar in erster Linie ein Treffen der Tanzstudenteninitiieren, aber die Branche ist sich jetzt schon einig: Hier wirdsich zeigen, wer kompetent wirklich neue Talente ausbildet.