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Film und Theater Film und Theater: Abschied von Erwin Geschonneck

Von Wilfried Mommert 03.05.2008, 13:52
Blumen, Kränze und ein Foto des verstorbenen Schauspielers Erwin Geschonneck in Berlin auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof. Geschonneck wurde dort am Samstag beigesetzt. (Foto: ddp)
Blumen, Kränze und ein Foto des verstorbenen Schauspielers Erwin Geschonneck in Berlin auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof. Geschonneck wurde dort am Samstag beigesetzt. (Foto: ddp) ddp

Berlin/dpa. - Geschonneck, der noch mit Brecht am Berliner Ensemblearbeitete und später mit Filmen wie «Das Beil von Wandsbek», «Karbidund Sauerampfer» oder «Jakob der Lügner» bekannt wurde, war am 12.März im stolzen Alter von 101 Jahren gestorben.

«Er war ein großer Volksschauspieler, er war ein Mann, nehmt allesnur in allem. Erwin Geschonneck, wir verneigen uns in Dankbarkeit!»,sagte Regisseur Thomas Langhoff in seiner Trauerrede in Anwesenheitder Politiker der Partei Die Linke Gregor Gysi, Lothar Bisky undPetra Pau sowie des Berliner Bürgermeisters und WirtschaftssenatorsHarald Wolf (Linke). Regierungschef Klaus Wowereit (SPD) hatte einenKranz niederlegen lassen ebenso wie die Akademie der Künste, das ZDFund das von Claus Peymann geleitete Berliner Ensemble (BE), dessenSchleife die Inschrift trug: «Dem großen Brecht-Schauspieler derErsten Stunde. In Bewunderung - Berliner Ensemble».

Das Urnengrab Geschonnecks liegt in der Nähe des anderen großenBE-Mannes George Tabori. Auf dem «Prominentenfriedhof» neben derBrecht-Weigel-Gedenkstätte sind unter anderem auch die Gräber vonHeinrich Mann, Anna Seghers, Heiner Müller, Stephan Hermlin, derPhilosophen Fichte und Hegel und des früheren BundespräsidentenJohannes Rau.

Langhoff, langjähriger Intendant des Deutschen Theaters in Berlin,würdigte Geschonnecks «langes und erfülltes Leben», der jetzt an der«sozialistischen Himmelstür» mit den Worten anklopfe: «Lasst mich nurherein. Ich bin ein Mensch gewesen und das heißt, ein Kämpfer sein!»Der geborene Ostpreuße Geschonneck sei ein Schauspieler voller Witzund Hartnäckigkeit gewesen, der sich auch politisch engagiert habe.«Er ist seinen Ideen treugeblieben und war auch aufmüpfig, aber erhat nicht an den Grundfesten seiner Partei und seines Landesgerüttelt», betonte Langhoff.

«Es erstaunte doch, dass dieser bedeutende Künstler in denNachrufen als ostdeutscher Schauspieler etikettiert wurde, als ob erSchauspieler in einem kleinen Bastardländchen war, in dem immerhinKünstler wie Brecht, Dessau, Seghers und Eisler gearbeitet haben, daswar sein Zuhause.» Geschonneck habe es ebenso verdient, «in daskulturelle Gedächtnis des deutschen Volkes» aufgenommen zu werden.1993 wurde er mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet. «Und ein Brechthätte seine Theaterideen ohne Menschen wie Busch, Weigel und ebenGeschonneck nicht verwirklichen können.»

Geschonnecks Sohn Alexander erinnerte daran, dass sein Vater zuden Überlebenden beim Untergang des Schiffes «Cap Arcona» am Ende desKrieges gehört habe und er genau am Jahrestag der Katastrophebeigesetzt werde. «Es ist der Lebenslauf eines Antifaschisten,Genossen und populären Schauspielers, ein Star zum Anfassen, einKomödiant mit Eigensinn am rechten Fleck. Er hatte ein großes Herzund war voller Witz, der als Gaukler in Erinnerung bleiben wollte,nicht als Tragöde.» Der Sohn und Regisseur Matti Geschonneck, der mitdem Schauspieler in den 90er Jahren den Film «Matulla und Busch»drehte, las auf Wunsch seines Vaters Brechts «Legende von derEntstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in dieEmigration». Zu den Trauergästen gehörten auch die SchauspielerHerbert Köfer und Jaecki Schwarz und der Filmautor WolfgangKohlhaase.

Die Schauspieler Jaecki Schwarz und Franziska Troegner nehmen am Samstag in Berlin auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof an der Beisetzung des verstorbenen Schauspielers Erwin Geschonneck teil. (Foto: ddp)
Die Schauspieler Jaecki Schwarz und Franziska Troegner nehmen am Samstag in Berlin auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof an der Beisetzung des verstorbenen Schauspielers Erwin Geschonneck teil. (Foto: ddp)
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