Filmfest in München Filmfest in München: Liebe, Familie und die eigene Existenz

München/dpa. - Um Liebe, Familie und denSinn des Lebens geht es in Marcus H. Rosenmüllers erstem Kinofilm«Wer früher stirbt, ist länger tot», der am Mittwochabend mit demFörderpreis Deutscher Film Regie (30 000 Euro) ausgezeichnet wurde.Mutig und fantasievoll nannte die Jury den Film über einenelfjährigen Jungen, dessen Mutter bei der Geburt gestorben ist. Einwunderbar skurriles und dennoch ernstes Werk (Kinostart: 17. August)ist dem gebürtigen Tegernseer gelungen - über Themen, die vielendeutschen Nachwuchsfilmemachern am Herzen liegen.
Auch «Emmas Glück» von Sven Taddicken über eine allein lebendeSchweinezüchterin vereint ernste Dinge mit Leichtigkeit undSkurrilität. Nach einem Autounfall landet der kranke und unglücklicheSingle Max auf ihrem Hof. Gemeinsam suchen sie nach ihrem Glück. Essind herrliche Szenen, wenn Jördis Triebel als Emma (FörderpreisSchauspiel) ihre Schweine auf die Schnauze küsst, bevor siegeschlachtet werden. Von der Suche nach der heilen Welt erzählendie Gewinner des Förderpreises Drehbuch (10 000 Euro), Meike Hauckund Matthias Luthardt. In «Pingpong» ist es ein 16-Jähriger, der sichnach dem Tod seines Vaters in die Familie seiner Tante Anna flüchtetund dort eine schmerzliche Entdeckung macht.
«Es sind sehr existenzielle Themen auf privilegiertem Niveau, weiles uns in Deutschland eigentlich nicht so schlecht geht», sagtBettina Reitz, Leiterin des Bereichs Spiel, Film, Serie beimBayerischen Fernsehen. Unzählige Drehbücher und Filmideen landenregelmäßig bei ihr auf dem Schreibtisch, darunter auch vieleErstlingswerke. Liebe, die fragile Struktur der Familien und dieUnsicherheit der eigenen Existenz beschäftigten die jungenFilmemacher, hat sie festgestellt.
Wer in Deutschland seinen ersten Spielfilm machen will, hat ihrerAnsicht nach gute Chancen. «Die Nachwuchsarbeit ist so intensiv inDeutschland, das müssen wir nicht weiter steigern», meint sie.Schwierig wird es erst, wenn die Regisseure ihren zweiten oderdritten Film realisieren wollten. «Der erste Fim ist einfacher, weildie Nachwuchsfilmemacher eine andere Aufmerksamkeit bekommen.» Danachsei die Konkurrenz hart. «Es gibt sehr viele gute Regisseure.»
Rosenmüller, der sich selbst gern «Rosi» nennt, hat den Sprung zumzweiten Streifen bereits geschafft. Nach dem Leinwandstart seinesDebüts «Wer früher stirbt, ist länger tot» werde sein nächster Film«Schwere Jungs» schon im Januar in die Kinos kommen, kündigte derumtriebige Absolvent der Münchner Filmhochschule an. SeinenFörderpreis kommentierte er erst mal kritisch: «Das kann eigentlichnur bedeuten, dass sich die Jury gedacht hat, die anderen können esschon, den Rosenmüller müssen wir noch fördern.»