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Film Film: Vom Sexstar zur Fassbinder-Muse

Von Hilmar Bahr 22.02.2002, 20:07
Die deutsche Schauspielerin Barbara Valentin
Die deutsche Schauspielerin Barbara Valentin dpa

München/dpa. - Sie hatte sich voneiner vor einem Jahr erlittenen Gehirnblutung nie wieder ganz erholt.

Schon mit acht Jahren hatte Barbara Valentin, die nach derScheidung ihrer Eltern bei ihrem Stiefvater in Bruchsal aufwuchs, ineinem Verkehrserziehungsfilm fürs Kino mitgewirkt. Ende der 1950erJahre wurde sie von dem Filmproduzenten Wolf C. Hartwig entdeckt undzum Sexstar aufgebaut. 1959 spielte sie in Fritz Böttgers erotischemHorrorfilm «Ein Toter hing im Netz» ihre erste nennenswerteFilmrolle. Bekannter als durch ihre Filme wurde das «blonde Gift»,wie man sie gerne nannte, doch eher durch ihre spektakulärenAuftritte wie bei den Berliner Filmfestspielen, wo sie für dieFotografen schon mal bereitwillig den obersten Knopf ihrer Bluseöffnete.

Doch nicht nur ihre Fans, auch die Freiwillige Selbstkontrolle derFilmwirtschaft hatte ein Auge auf die schrille Darstellerin geworfen.Obwohl sie in «Küss mich, als gäb's kein morgen» eigentlich nur einbisschen sich selbst spielte, wurde der Streifen wegen seiner«Gesamtheit» verboten.

Ihr «zweites Filmleben» hat sie Rainer Werner Fassbinder zuverdanken, mit dem sie eine innige Freundschaft pflegte. Mitanspruchsvollen Nebenrollen in «Welt am Draht», «Nora», «Martha»,«Effie Briest» oder «Lili Marleen» verhalf ihr der Münchner Kult-Regisseur zu einer neuen Karriere. Mit lockeren Rollen in ernstenFilmen spielte sie sich weg vom verstaubten Image des Busenwunders,wie es einmal ein Kritiker formulierte.

Ihr tragisches Ende nahm Barbara Valentin in einem ihrer bestenFilme fast vorweg: In dem tragikomischen Märchenfilm «FlammendeHerzen» von Walter Bockmayer und Rolf Bührmann spielte sie eine inNew York verlorene Hure aus Kaiserslautern - kaputt, traurig, aberauch immer pragmatisch. Das Schicksal, sich nur noch im Rollstuhlfortbewegen zu können, ereilte sie am Ende eines Lebens mit über 40Kinofilmen und 350 Fernsehproduktionen sowie drei Ehemännern, zweiKinder und drei Enkeln. Einer von ihren Ehepartnern war FilmregisseurHelmut Dietl («Rossini»), mit dem sie von 1976 bis 1983 verheiratetwar.

Später machten auch noch Kokain- und Suchtprobleme in derBoulevardpresse die Runde, bevor es Ende der 80er stiller um BarbaraValentin wurde, die eine Präsenz auf der Leinwand besaß, die nachMeinung von Regisseuren und Kritikern selten geworden ist im heutigenKino. Nach dem Tod des an Aids erkrankten Queen-Sängers FreddieMercury 1991, mit dem sie zuletzt zusammenlebte, zog sie sich fastvöllig aus der Öffentlichkeit zurück. Nach einer Gehirnblutung imvergangenen Jahr lag sie längere Zeit im Koma und war auf einenRollstuhl angewiesen.