Film und Fernsehen Film und Fernsehen: Schauspieler beklagen Gagenverfall

Berlin/dapd. - Der Bundesverband der Film- undFernsehschauspieler (BFFS) beklagt einen zunehmenden Gagenverfall.In den vergangenen zwei bis drei Jahren seien die Gagen um bis zu 20Produzent zurückgegangen, sagte BFFS-Vorstandsmitglied Hans-WernerMeyer im Interview mit der Nachrichtenagentur dapd. Da gleichzeitigauch das Produktionsvolumen abgenommen habe, und die Filme in immerkürzerer Zeit abgedreht würden, summierten sich die Einbußen für dieSchauspieler zum Teil sogar auf bis zu 50 Prozent.
Meyer forderte, die Gagensituation müsse wieder auf «einbreiteres Fundament gestellt werden». Die Fernsehsender müssten mehrFolgevergütungen und Wiederholungshonorare zahlen. Es würden fastnur noch sogenannte Buy-out-Gagen gezahlt, die zwar etwas höherseien, aber jede weitere Vergütung ausschlössen.
Öffentlich-Rechtliche sollen mehr produzieren
Meyer («Die Cleveren», «Der Baader Meinhof Komplex») appelliertezudem an die öffentlich-rechtlichen Sender, wieder mehr zuproduzieren. «Die Finanzkrise ist nun vorbei», sagte er. Erkritisierte, die öffentlich-rechtlichen Sender gäben zu wenig Geldfür neue Produktionen aus und zu viel für den Erhalt ihresVerwaltungsapparates. Im Vergleich zu den privaten Sendern hättendie öffentlich-rechtlichen jedoch einen Kulturauftrag.
Zwischen Film und Fernsehen kann laut dem BFFS-Sprecher bei dengenannten Problemen nicht differenziert werden. «Es gibt kaum reineFilm- oder Fernsehschauspieler.» Zudem finanzierten die TV-Senderoft einen «Löwenanteil» der Kinofilme.
Gesetz zum vereinfachten Bezug von Arbeitslosengeld 1 «reinsymbolisch»
Mit Blick auf das 2009 in Kraft getretene Änderungsgesetz zumBezug von Arbeitslosengeld 1, mit dem die Bundesregierung dieBenachteiligung von Schauspielern und anderen kurzfristigBeschäftigten aufheben wollte, sagte Meyer, das Gesetz sei zwar ein«wichtiger Schritt gewesen, weil erstmalig die strukturelleBenachteiligung kurzfristig Beschäftigter anerkannt wurde. In derUmsetzung sei es aber leider nahezu wirkungslos». Laut eineraktuellen Studie komme es in der Realität nur 4,6 Prozent derBefragten zugute.
Der BFFS fordert daher schnellstmöglich eine Evaluierung desGesetzes und den Wegfall diverser Einschränkungen, zum Beispiel dieBefristung der kurzfristigen Beschäftigung auf höchstens sechsWochen.
Meyer sagte, von den politisch Verantwortlichen habe es dasVersprechen gegeben, das Gesetz früher als 2012 zu evaluieren undbei Bedarf nachzubessern. Der Verband sei dazu im Gespräch mitVertretern aller Parteien. «Wir warten jetzt dringend auf Antwort.»
Im Januar nächste Gagenverhandlungen
Der BFFS führt derzeit zusammen mit ver.di Tarifverhandlungen mitder Produzentenallianz. Die nächste Runde ist für Mitte Januarangesetzt. Der Bundesverband stellt mit mehr als 1.600 Mitgliederneigenen Angaben zufolge den größten Berufsverband der nationalenFilm- und Fernsehindustrie.