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Filmlegende Filmlegende: Anthony Perkins: Berühmt dank «Psycho» und Norman Bates

Von Carla S. Reissman 30.03.2007, 08:09
Der amerikanische Schauspieler Anthony Perkins (Archivfoto vom 21.09.1991) wäre am Mittwoch, 4. April, 75 Jahre alt geworden. Der "Psycho"-Star starb am 12.09.1992 im Alter von 60 Jahren an den Folgen einer HIV-Infektion. (Foto: dpa)
Der amerikanische Schauspieler Anthony Perkins (Archivfoto vom 21.09.1991) wäre am Mittwoch, 4. April, 75 Jahre alt geworden. Der "Psycho"-Star starb am 12.09.1992 im Alter von 60 Jahren an den Folgen einer HIV-Infektion. (Foto: dpa) dpa

New York/dpa. - Bates wurde zum Synonym für den harmlosen Jungen vonnebenan mit krankhafter Mutterbindung und mörderischer Fantasie. DerSchrei seines Opfers Janet Leigh in der berühmten Duschszene gehtauch nach 45 Jahren noch dem Zuschauer durch Mark und Bein. Derscheue, zarte Perkins spielte danach in verschiedenen Varianten immerwieder neurotisch gestörte Anti-Helden. Am Mittwoch, 4. April, wäre derSchauspieler, der am 12. September 1992 im Alter von 60 Jahren an denFolgen einer HIV-Infektion starb, 75 Jahre alt geworden.

Die beklemmende Authentizität der krankhaften Mutterbindung vonNorman Bates in «Psycho» war übrigens keineswegs nur Belegschauspielerischen Könnens. Sein Vater, der prominente Broadway-Darsteller Osgood Perkins, starb als Anthony fünf Jahre alt war. DieBeziehung zur Mutter entwickelte sich als äußerst schwierig. Ersteine langjährige psychotherapeutische Behandlung machte den Umgangmit dem weiblichen Geschlecht möglich. Angeblich soll er erst mit 39Jahren zum ersten Mal Sex mit einer Frau gehabt haben - mit der«Dallas»-Schauspielerin Victoria Principal.

Seine Homosexualität gab er nie offen zu - es hätte wohl seineHollywood-Karriere ruiniert. Aus dem gleichen Grund wusste auch nurseine Ehefrau, die Fotografin Berinthia (Berry) Berenson, dass ersich in den 1980er Jahren mit dem Aidsvirus angesteckt hatte. Selbstdie gemeinsamen Söhne Osgood und Elvis erfuhren die Nachricht von derunheilbaren Immunschwächekrankheit erst kurz vor dem Tod des Vaters1992. Trotzig und fast bitter klang Perkins' Abschiedsbrief auf demTotenbett: «Ich habe mehr über Liebe, Selbstlosigkeit undmenschliches Verstehen gelernt von jenen, die ich in der Welt vonAids getroffen habe, als in der halsabschneiderischen, von Konkurrenzgeprägten Welt, in der ich mein Leben verbrachte», ließ er verkünden.

Zwar wurde Perkins für eine Nebenrolle in «Lockende Versuchung»(1955) für den «Oscar» nominiert. Die amerikanische Filmakademieverwehrte ihm trotz vier Jahrzehnten Karriere die begehrte Trophäe.Amerika liebt im Kino Helden oder Bösewichter, aber keine Triebtäter.Der psychisch instabile Basketball-Spieler in «Fear Strikes Out»(1957), der vom Krieg ausgelaugte Militärkaplan in «Catch 22 - Derböse Trick» (1970), der größenwahnsinnige Wissenschaftler in «WinterKills» (1959), der sexbesessene Geistliche in «China Blue bei Tag undNacht» (1984, Original: Crimes of Passion») - all dies warenParaderollen für ihn, auch wenn sein Image dadurch einseitigfestgelegt wurde.

Perkins bezeichnete den Schauspielerberuf einmal als «Zuflucht»:«Ich wollte nicht selbst etwas werden, aber ich fühlte mich wunderbarglücklich, jemand anders zu sein.» Schon mit 14 stand er auf derBühne, 1953 kam die erste wichtige Filmrolle in «The Actress» nebenJean Simmons und Spencer Tracy. In «Lieben Sie Brahms?» (1960)spielte er Ingrid Bergmans Liebhaber und wurde in Cannes für diebeste männliche Hauptrolle ausgezeichnet. «Psycho» wurde er jedochnie wieder los. Er übernahm auch die Hauptrollen in den wenigerfolgreichen Fortsetzungen «Psycho II» (1983) und «Psycho III»(1986), mit dem er sich erstmals auch als Regisseur versuchte. Seineletzte Filmrolle - einen Triebtäter - spielte er 1991 in PetraHaffters «Der Mann nebenan».

Das Schicksal von Perkins Witwe Berry, die er immer als«wundervolle Frau» beschrieb, endete tragisch. Einen Tag vor seinemneunten Todestag, am 11. September 2001, saß sie einem der Fliegervon American Airlines aus Boston, die in das World Trade Centerrasten.